Dein Kopf dröhnt, als du wieder zu dir kommst. Du spürst allerdings keinen harten Asphalt mehr unter dir, sondern eine weiche Matratze. Vorsichtig öffnest du die Augen, doch das Licht der Deckenlampe blendet dich, worauf du sie wieder zusammenkneifst. Ein paar mal blinzelst du, dann öffnest du sie komplett. Dein ganzer Körper schmerzt, als du dich mühsam aufsetzt. Du blickst dich um - wo bist du? Was ist passiert? Verwirrt fasst du dir an den Kopf und kommst dabei an deinem Kiefer an, wo du ein relativ großes Pflaster spürst. Dann entdeckst du auch Verbände um deine Arme, wo du dich wahrscheinlich aufgeschürft haben musstest, genauso um deinen Bauch und ein Pflaster auf deinem rechten Knie. Deine Schuhe hast du nicht an, deine langen Socken waren aber etwas angerissen. Da erinnerst du dich daran, was passiert ist. Von dem Spaziergang mit Jessy und Dan angefangen beim Motel, dem Treffen mit all deinen anderen Freunden im Black Swan Restaurant, der Drohung mit dem Bild von dir und danach der Angriff auf dich, an welchen du dich aber nur noch vage erinnern kannst.
Das Zimmer, in welchem du bist, sieht sehr schön aus. Der Boden ist aus einem hellen Holz, welcher einen runden, grauen Teppich auf ihm ausgebreitet hat, während die Wände, auf welchen mehrere Bilder hängen, einen schönen dunkelgrünen Ton haben. Auf dem Fensterbrett, wovor ein Sessel mit einem leergeräumten Tisch steht, sind ein paar kleine Pflanzen, in den Ecken des Raumes stehen zwei große Pflanzen. Das Bett, auf welchem du liegst, ist in der Raummitte positioniert und daneben, auf beiden Seiten, befinden sich zwei Nachttische. Auf einem steht eine Tischlampe, auf der anderen liegt dein Handy und deine anderen Sachen, die du mitgenommen hast.
Als du dein Handy nimmst, fängt so langsam dein Gehirn wieder an, zu arbeiten. Und damit meldet sich auch deine Realisation, was die gestrige Situation ausgelöst haben muss. Mit einer aufbauenden Angst entsperrst du dein Handy und, wie erwartet, ließt du die vielen verpassten Nachrichten. Einerseits die eines besorgten Jakes und eine lange Erzählung und Diskussion im Gruppenchat. Je länger du durch das Gespräch scrollst, desto weniger weißt du, ob du dich gerade erleichtert oder schlecht fühlst. Nicht nur wissen jetzt alle deine Freunde über deine Situation Bescheid, sondern auch Jake ist sich jetzt von allem bewusst, da er die Blockaden deines Drohers umgangen ist und alles nachgelesen hat. Das gibt dir ein Gefühl von Sicherheit, allerdings fühlst du dich auch schuldig. Hättest du es allen von anfang an erzählt, wärst du vielleicht nicht in diese Situation gelangt, hättest deinen Freunden keinen Schrecken eingejagt und Jake hätte sich früher darauf einstellen können. Ausgerechnet ihm willst du nicht noch mehr Sorgen bereiten, doch genau das ist jetzt passiert. Wieso musst du immer falsche Entscheidungen treffen? Was wäre so schlimm daran gewesen, es allen einfach zu erzählen? Das wäre für alle besser gewesen. Diese Gedanken plagten dich wie ein Parasit, der einfach nicht von dir ablassen will. Wie das bisschen Licht, dass nicht gegen die Dunkelheit ankommen kann. Doch bevor du weiter in deinem Überdenken Panik schieben kannst, kommt Cleo ins Zimmer. Erleichtert sieht sie dich an.
"Endlich bist du wach! Wir haben uns alle Sorgen gemacht", sagt sie lächelnd. "Wie geht es dir?"
Du erwiderst darauf ein Gezwungenes. "Mir geht es gut. Tut mir Leid, euch Probleme gemacht zu haben."
"Aber nein. Wir sind nur froh, dass nichts schlimmeres passiert ist", beschwichtigt sie dich. "Auch wenn das auch nicht ohne ist. Du bist mindestens drei Stunden bewusstlos gewesen. Thomas, Hannah und Dan sind sogar eingeschlafen. Sie haben aber ihr bestes gegeben."
Du seufzt leise und starrst zurück auf deinen Handybildschirm. Deine deprimierende Stimmung eindeutig mitkriegend, setzt sich Cleo neben dich und legt dir wohltuend eine Hand auf die Schulter.
"Wir wissen, dass du uns keine Sorgen bereiten wolltest. Wir sind dir nicht böse", meint sie ruhig und schiebt sich ihre Brille zurecht. Du fixierst noch immer dein Handy, welches sich jetzt von selbst abgedreht hat.
Ihr sitzt eine Weile in einer komischen aber angenehmen Ruhe da. Da lässt du deinen Blick nach oben zum Fenster schweifen und starrst in die Tiefe der Nacht, dein Kopf ist leer. Wirklich nachdenken kannst du gerade nicht. Und wenn du es versuchst, bist du sofort überfordert. Du würdest erst alles noch einmal durchgehen müssen, damit du jedes Ereignis nachvollziehen kannst. Alle wussten jetzt Bescheid. Jake wird jetzt wahrscheinlich schon angefangen haben zu versuchen, denjenigen zu finden, der dir all diese Probleme bereitet. Welches Motiv dieser hat, und ob er überhaupt der originelle Drahtzieher ist, weißt du nicht.
"Weißt du, Jake war ganz schön amüsant, als wir uns über dich und den gestrigen Vorfall unterhalten haben", bricht Cleo die Stille, scheinbar in einem Versuch, dich aufzumuntern, was ihr auch gelingt, denn du hörst ihr gleich aufmerksam zu. "Er hat deine Nachricht wohl gerade dann gelesen, als du angegriffen wurdest, denn du wurdest noch als online angezeigt. Als du dann nicht geantwortet hast, hat er direkt in den Gruppenchat geschrieben um sich zu vergewissern, warum du nicht antwortest. Er wusste ja, dass du mit uns warst."
Du siehst sie an und sie lächelt belustigt, bevor sie fortfährt.
"Wir haben ihm dann erst einige Minuten später antworten können, weil wir uns ja zuerst um dich gekümmert hatten. Wir haben einen Krankenwagen gerufen, die haben dich versorgt und dann durften wir dich gleich mit zu mir nach Hause nehmen", jetzt weißt du auch, in wessen Haus du dich befindest. "Lilly, Jessy und ich sind bei dir im Krankenhaus mitgefahren, Richy, Dan und Phil sind mit Dan's Auto gefahren während Thomas und Hannah auch mit ihrem eigenen Fahrzeug zu mir gekommen sind. Lilly hat Jakes Nachrichten als Erste bemerkt und hatte alle Mühe, ihn zu überzeugen, dass nichts schlimmes passiert war. Dein Hackerfreund hat sich ziemliche Vorwürfe gemacht, dass er nicht doch auf die Einladungen seiner Halbschwestern eingegangen ist. Dan fand das natürlich überaus lustig."
"Natürlich fand er das", murmelst du und lachst etwas.
"Im Endeffekt ließ er sich doch überzeugen und wir haben ihm geschildert, was wir mitbekommen haben. Die Polizei hatten wir natürlich auch informiert, doch die meinten, sie könnten nicht viel ausrichten, da wir weder sein Aussehen, noch zu dem Zeitpunkt wussten, dass du schon seit längerem Zeitraum bedroht wurdest und du eben auch nicht anzusprechen warst. Aber auf die Polizei konnten wir uns ja nie so wirklich verlassen"
"Und... Jake hat sich vermutlich in mein Handy gehackt, deshalb wisst ihr, dass ich schon länger bedroht oder belästigt werde. Richtig?", möchtest du sicherstellen.
"Ja. Er hatte anfangs Probleme, da dieser Unbekannte jeglichen Zugriff auf deine Chats, welche ihn betroffen hatten, blockiert hatte, und das gar nicht mal so schlecht. Jake hat es erst vor etwas weniger als einer Stunde geschafft, Zugriff auf sie zu erhalten und hat uns dann natürlich aufgeklärt", erklärt Cleo und macht eine kurze Pause. "Es schien aber so, als ob ihm noch etwas auf dem Herzen liegt, gesagt hat er aber nichts mehr. Wahrscheinlich ist es etwas, dass er dir persönlich sagen will. Du könntest ihm ja jetzt schreiben, während ich die anderen aufwecken gehe und uns etwas Tee mache. In Ordnung?"
Du nickst und bevor Cleo aufsteht, tätschelt sie dir zumutend die Schulter. Als sie den Raum verlassen hat, schaltest du dein Handy wieder ein und schreibst Jake an.
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Duskwood - Das Geschehen nach Hannah
FanfictionHallo! Da ich Langeweile habe, während ich auf die nächste Episode warte, habe ich hier etwas geschrieben. Es ist eine Duskwoodstory die nach der Wiederfindung von Hannah spielt. Diese habe ich allerdings speziell für mich geschrieben also wird sich...