part: sept

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🌼de l'art🌼

Müsste Jeongguk sich für einen Lieblingsgeruch entscheiden, würde er sich zwischen dem von Taehyung und dem von Sommerregen gemischt mit jenem von Ölfarben entscheiden müssen.

Es regnete und doch stand Balkontür auf, die ersten paar Fliesen von dem erfrischenden Nass dunkelgefärbt und die Tropfen die herein wehten schienen einen spielerischen Wettkampf zu führen, wer am weitesten in das Wohnzimmer hineinkam.

Jeongguk hatte die letzten Stunden damit verbracht zu malen. Seine Finger waren von Ölfarben gesprenkelt und die Luft im Wohnzimmer getränkt von dem unverkennbar schweren industriellen Geruch. Als er einem Impuls gefolgt war und angefangen hatte, hatte er die Staffelei aus der hinteren Ecke des Wohnzimmer direkt an die offene Balkontür gezogen und sie so gedreht, dass sein Blick auf Taehyung lag und ihn ab und zu bei einer außerordentlich starken Windböhe Regentropfen an den Beinen treffen konnten.

Taehung saß an dem geöffneten Flügel der das Zentrum des Wohnzimmers bildete. In all der Zeit die er dort saß, hatte er nur wenige Male seine Finger auf die Tasten gelegt. Aber wenn er es tat, entlockte er dem Instrument die schönsten, süßesten und wehmütigsten Töne.

Natürlich zeigte die Jeongguks Leinwand Taehyung. Es war ein selbstverständlicher Automatismus der nichts anderes zuließ. Jeongguk hatte schon lange den Überblick über die abertausenden Zeichnungen und Bilder verloren die Taehyungs Lippen, seine Hände, sein ebenmäßigen Gesichtszüge, schwermütigen Augen oder ihn ganz darstellten. Er konnte einfach nicht davon ablassen Taehyungs Schönheit wieder und wieder zu malen, sie so darzustellen wie er sie empfand, wie er sie liebte.

Taehyungs Finger fanden ihren Weg wieder zu den Tasten, verharrten einen Moment über dem weißen Elfenbein, als hätte er zu großen Respekt vor dem Instrument, ehe er sie vorsichtig über die Tasten streichen ließ. Sie spielten eine Melodie, die keinen Noten folgte, sondern aus dem Moment entstand, aus dem Gefühl der leicht wehenden Vorhänge, des sanften Windes der ab und zu seinen Weg in das Innere des Hauses fand. Die sanften Harmonien schwangen durch den Raum, legten sich um Jeongguk, führten seine Hand, um die letzten Pinselstriche auf der Leinwand zu tun. Kurz versank er in dem Bild, in den hellen Braun und Beigetönen, in dem warmen Gold welches er für Taehyungs Haut zu nutzen pflegte.

Ein leises Summen riss ihn aus seinen Gedanken und er hob sofort den Blick, hielt den Atem in sehnsüchtiger Erwartung an den Klang von Taehyungs Stimme an. Taehyung sang selten. Jeongguk konnte die Male, die er in den Genuss gekommen war ihn ernsthaft singen zu hören an einer Hand abzählen. Der honigweiche, tiefe Klang lullte ihn ein und er begegnete Taehyungs Blick über den Flügel hinweg. Atemlos traf er seinem Blick, vollkommen eingenommen von dem Klang Taehyungs Stimme und den braunen Augen. Die unendlich tiefe Verbundenheit die in diesem Moment zwischen ihnen herrschte, trieb Jeongguks Herzschlag ins Unermessliche. Er verlor sich in Taehyungs Anblick, in seinem Klang, in diesem Moment der ihm alles bedeutete.

Sein Bild verlor an Bedeutung, wurde ihm doch zum hundersten Mal bewusst, dass niemals ein Mensch in der Lage sein würde einen Charakter in seinen ganzen Facetten in seinen Farben und Tiefen darzustellen. Taehyungs Stimmlage und die Melodie, die er beständig auf dem Flügel spielte, wechselten von dem klaren Dur in ein schweres Moll. Jeongguk erschauderte bis in seine Fingerspitzen als er Zeuge von dem Schönsten wurde, dass er jemals erlebt hatte. Er erstickte in dem ruhigen Klang Taehyungs Stimme und der Akkorde die sie stets in absoluter Perfektion begleiteten und von Melancholie getränkten Gedanken erzählten, ertrank in Taehyungs Augen, die ihm von Liebe und Schmerz erzählten, wurde von dem schweren Geruch von Sommerregen und Ölfarbe erdrückt, der ihn in der Realität behalten wollte.

Dass er wirklich und aufrichtig weinte, wurde ihm erst bewusst, als Taehyungs Stimme schon lange verklungen war, seine Finger schon lange die weichen Tasten des Flügels verlassen hatten. Taehyung erhob sich, durchquerte den Raum in wenigen Schritten und streckte die Hand nach Jeongguk aus, der diese ohne Zögern nahm und sich in Taehyungs Arme ziehen ließ. Sanft wurde er durch den Raum dirigiert bis sie an der Balkontür standen, die auf die unüberdachte Nordterrasse hinausführte. Der Regen drang hier ungehindert auf die Fliesen und als Taehyung ihn über die Schwelle führte, vermischte er sich augenblicklich mit seinen Tränen, spülte die Schwere hinfort und ließ sein Herz leich werden. Er löste sich von Taehyung, suchte seinen Blick und wusste in dem Moment in dem er Taehyungs warmbraune Augen fand, die ihn mit dem liebevollstem Ausdruck empfingen, dass dieser ihn verstand. 

"Das war so schön", murmelte er und verlor sich in Taeyhungs Wärme, seinem Geruch, seinem Sein.

Seine Stimme war leise und unstet aber Taehyung verstand ihn ohne Probleme, fuhr ihm nachsichtig durch das nasse Haar, strich über seine Wangen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.


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