Tag 4

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Viviana

Liebes Tagebuch,

du wirst mir nicht glauben, wie ich heute aufgeweckt wurde. Durch unser sehr geehrtes Prinzlein. Ich wurde wachgerüttelt und ein völlig fertiger Amilo stand neben mir. Ich sag's ja nicht gern, aber hätte er mich nicht aufgeweckt, wäre ich zu spät zum Unterricht gekommen.

Natürlich habe ich mich sofort fertig gemacht und bin ohne Kommentar aus dem Zimmer in den Unterrichtssaal gestürmt. Erstes Fach: Kriegsstrategie! Ich habe mich so darauf gefreut, weil ich lieber plane, als zu kämpfen. Wir durften zu zweit überlegen, durch welche Taktik man Gegner am Meer am besten kentern lassen konnte. Alles was am offenen Wasser war, war ein Fels. Tolle Aufgabe, blöder Partner. Ausgerechnet Cibella! Wie es schon zu erwarten war tat ich die ganze Arbeit und sie nahm den Lob für „unsere" tolle Idee an. Da wir als erstes fertig waren, mussten wir noch eine Strategie planen als meine Partnerin mir plötzlich etwas ins Ohr flüsterte. Ich habe nicht richtig verstanden was sie gesagt hat, aber irgendetwas mit Amilo, fernhalten und sonst Rache. Oder so ähnlich. Ich weiß aber genau was sie meint, und zwar, dass ich mich von Amilo fernhalten soll sonst würde es Rache geben. Ich weiß nicht so schwer zu erraten. Es hat mich aber nicht gekümmert, da ich ihn sowieso nicht mag. Ich habe deshalb einfach weitergemacht, bis die Stunde vorüber war. Cibella hat mich dann auch in Ruhe gelassen und kein weiteres Wort mehr mit mir gesprochen. Wenn kümmerts?

Zweite und dritte Stunde, schon wieder Nahkampf. In der ersten Hälfte haben wir ein paar neue Kampftechniken gelernt und dann ging es ans Kämpfen. Ich Glückspilz bekam Cibella als Gegnerin. Ich muss schon sagen, heute kam das Glück von allen Seiten. Zum Leidwesen meiner Gegnern gewann ich. Die hat mich dann angestarrt. Wenn Blicke töten könnten. Ihr Kopf war schon rot, wie eine Tomate so wütend war sie. Nach fünf Minuten Starren stürmte sie vom Platz. Unser Lehrer sagte nichts und grinste nur ein wenig. Als er bemerkte, dass ich zu ihm sah, winkte er mich zu ihm. Er meinte, ich hätte das neu gelernte sehr gut umgesetzt und dass ich es in der nächsten Stunde gegen unseren sehr geehrten Prinzen versuchen soll! Oh Gott, no way.

Nach der Stunde wollte ich mich während der Pause in die Bibliothek verziehen und weiter nach meiner Familie suchen. Doch wer hielt mich auf? Unser Prinzlein natürlich. Er wollte „reden". Ich wollte nicht, aber das war ihm ganz egal. Er zog mich in unser Zimmer und forderte mich auf, mich zu setzten. Da ich wusste, dass wehren nichts bringen würde habe ich es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht und ihn hasserfüllt angesehen. Doch als ich sah, dass Schmerz in seinen Augen flackerte fing ich leicht an zu Lächeln. Auch wenn er nicht zeigen will, dass er auch ein Herz hatte, wusste ich, dass es an dem richtigen Fleck saß. Wir haben uns tatsächlich unterhalten, ohne gleich zu streiten. Schlussendlich einigten wir uns auf Waffenstillstand und er meinte, dass wir zwar nun keine Freunde aber auch keine Feinde mehr waren. Was wir sonst sind. Ich habe nicht den geringsten Schimmer.

Er erklärte mir seine Situation, wie es so war als Prinz, wenn man mit einem Mädchen fast verlobt ist, dass man nicht ausstehen konnte und man sich ziemlich sicher war, dass man eine andere liebte. Er tat mir schon irgendwie leid, aber wen interessiert es? Amilo erzählte mir von dem Todestag seiner Mutter. Die verstorbene Königin Maelle war bei einem Rebellenangriff getötet. Seit diesem Tag an war unser König nicht mehr derselbe. Er ließ alle Menschen, die er für Rebellen hielt, umbringen und stritt mit einem Land nach dem anderen. Als ich versuchte zu begreifen, wie schwer Amilo Kindheit war, sah ich das er leise weinte. Da ich kein Unmensch bin, umarmte ich ihn und versuchte gut auf ihn einzureden. Seine Hand zitterte und deshalb legte ich meine auf seine. Er sagte nichts und sah mich nur ein wenig verdutzt an, als ich bemerkte das sich unsere Finger verschlungen hatten. Da ich aber wusste, wie er sich gerade fühlen musste, nachdem er mir das alles erzählt hatte, lies ich es dabei.

Der restliche Tag verging und der Prinz lächelte mich sogar manchmal an. Vielleicht waren wir ja doch Freunde.

Gute Nacht liebes Tagebuch.

Tagebuch einer KriegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt