Kapitel 6
Irgendwann kam Kale zu ihr und wickelte sich ebenfalls ein. "Wir können uns die neuen Sachen holen gehen", sagte er, während er sich etwas schüttelte, um sein Haar zu trocknen.
Dadurch bekam Rina einige Wassertropfen ab und sie quietschte, ohne sich großartig zu bewegen. „Was für neue Sachen?", fragte sie schläfrig und sah ihn aus halb geschlossenen Augen an.
"Na willst du im Handtuch zum Essen gehen?", fragte er lachend. "Unsere gewaschenen Sachen", meinte er belustigt.
Schwerfällig erhob sich Rina mit einem breiten Grinsen. „Ich hätte nichts dagegen, nur im Handtuch essen zu gehen, aber Vater wird das nicht gut heißen", antwortete sie und streckte sich ausgiebig. Dabei kam ihre schlanke, zierliche Figur gut zur Geltung.
Kale lachte weiter. "Ja, das wäre er wohl nicht", stimmte er zu. "Zudem hast du eine leichte Lederrüstung bekommen. Damit wir unser Schwertspiel weiter ausweiten können."
„Eine Lederrüstung?", fragte Rina quietschend und mit Begeisterung. Sie hatte einige Kinder gesehen, die eine trugen und sie fand diese nicht nur hübsch, sondern auch praktisch. „Ist das toll! Wie weitet man das Spiel denn aus?"
"Indem wir neue Dinge lernen. Vater möchte dich auch unterrichten. Wann hat er nicht gesagt, aber sicherlich bald", meinte Kale, der mit ihr zusammen zu dem Raum ging, in dem sie ihre Kleider abholen konnten.
Bevor sie die Kleidung nahm, grapschte Rina mit klopfenden Herzen nach Kales Arm. „Ich darf an eurem Unterricht teilnehmen?", fragte sie atemlos. Sie fühlte sich so glücklich, dass sie Kale umarmen musste. Scheinbar war Vater mit ihr zufrieden genug, dass sie endlich daran teilnehmen durfte. Ein Traum, den Rina verfolgt hatte, seitdem sie Lesen und Schreiben lernte, wurde endlich wahr!
Kale lachte. "Ja, er hat gesagt er überlegt, wann er dich einweiht. Dann wirst du auch Bogenschießen lernen dürfen. Aber alles mit der Ruhe."
Rina fiel vor Schreck die frische Kleidung aus der Hand und sie beeilte sich, diese aufzuheben. „Ehrlich? Noch besser kann es gar nicht werden", behauptete sie überzeugt und wusste, dass sie rot im Gesicht war. Eine größere Ehre gab es nicht.
Kale lachte weiter, bevor er sich begann anzuziehen. "Mach langsam. Vater wartet beim Essen", meinte er und war über Rina belustigt.
Seine Worte brachten sie dazu, wirklich langsamer zu machen. Vater mochte keine Hektik. Wahrscheinlich, weil er alt war, aber er erzog sie alle dazu, alles in Ruhe und mit bedacht zu tun. Das war auch Rina wichtig, weshalb sie sich langsam anzog und sich in Gedanken zur Ordnung rief. Es konnte vorkommen, dass Vater es sogar sein ließ, wenn sie zu aufgedreht war. Und das wollte sie nicht.
Gemeinsam liefen sie schließlich in den Speißraum, wo die anderen bereits aßen.
Wie erwartet, wartete dort Vater an seinem Tisch und winkte beide zu sich.
Rina warf Kale einen fragenden Blick zu und lief dann zu Vater. „Du möchtest uns sprechen, Vater?", fragte sie höflich und umarmte ihn zur Begrüßung. Zusätzlich gab sie ihm einen einzigen Kuss auf die Wange.
"Ich möchte zuerst mit Kale sprechen, dann mit dir. Setzt euch also bitte beim Essen zu mir", bat er. Es war Tradition, dass wichtige Dinge beim Essen besprochen wurde.
„Natürlich. Soll ich dir etwas zum Essen bringen, während du mit Kale sprichst?", fragte Rina und versuchte, ihre Aufgeregtheit zu verstecken.
"Ein bisschen Obst reicht mir heute", sagte er, nickte aber zustimmend.
Besorgt sah Rina ihn an. Es war nicht normal, dass er so wenig aß, weshalb sie ihn fragte, ob alles in Ordnung war. Sein Gesundheitszustand war ihr wichtig. Immerhin hatten die Kinder niemanden mehr, wenn er starb.
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Drachenaugen - Der Vertrauensbruch (Band 5) [Leseprobe]
FantasyNach ihrer Entführung kommen Fenrirs Erinnerungen an ihr altes Leben endlich zurück. Allerdings vertraut der Schamane und ihr bester Freund ihr nicht mehr. Geschweige denn die anderen im Dorf, in dem Fenrir lange Zeit gelebt hatte. Es hat sich eini...