Tag 4

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Tag 4

Amilo


Liebes Tagebuch,

ich bin heute zu spät aufgewacht. Also nur zu spät zum Frühstück. Aber wer hat wohl noch geschlafen. Viviana! Als sie zehn Minuten später immer noch nicht munter war, machte ich mir schon sorgen, dass sie gar nicht mehr aufwachen würde. Es hört sich vielleicht blöd an aber meine Cousine ist genauso gestorben und ich habe genau in dieser Nacht bei ihr übernachtet. Natürlich habe ich mich gefragt, warum sie nicht aufgewacht ist, nachdem ich ihr mit einer Trompete ins Ohr getrötet habe. Ich habe das damals nicht verstanden. Ich war erst elf Jahre alt. Das ist jetzt schon ganze sieben Jahre her und noch immer trauere ich um sie. Leah, das war ihr Name, war so ziemlich die Einzige, die mich verstand. Aber ich will gar nicht mehr darüber nachdenken.

Als ich eben Vivana so daliegen sah bekam ich Angst, dass sie auch nicht mehr aufwachen würde. Ich wusste nicht was ich tun sollte, deshalb rüttelte ich sie, bis sie endlich aufwachte. Ich war noch nie so erleichtert wie in diesem Moment. Ich gebe es ja eigentlich nicht so gerne zu, aber Viviana lag mir wirklich am Herzen.

Der Unterricht war auch nicht besonders spannend.

In der Pause nah der dritten Stunde wurde es aber ein wenig spannender. Als ich sah, dass Viviana in die Bücherei folgte ich ihr leise, weil ich unbedingt mit ihr reden und die Probleme aus der Welt wollte. Es gelang mir tatsächlich einen Waffenstillstand auszukorken. Natürlich nur dank mir.

Auf einmal hatte ich das Gefühl, dass ich unbedingt erzählen wie meine Kindheit war und Viviana hörte mir tatsächlich zu. Als ich fertig war hatte ich Tränen in den Augen. Ich wollte sie mir gerade wegwischen aber die Hand meiner Mitbewohnerin lag auf meiner. Doch nicht nur das, unsere Finger waren verschlungen als wären wir ein Paar. Ein angenehmes Kribbeln ging durch meinen Körper und ich wollte ihre Hand nicht mehr auslassen. Als ich das Mädchen vorsichtig anlächelte bemerkte sie erst die Situation. Ich war mir so sicher, dass sie Ihre Hand wegziehen würde, aber nichts passierte.

Den restlichen Tag konnte ich über nichts anderes als diesen einen Moment und das Kribbeln nachdenken. Ich weis nicht was los ist.

Goodbye dear diary.

Tagebuch einer KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt