4. Kapitel

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Am nächsten Morgen wurde ich durch ein Kissen geweckt, welches Hermine unsanft in mein Gesicht geschleudert hatte. „Aufstehen! Wir kommen noch zu spät, du hast nur noch 10 Minuten, dann müssen wir unten beim Essen sein." triezte sie mich, während ich mir die Augen rieb und zu Ginny rüber schaute, die sich gerade aus dem Bett wälzte. Mein Blick fiel zur Uhr und als ich realisierte, dass Hermine recht hatte und wir nur noch 9 Minuten hatten, sprang ich aus dem Bett und richtete mich so schnell ich konnte. Die Zeit reichte gerade um mich umzuziehen, Zähne zu putzen und mir die Haare zu kämmen. Die zwei warteten schon ungeduldig und fingen an mich noch mehr zu stressen. Wir hatten nur noch eine Minute und sprinteten los.

Unauffällig schlichen wir uns in die große Halle und setzten uns an unsere Plätze. Es hatte zum Glück keiner bemerkt, dass wir fünf Minuten zu spät gekommen waren. „Da seid ihr ja endlich." sagte Ron mit vollgestopftem Mund und Harry nickte zustimmend. „Haley hat mal wieder verschlafen und wenn ich sie nicht wachgerüttelt hätte, würde sie immer noch im Bett liegen." meckerte Hermine, woraufhin Ron und Harry anfangen mussten zu Lachen. „Aber Ginny ist auch nicht besser, sie hat schließlich auch verschlafen." versuchte ich mich zu verteidigen. „Ich schaffe es aber, mich noch rechtzeitig zu richten, während wir immer auf dich warten müssen." brachte sich Ginny ein und ich machte ein beleidigtes Gesicht. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion, weshalb ich nichts mehr erwiderte und mich dem Essen widmete.

Nach dem Unterricht gingen Hermine, Harry, Ron und ich in den Raum, in dem der Feuerkelch stand. Es hatten sich schon viele Schüler und Schülerinnen versammelt, um ihre Namen hineinzuwerfen oder um anderen Schülern dabei zuzusehen. Ich schaute mich ein wenig im Raum um und bemerkte Cedric, der sich gerade mit seinen Freunden unterhielt. Kurz darauf bemerkte er, dass ich ihn anstarrte und zwinkerte mir zu. Ich drehte meinen Kopf schnell zu Hermine, die in ein Buch vertieft war. Sie bemerkte gar nicht, dass ich sie ansah, weshalb ich mich wieder von ihr wegdrehte und zu Fred und George blickte, die versuchten ihre Namen in den Kelch zu werfen, obwohl sie zu jung waren. Es hat natürlich nicht funktioniert.

Nachdem ich mich kurz mit den Zwillingen unterhalten hatte, setzte ich mich wieder zu Hermine und wir beobachteten die lebensmüden Schüler, die ihre Zettel hineinwarfen. Auf einmal stand Cedric auf und lief auf den Feuerkelch zu. Ich schaute ihn irritiert an. Wollte er etwa seinen Namen da reinwerfen? Er tat es wirklich, ob das jetzt gut oder schlecht war, konnte ich nicht sagen. Mehrere Leute fingen an zu jubeln, als sich der Zettel im Kelch auflöste, während Cedric sich mit seinen Freunden abklatschte. Sein Blick traf meinen. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte und lächelt ihm einfach zu. Mein Lächeln schien ihn zu beruhigen, denn er entspannte sich für einen Moment. Wir schauten uns noch kurz an, bevor seine Freunde ihn aus dem Raum zerrten.

„Was liest du da eigentlich?" fragte ich Hermine, obwohl es mich gar nicht interessierte. Sie las ja ständig irgendwelches Zeug aus der Bibliothek. Hermine hob genervt den Kopf „Das interessiert dich doch gar nicht, guck doch lieber Cedric hinterher. Und müsstest du nicht schon beim Nachsitzen sein?" „Oh nein, das Nachsitzen. Das hab ich total vergessen. Danke Hermine!" Ich sprang auf und rannte zur Tür. Snape wird es gar nicht toll finden, dass ich mal wieder zu spät bin.

Als ich außer Puste am Klassenzimmer ankam und gerade die quietschende Tür aufstoßen wollte, öffnete sie sich und Snape schaute verärgert auf mich hinunter. „Seltsam, ich dachte ihr solltet vor 5 Minuten hier sein. Das nächste Mal pünktlich sein, Evans." „Ja, tut mir leid Professor. Kommt nicht wieder vor." „Nun dann folgt mir bitte." Snape ging an mir vorbei und bog in einen Gang ein. Draco kam aus dem Klassenzimmer und schaute mich mit einem wertenden Blick an. Ich hasste es, wenn er das machte.

Wir folgten Professor Snape und kamen schließlich an der Bibliothek an. Er brachte uns zu einem Bücherregal vor dem mehrere Kisten voll mit Büchern standen. „Ihr werdet diese Bücher in die Regale einsortieren und falls ihr es diese Woche nicht schafft, werdet ihr es nächste Woche fertigmachen." erklärte uns Snape. „Ich werde es kontrollieren und wenn ich sehe, dass ihr nur faul rumsitzt, bekommt ihr eben Punkte abgezogen. Ach und die nächsten Tage werdet ihr euch selbstständig hier treffen müssen und eure Arbeit erledigen. Verstanden?" „Ja Professor" gab Draco von sich, während ich nur stumm nickte. Noch eine Woche mit Malfoy nachsitzen? Hoffentlich schaffen wir es schon diese Woche schon

Nachdem Snape sich verdrückt hatte, fingen Draco und ich an die Bücher zu sortieren. Es war mir ein bisschen unangenehm, da keiner von uns etwas sagte, aber unterhalten wollte ich mich auch nicht mit ihm. So entschied ich, mir ein paar der Lektüren über im Wasser lebende Wesen zu nehmen und in dem passenden Regal einzuordnen, was etwas entfernt von Draco stand. Ich bemerkte, dass sich kaum Schüler in der Bibliothek aufhielten. Nur Neville saß in einem Eck und las etwas über Kräuter, die eine heilende Wirkung hatten, was ich an der grünen Schrift auf dem Cover erkennen konnte. Hermine hatte es mal gelesen und ich fand es damals schon schön.

Ich wandte meinen Blick von ihm ab und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit. Während ich die Bücher einräumte, fiel mir ein modriges Exemplar auf mit der Aufschrift „Das Böse lauert in den Gewässern". Das Buch staubte, als ich es aufschlug. Auf der ersten Seite war ein großes Wassermonster abgebildet, dass aus dem Wasser sprang und einen Zauberer vom Besen riss. Es verstörte mich, weshalb ich es wieder zuschlug und auf seinen Platz stellte. Ich dachte über Seemonster nach und sortierte die verschiedenen Bände weiter ein.

Als ich die Bücher fertig eingeräumt hatte, ging ich zurück zu Draco, um neue zu holen. Seltsamer Weise konnte ich ihn nirgends erblicken, weshalb ich mir einfach ein paar Bücher schnappte und zu dem passenden Regal lief. Ich bog in die Reihe ein und sah Draco, der gerade eine Biografie in eine freie Lücke schob. Oh nein, soll ich einfach umdrehen? Ich will nicht mit ihm reden, was, wenn er von unserer Kindheit anfängt? Es war zu spät, er hatte mich schon gesehen.

Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter, als sich unsere Blicke trafen. Meine Kehle zog sich zusammen und ich fing an zu zittern. Ich hielt das nicht aus, das war zu viel für mich. Die Erinnerungen kamen hoch und Tränen schossen mir in die Augen. Die Bücher in meinen Händen fielen mit einem dumpfen Knall zu Boden. Eine Träne lief mir die Wange entlang. Ich drehte mich um und lief weg, weg von Draco, weg von meiner Vergangenheit. Das war noch nie passiert, ich schaute ihn so oft an und noch nie war es so schlimm gewesen.

Mein Körper sackte kurz vor dem Bibliotheksausgang zusammen. Warum passiert das mit mir und wieso genau jetzt? Ich darf nicht so schwach sein, das bin ich meiner Schwester schuldig. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und ein warmer Atem streifte meinen Nacken. Ich drehte mich um und da saß Draco. Sein Blick war kalt wie immer, während seine Hand mich hingegen wärmte. Er nahm mich in den Arm, als wäre es selbstverständlich. Keiner von uns sagte etwas, wir saßen nur auf dem kalten Boden, während ich in seinen Armen lag und vor mich hin schluchzte. In diesem Moment fühlte es sich einfach richtig an und ich beruhigte mich schnell wieder.

Es war immer noch kein Wort gefallen, als wir uns aufrichteten und gemeinsam die Bibliothek verließen. Seine Hände hörten auf mich zu stützen, weshalb meine Beine anfingen ein bisschen zu wanken. Ich konnte mich gerade noch halten. Malfoy schaute mich noch mit einem kontrollierenden Blick an bevor er in Richtung Slytherin-Gemeinschaftsraum verschwand. Was war gerade passiert? Es ging alles so schnell. Er war für mich da gewesen, wie damals. Unsere Verbindung besteht noch, aber was hat das zu bedeuten?

Should I tell my secretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt