5. Kapitel

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Die letzte Nacht hatte ich kaum ein Auge zugetan, meine Gedanken hatten sich nur so überschlagen. Hermine wollte mich gerade aus dem Bett werfen, als sie bemerkte, dass ich schon wach war. Sie schaute mich verwirrt an „Wer bist du und was hast du mit Haley Evans gemacht?" „Da guckst du was." Ich stand auf und ging ins Bad. Heute hatte ich noch zwanzig Minuten, weshalb ich mir Zeit lassen konnte. Nachdem ich geduscht hatte, zog ich mir etwas an und schrieb noch schnell ein paar Hausaufgaben von Hermine ab.

Ginny, Hermine und ich liefen nach unten, um zu Frühstücken. Kurz bevor wir eintraten, kam uns Draco entgegen. Mein Blick war gesenkt. Ich wollte unter keinen Umständen Blickkontakt mit ihm aufbauen, mein Kopf wäre rot wie eine Tomate geworden. Wir setzten uns an unsere Plätze, dieses Mal waren wir vor den Jungs da gewesen. Nach ein paar Minuten kamen sie schließlich. „Ihr seid ja schon da." Stellte Harry überrascht fest. „Jetzt tu nicht so, als wären wir jeden Tag zu spät." motzte Hermine. „Naja eigentlich sind wir fast immer zu spät." Sagte ich zu Hermine, die mir daraufhin einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Ich lächelte sie unschuldig an, woraufhin wir mit dem Frühstück anfingen.

Auf den Unterricht konnte ich mich so gut wie gar nicht konzentrieren. Diese Situation mit Draco war einfach zu verwirrend. Ron riss mich aus meinen Gedanken „Welche Seite sollen wir aufschlagen?" „Äh was, tut mir leid. Ich hab gar nicht aufgepasst." „Was ist denn nur mit dir los? Du bist heut so anders?" „Ach was, ich bin heute nur ein bisschen abgelenkt." „Wenn du meinst." Er drehte sich von mir weg „Psst Hermine, welche Seite?" „32" Ich blätterte schnell auf die Seite. Es war der Anfang einer Lektion über Zaubersprüche, die den Verstand beeinflussen können. Normalerweise hätte ich das Thema echt interessant gefunden, aber heute hatte ich gar keine Lust neue Zaubersprüche auswendig zu lernen.

Neville fing an laut vorzulesen, während ich wieder über das Nachsitzen nachdachte. Auf einmal fiel mir was ein, wir hatten gar keine Zeit ausgemacht wann wir uns an der Bibliothek treffen. Ich werde einfach nach der Mittagspause zur Bibliothek gehen. „Nun geht bitte in vierer Gruppen zusammen und übt die Zaubersprüche auf Seite 33." hörte ich Flitwick sagen und ich setzte mich mit meinen drei besten Freunden zusammen. Wir übten die Sprüche 10 Minuten, da dann die Pause anfing. Die anderen waren schon vorgegangen, als Flitwick kurz zu mir kam.

„Miss Evans." „Ja?" „Professor Moody möchte sich mit ihnen unterhalten, wenn sie vielleicht nach dem Unterricht kurz in sein Büro kommen könnten. Es schien dringend." „Ähm okay. Wissen Sie warum?" „Nein, er sagte nur, dass er sich mit ihnen unterhalten müsse." „Hmm, wann soll ich denn zu ihm gehen, ich muss noch nachsitzen?" „Ich denke nicht, dass es so lang dauern wird, gehen Sie einfach zuerst zu Moody und anschließend zum Nachsitzen." „Wenn Sie meinen. Danke Professor." Sagte ich noch verunsichert zu ihm, bevor ich verwirrt den Raum verlies. Was will Moody denn ausgerechnet von mir?

Nach der letzten Stunde begleitete Harry mich zu Professor Moody, der in einem kleinen Zimmer sein Lager aufgeschlagen hatte. Ich klopfte verunsichert an die alte Tür, die sich daraufhin mit einem lauten Knarzen öffnete. Alastor Moody stand vor mir und schaute mit einem durchbohrenden Blick auf mich herab. „Ah komm rein. Und Potter gehen Sie jetzt." Zischte er. Ich ging vorsichtig in den Raum hinein und schaute nochmal zu Harry, bevor Moody der Tür einen schwungvollen Stoß gab und diese laut hörbar ins Schloss fiel. „Setz dich" sagte er schroff und zeigte auf einen verlotterten Sessel, der vor einem kleinen Holztisch stand. Daraufhin setzte ich mich. Mein Blick schweifte durch den Raum und mir fielen viele Bilder mit Zauberern in Azkaban-Kleidung auf. Waren das die Zauberer, die er gefangen hatte?

Mad-Eye Moody setzte sich gegenüber von mir „Du willst bestimmt wissen, warum ich mit dir reden will." Fing er das Gespräch an, woraufhin ich schüchtern nickte. „Nun, du hattest bisher einmal Unterricht bei mir und ich sehe großes Potential in dir. Ich würde dich gerne fördern und dir private Zusatzstunden geben." Nach einer kurzen Pause ging ich auf seine Aussage ein. „Aber wie kommen Sie denn auf mich? Ich habe mich in ihrem Unterricht nicht einmal gemeldet." „Das ist mir bewusst, aber ich habe das Gefühl, dass du mit meiner Hilfe Großes erreichen könntest." „Wenn Sie das sagen." Meine Stimme hörte sich brüchig an und ich hoffte, dass er das nicht bemerkte.

„Du kannst es dir ja überlegen, sag mir dann einfach bis Ende der Woche Bescheid." „Okay, das mach ich." Er erzählte mir noch ein bisschen von dem, was er gern mit mir üben wollte, doch ich hörte ihm kaum zu, da mein Blick wieder zu den unzähligen Fotos gewandert war. Alastor bemerkte meine Blicke „Kommt dir davon jemand bekannt vor?" „Nicht das ich wüsste." „Dann schau nochmal genau hin, es gibt bestimmt jemanden." Sagte Moody, als würde er wissen, dass es jemanden gäbe, den ich kannte. Ich schaute von Bild zu Bild, bis mir eins ins Auge stach. Es war mein Vater abgebildet, Elijah Evans, ebenfalls in zerfetzter Azkaban-Kleidung. „Wie ich sehe, hast du ihn gefunden." Mein Mund war trocken und meine Augen starrten das Bild an, als wenn es mich hypnotisierte. „Schrecklich, was damals passiert ist, nicht wahr?" Ich nickte, ohne meinen Blick von dem Foto abzuwenden.

Alles fing an sich zu drehen, aber Mad-Eye Moodys Stimme konnte ich klar und deutlich hören. „Ich habe ihn damals vom Haus wegrennen sehen und ihn gefangen genommen. Leider war das Unglück nicht aufzuhalten gewesen, weshalb deine Schwester sich opfern musste. Nur eine von euch konnte überleben." Ich hatte wieder alles vor Augen, den Angriff, die Drohungen meines Vaters, den Zauber, das Gekreische meiner Mutter, den toten Körper meiner Schwester. Tränen bildeten sich in meinen Augen und einzelne liefen über meine Wangen. „Du warst damals erst sechs Jahre alt und deine Mutter hat sich neue Vertraute gesucht, um dich zu schützen. Deine vorherigen Freunde hast du zurückgelassen." „Wieso erzählen Sie mir das alles? Was wollen Sie von mir?" Ich zitterte, während meine Stimme lauter wurde. „Ich wollte dir nur helfen, dich zu verbessern." „Aber warum reden Sie über meine Familie, das geht Sie nichts an." Ich stand auf und verließ den Raum.

Tränen liefen mein Gesicht hinunter, während ich unbeholfen durch Hogwarts stolperte. Ich musste zum Nachsitzen, aber mit meinem verheulten Gesicht konnte ich nicht vor Draco treten. Aber wo sollte ich sonst hin? Also lief ich zur Bibliothek. Draco wollte gerade in die Bibliothek reingehen, als ich gegen ihn knallte und auf den Boden sank. Warum war immer er da, wenn ich heulte? Malfoy schaute mich kurz überfordert an, bevor er mir hoch half und wir gemeinsam die Bibliothek betraten.

Should I tell my secretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt