⛧ Kapitel 20 ⛧

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Jongho starrte die Tür an.

Er wusste, dass er sich den Tatsachen irgendwann stellen musste. Aber jetzt...? Konnte er das?

Der Rothaarige verpasste sich eine kräftige innerliche Ohrfeige. Er war Choi goddamn Jongho. Derjenige, der sich von niemandem außer vielleicht Hongjoong etwas sagen ließ. Er konnte ja wohl seine Fehler gerade biegen oder?! Er würde es schaffen...oder bei dem Versuch scheitern.

Also hob er die Hand und drückte auf die Klingel.

Jongho knabberte nervös auf seiner Unterlippe während er darauf wartete dass Schritte näher kamen und sich die Tür mit einem leisen Klacken öffnete. "Wooyoung, hast du deine Unterhose schon wieder verg- Was machst du hier ?!" Yeosang sah müde aus. Müde und positiv mörderisch. Unter seinen haselnussfarbenen Augen lagen dunkle Schatten und seine Lippen bildeten eine missbilligende schmale Linie.

"Sang-ah, bitte lass es mich erklären." "Ich wüsste nicht was es da zu erklären gibt." Damit wollte er die Tür wieder zu ziehen aber Jongho stellte in letzter Sekunde seinen Fuß zwischen Tür und Rahmen, hielt sie so offen. "Bitte Sangie. Bitte."

Yeosang blickte ihm prüfend in die Augen, dann stöhnte er und fuhr sich mit der freien Hand durch seine zerzausten Haare:"Na schön. Du hast drei Minuten." "Danke."

Die beiden liefen ins Wohnzimmer, Jongho setzte sich nervös auf das hellgraue Sofa. Yeosang setzte sich ihm gegenüber und steif wie ein Brett auf einen kleinen Stuhl. Er verschränkte seine Arme und lehnte sich zurück:"Die Zeit läuft."

"Erstmal...es tut mir wirklich wirklich leid das ich dir nichts gesagt habe, wirklich. Ich wollte dich nicht verletzen, das ist das letzte was ich will. Mir ist erst letztens aufgefallen, dass du der Junge von damals bist. Mein damaliger bester Freund. Du hast Recht, ich wollte dann mit Absicht nichts sagen. Ich...wollte dich nicht verlieren aber dadurch habe ich alles nur noch schlimmer machen. Ich war so gemein zu dir, Sangie. Ich habe dich verletzt und dich dann allein gelassen, ich war ein schrecklicher Freund und weil ich dir nicht gesagt habe, dass wir uns schon kannten, bin ich auch ein schrecklicher Lover. Es tut mir leid."

Jongho sah echt fertig aus. Seine Haare waren nass und unordentlich, sein Hoodie hatte braune Flecken, wahrscheinlich von Kaffee oder so. Er trug zwei verschiedenfarbene Socken (Rot und Schwarz) und die Schnürsenkel seines linken Turnschuhs war offen. Seine schokoladenfarbenen Augen schauten traurig und seine Finger spielten nervös mit dem Saum seines Pullis.

"Und du meinst das Ernst?"
"Ja verdammt. Ich meine jedes einzelne Wort ernst. Es tut mir wirklich unglaublich leid, Yeosang. Alles. Das ich damals so gemein zu dir war, dass ich es vor dir verheimlicht habe und dass es überhaupt so weit kommen musste. Ich wünschte ich hätte es dir gleich gesagt aber...ich konnte es nicht."

Stille.

Merkwürdige, unangenehme und dicke Stille. Diese Sorte, die man auf der Zunge schmeckte und die einem kalte Schauer über den Rücken laufen ließ, während man gleichzeitig schwitzte und fieberhaft überlegte, wie man aus dieser Situation wieder herauskam.

Aber Jongho würde bleiben. Er würde bleiben und warten. So lange wie es dauerte. Bis Yeosang wieder mit ihm sprach.

Sekunden verstrichen.
Dann Minuten.

Jongho wusste gar nicht, wie lange es dauerte aber irgendwann seufzte Yeosang und grummelte vor sich hin:"Ich nehme deine Entschuldigung an, Jongho. Aber ich will wissen, warum du damals gegangen bist."

Jongho lächelte vorsichtig:"Okay, also...meine Eltern hatten damals viel Streit und Stress wegen ihrer Firma und meinen Großeltern und haben sich irgendwie fast getrennt. Die Lösung für beide war, wieder in die Stadt zu ziehen, warum auch immer. Also haben sie auch bald nach einem Haus gesucht und mir gesagt, dass ich mich von dir verabschieden sollte. Ich, ich wollte nicht, dass du...dass du einsam bist und mich vermisst, weißt du? Also war ich gemein zu dir, ich wollte dass du mich hasst und mich vergisst. Also habe ich dich weggestoßen. Und ich habe dich jeden einzelnen Tag danach vermisst...irgendwann wurde ich älter und die Erinnerungen an dich verblassten. Bis ich dich wiedergetroffen habe und ich mich in dich verliebt habe. Als du bei mir übernachtet hast, nach der Party, ist es mir aufgefallen aber ich wollte das, was wir hatten, nicht zerstören und deshalb war ich still."

Yeosang nickte nachdenklich. Er verstand was Jongho meinte. Was passiert war.

Der Blonde stand auf und lief langsam zu Jongho, setzte sich auf seinen Schoß, schlang seine Arme um seine Schultern und lehnte seine Stirn an die des Rothaarigen. Die beiden teilten sich einen Atemzug, Jongho legte seine Hände vorsichtig auf die Hüfte des Blonden.

Yeosang lächelte ein wenig:"Ich verstehe." Dann legte er vorsichtig seine Lippen auf Jongho's.

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