⛧ Kapitel 13 ⛧

223 24 6
                                    

Die Stadt war grau und leer, der heftige Regen hatte auch die letzten Menschen in ihre Häuser vertrieben und prasselte mit einer drückenden, kalten Endgültigkeit auf Gehwege und Laternen, Autos und Bäume. Kein Lebewesen war zu sehen, die einzigen Farben waren die in dunklen Schaufenstern oder von blinkenden Ampeln.

Und inmitten all diesem Grau bewegte sich ein einzelner weiß-gelber Fleck mit hängenden Schultern ziellos und langsam durch die Straßen.

Yeosang konnte gar nicht sagen, wie lange er schon durch die Straßen lief. Sein T-Shirt war schon längst durchnässt und wahrscheinlich auch durchsichtig, der klamme Stoff seiner Jeans klebte an seinen Beinen und seine Sneaker quietschten leise mit jedem Schritt.

Er spürte die Kälte. Natürlich fühlte er sie.

Es war ihm bloß egal.

Er fühlte sich melancholisch, wie als ob ein wichtiges Teil, ein wichtiges Gefühl, gerade verschwunden war und nun eine klaffende Lücke zurückließ. Er wusste nicht einmal, warum er sich so fühlte. Irgendwie miserabel, traurig, vielleicht sogar erbärmlich. Leer.

Es dauerte noch lange, bis er nach Hause kam. Draußen dämmerte es bereits, die Straßenlaternen begannen, die Straßen in ein gelbes Licht zu hüllen.

Die Tür öffnete sich mit einem Klacken und Yeosang schlurfte langsam in den Flur, streifte sich seine durchweichten Schuhe von den Füßen und lief in Richtung seines Zimmer, ignorierte den kleinen Pfad aus Wasser komplett, den er auf dem Boden hinterließ.

"Yeo? Bist du wieder da? Wo warst du so lange?...YAH WARUM BIST DU SO NASS?! HUH?!" Der Blonde seufzte schwer und drehte sich zu dem Jüngeren um:"Woo, ich bin in Ordnung. Okay?" "Nichts ist okay! Wir müssen dich schnell umziehen, du brauchst trockene Sachen, ein warmes Bad und heiße Schokolade!"

"Wooyoung ich bin okay! Lass gut sein." Damit verschwand der Blonde in seinem Zimmer und verschloss die Tür hinter sich.

Und so blieb Wooyoung nichts anderes übrig, als die kleinen Pfützen aufzuwischen und zu beten, dass Yeosang sich keine Lungenentzündung holte. Er würde ihn morgen nach dem Grund fragen.

─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ───

Yeosang hatte Fieber am nächsten Morgen. Zwar nicht schlimm, nur erhöhte Temperatur, leichter Husten und Schnupfen aber trotzdem wäre es Wooyoung und auch Seonghwa lieber gewesen, wenn er daheim geblieben wäre.

Der Blonde wollte aber nicht daheim bleiben und quälte sich so aus seinem Bett und nahm Medizin, um zur Uni zu gehen. Seine Freunde warfen ihm den ganzen Tag besorgte Blicke zu, trotz seiner Aussage, das mit ihm alles in Ordnung war. Seonghwa hätte ihm auch am liebsten frei gegeben aber auch das lehnte Yeosang dankend ab. Und so erschien er nachmittags zur Arbeit.

─── ・ 。゚☆: *.☽ .* :☆゚. ───

Jongho hatte ein unendlich schlechtes Gewissen.

Er hätte Yeosang nicht die Tür vor der Nase zuschlagen dürfen, hätte überhaupt nicht so gemein sein dürfen. Er nahm sich fest vor, sich bei dem Blonden zu entschuldigen. Aber als er nach der Uni an der Tür zu seinem Apartment klingelte, war nur Wooyoung da.

"Wo ist Sang? Wohnt er nicht hier?" Der Weißblonde kicherte und lehnte sich gegen den Türrahmen:"Doch doch, wir sind Apartment Mates! Yeo ist beim Arbeiten." "Arbeiten? Wo? Kannst du mir die Adresse sagen?" "Er arbeitet in Café Treasure. Warum?" "Ich will mit ihm reden."
"Achso. Na dann. Have fun. Ah halt, sag ihm bitte das ich heute Abend nicht da bin, ja? Ich bin bei San und bleibe da auch bis Morgen."

Der Rothaarige nickte und mit einem letzten "Bye" drehte er sich um und machte sich auf den Weg nach draußen. Dort zog er sein Handy aus der Tasche und öffnete seine GPS-App, suchte nach einem Café namens Treasure. Er fand es auch bald, es war nicht so weit entfernt.

Hoffentlich war Yeosang dort.

One Day at a Time   Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt