Eliza war nicht überrascht, dass jemand am frühen Abend an ihrer Hoteltür klopfte. Während der Dreharbeiten war es schon häufiger vorgekommen, dass Nick ihr auf diese Weise Nachrichten zukommen ließ. Einmal hatte er zum Beispiel den Dialog einer Szene, die am Folgetag gedreht werden sollte, kurzfristig abgeändert, und ein anderes Mal hatte es aufgrund eines drohenden Sandsturms, der Außendrehs am Folgetag unmöglich machte, Verschiebungen im Drehplan gegeben. Deshalb rechnete Eliza damit, dass es wieder eine kleinere Änderung geben würde, als sie die Tür öffnete.
Womit sie nicht rechnete, war, dass Charlie Gilbert in seiner ganzen Pracht vor ihr stehen würde. „Hallo, Eliza. Ich glaube, wir müssten mal miteinander reden und ein paar Dinge klären, wenn wir weiter miteinander arbeiten wollen. Was hältst du davon, wenn wir eine kleine Spritztour durch die Wüste machen?"
Er sah wirklich unverschämt gut aus, so wie er sich vollkommen locker an den Türrahmen lehnte und sie mit seinen Augen fixierte, die so elektrisierend-blau waren, dass man (oder doch eher frau) sich darin verlieren konnte. Hinzukam, dass sich die Konturen seines perfekt geformten Körpers durch sein Filmkostüm vom heutigen Dreh, das er noch nicht ausgezogen hatte, so deutlich abzeichneten, dass er ihr seine Männlichkeit quasi auf dem Servierteller präsentierte. Wenn man Charlie in eine knallenge Jeans steckte und in ein einfaches Hemd, dessen obere Knöpfe man bis zum Brustansatz locker offen ließ, musste er nicht viel sagen oder tun, um eine Frau zu becircen. Eliza wusste, dass sich Charlie seiner Wirkung auf Frauen sehr wohl bewusst war, und fragte sich, warum er in diesem Aufzug ausgerechnet an ihrer Tür geklopft hatte.
„Kannst Du mir einen vernünftigen Grund nennen, warum ich das tun sollte? Etwa damit du mich verführen oder irgendwo in der Wüste zurücklassen kannst, falls wir uns wieder streiten?", fragte Eliza. In einer Stunde würde es draußen nämlich dunkel sein, und deshalb verstand sie nicht, wieso er ausgerechnet jetzt in ihrem Hotelzimmer auftauchte und mit ihr weggehen wollte. Sicher konnten sie das, was er mit ihr diskutieren wollte, noch morgen besprechen und zwar bevorzugt in Nicks Gegenwart.
„So sehr mir der Gedanke, dich irgendwo da draußen auszusetzen und dich dir selbst zu überlassen, in den Momenten gefallen mag, in denen wir uns miteinander streiten, so bitte ich dich jetzt einfach, mir zu vertrauen. Es ist mir schon klar, dass ich dieses Vertrauen in deinen Augen nicht verdiene, und ich kann dir das nicht einmal übelnehmen...", begann er.
„Charlie, was willst du von mir?", unterbrach Eliza ihn plötzlich. Sie hatte eigentlich geplant, sich einen gemütlichen Abend in ihrem Hotelzimmer zu machen. Aber wenn er eine bessere Idee hatte, sollten sie sich besser früher denn später auf den Weg machen.
„Ich möchte, dass wir einfach ein wenig hier in der Gegend herumfahren und miteinander reden. Wann immer ich ein Problem habe, steige ich normalerweise ins Auto und mache das. Es hilft mir dabei, genauer über etwas nachzudenken, und das Problem von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten", erklärte er und schaute sie mit seinen großen, blauen Augen an, denen sie kaum widerstehen konnte.
Eliza war klar, dass es gefährlich war, mit ihm wegzufahren. Ihr Verstand sagte ihr, dass es ein Riesenfehler war, sich ihm auf diese Weise auszuliefern. Vielleicht würde er sie wirklich in der Wüste zurücklassen oder ihr Gewalt antun, wenn niemand in ihrer Nähe war, weil sie eben bei den Dreharbeiten dieses blöde Glas nach ihm geworfen hatte. Doch sie vernahm auch eine weitere innere Stimme, vermutlich die ihres Herzens, die ihr sagte, dass er wirklich gekommen war, um Frieden mit ihr zu schließen. Denn grundsätzlich war Charlie kein schlechter Kerl - und er sah noch dazu verdammt gut aus. „Okay. Gibt mir eine Minute", sagte sie deshalb.
Wie sich herausstellte, hatte er einen der Jeeps, welche die Produktion gemietet hatte, ausgeliehen. Damit fuhr er mit ihr schnurstracks in das Wüstengebiet in der Nähe von Fort Bull. Sie fuhren dabei durch Landstriche, in denen es keine gepflasterten Straßen gab, sondern nur Pfade, welche die ortsansässigen Bauern und Cowboys benutzten. Obwohl Eliza zu ihrer Verwunderung feststellte, dass Charlie anders als so viele männliche Schauspieler nicht einmal versuchte, sie mit einem rasanten Fahrstil zu beeindrucken, sondern im Gegenteil ein sehr umsichtiger, guter Fahrer war, bestand die Gefahr, dass er sich in dieser Gegend einen platten Reifen holte oder irgendwo steckenblieb.
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