Kapitel 1

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Wir setzen uns, im Klassenzimmer angekommen, auf unsere Plätze und holen unsere Materialien raus. „Hey.. Hast du die Hausaufgaben für heute gemacht?", fragt mich Lisa mit großen Augen. Die Verzweiflung ist klar aus ihrer Stimme herauszuhören, was scheinbar nicht nur mich, sondern auch Johnny zum schmunzeln bringt. Dieser bekommt von ihr jedoch nur einen warnenden Blick, bevor sie sich wieder zu mir dreht und mich mit ihren braunen Knopf-Augen mustert. Grinsend schiebe ich ihr meine Mappe rüber und seufze leise. „Was bekomme ich dafür..?" provoziere ich sie etwas und lehne mich entspannt zurück in meinen Stuhl. Sie weis genau was ich möchte und zwinkert mir deshalb nur wissend zu. „Immer wieder schön mit ihnen Geschäfte zu machen~" säusel ich leise und schließe meine Augen entspannt. Somit hatte ich mir gerade die Mathe Hausaufgaben geklärt! Nach und nach kommen die anderen Schüler in das Klassenzimmer und warten, genauso wie ich, auf den Lehrer. Doch bevor dieser den Raum betritt, erklingt das nervige Signal, das uns zum schweigen bringen soll. „Guten Morgenliebe Schüler und Kollegen-" höre ich die Stimme meiner Direktorin, aus der Box über der Tür kommen. „Ich muss ihnen leider mitteilen, dass die Schüler Lucas Wong und Rose Park seitletzten Freitag vermisst werden. Sollte irgendjemand Informationen zu diesem Fall haben, oder sie vielleicht gesehen haben, hat er sich auf der Stelle in meinem Büro, oder bei der städtischen Polizei zu melden! Solange nicht bekannt ist, was mit ihnen passiert ist, bitte ich um ihren Menschlichen Verstand und hoffe, dass sie etwas vorsichtiger durch die Stadt laufen.. Schönen Schultag euch allen". Stille im Raum. Rose und Lucas waren zwar keine guten Freunde von mir, aber jeder kannte die zwei. Sie waren seit 4 Jahren zusammen und so was wie das vorzeige Paar. Ob mich ein ungutes Gefühl überkam? Ich weis nicht so recht.. Vielleicht sind die beiden auch einfachdurchgebrannt. Meine Gedanken werden jedoch von dem knallen der Türunterbrochen und sofort haftet mein Blick auf unserem Lehrer, der soeben das Klassenzimmer betreten hatte und trotz seiner sonst sehr ruhigen Art, aufgewühlt wirkte. Was war heute bloß los mit allen? Zum Glück hat sich Herr Smith schnell wieder gefangen und so liefen die restlichen 2 Geschichtsstunden sehr ruhig und entspannt ab. Nach der zweiten Stunde laufe ich mit Lisa und Johnny zusammen Richtung Mensa, als Ray kurz vor dem Eingang lässig seinen Arm um meine Schulter schlingt und mich sanft an sich drückt. Sofort breitet sich eine angenehme Wärme in meinem Körper aus und ich seufze zufrieden. „Was möchtest du essen meine Schöne?" fragt mich Ray als wir an unserem Stammtisch ankommen und sofort färben sich meine Wangenrosa. Könnte er mich bitte verschonen??? „Den Obstsalat... Danke" nuschle ich leise bevor ich mich hinsetze und mir durch die langen Haare fahre. Ich beobachte Ray noch kurz wie er zur Theke geht und richte meine Aufmerksamkeit kurz darauf auf Lisa und Johnny die sich vor mich setzen und mich grinsend beobachten. Ihr grinsen verschwindet jedoch, als sich ein etwas jüngerer Junge, ich schätze ihn mal so auf 14 oder 15, unserem Tisch nähert und uns mit seinen großen braunen Knopf-Augen ansieht. „K-Kann ich m-mich setzen?" stottert er leise vor sich hin und guckt schüchtern auf den Boden. Bei seinem Anblick muss ich tatsächlich leicht lächeln und so stoppe ich Lisa, bevor sie ihr Standard 'Nein' raus posaunen kann. „Wie heißt du kleiner?" frage ich ihn sanft, die Blicke der anderen ignorierend. „Liam.." „Okay Liam.. Und wie alt bist du?" „14!" sagt er nun etwas selbstbewusster und lächelt mich leicht an. Okay. Wer konnte bei diesem Lächeln schon Nein sagen? Leicht gebe ich mich also geschlagen und nehme meinen Rucksack von dem Stuhl neben mir. „Komm her kleiner.. Wieso sitzt du denn nicht bei deinen Freunden?" frage ich Liam, während dieser sich neben mich setzt und mich mit purer Dankbarkeit anlächelt. „Ich bin neu hier und.. kenne niemanden.." „Und dann kommst du zu dem Tisch in der Mitte, mit den wenigsten Leuten und der meisten Aufmerksamkeit, in der Hoffnung, dass wir Freunde werden oder was?" unterbricht Johnny ihn verständnislos und kassiert dafür direkt einen bösen Blick von mir und Lisa. „Ignoriere ihn einfach Liam.. Johnny hat weder Herz noch Hirn!" versuche ich ihn aufzumuntern und wuschle ihm kurz durch die Haare. Er erinnert mich einfach so sehr an Minsung, dass ich gar nicht anders kann, als ihn hier sitzen zulassen. Und da kommt mir auch schon die Perfekte Idee.. „Sag mal Liam.. mein kleiner Bruder ist ungefähr im selben Alter wie du. Soll ich euch beide mal gegenseitig vorstellen? Ihr würdet euch bestimmt verstehen!". Sofort nickt er stark und holt eine kleine Dose aus seiner Tasche. „Ich habe selbstgemachte Kekse dabei. Möchtet ihr einen?" fragt er und guckt zwischen Lisa und mir hin und her. Sofort nicken wir beide und nehmen uns jeweils einen. Johnny kommt jedoch etwas kürzer. Als dieser nach den Keksen greift, schlägt Liam ihm leicht auf die Hand und zieht die Kekse weg. „Die sind nur für meine Freunde!" mault er Johnny fast schon an und bringt Lisa und mich dazu mit großen Augen auf Johnny zu gucken, nur um bei seinem entsetzten Gesichtsausdruck in lautes Lachen auszubrechen. Ray, der gerade zu unserem Tisch kommt und sich auf den anderen Platz neben mir setzt, guckt uns nur mit großen Augen an. „Wer ist das und was ist passiert?". Nachdem ich mich beruhigt habe und Johnny fertig mit dem schmollen ist beantworte ich Rays Frage lächelnd. „Liam, 14, neu hier und er hat Johnny gerade verboten Kekse zu essen, weil sie keine Freunde sind!" Johnny schnauft jedoch nur und dreht sich leicht weg von uns. „Liam.. Das ist mein fester Freund Ray. Ich bin Jenny.. Das bezaubernde Mädchen vor dir ist Lisa und der Typ der deine Kekse klauen wollte ist Johnny" stelle ich uns alle vor und zaubere damit ein breites lächeln auf Liams Gesicht. Demonstrativ zieht Ray mich zu sich, küsst meine Wange und stellt mein Essen vor mich. „Und ich teile nicht gerne." knurrt Ray leise und guckt Liam kurz warnend an, bevor sein Gesichtsausdruck wieder Weich wird und er sich an mich ran kuschelt. Ist er jetzt wirklich- „Du bist auf einen 14JährigenEifersüchtig Ray? Starke Leistung!" will Johnny Ray gerade aufziehen, als Liam empört die Hände in die Hüfte stemmt und Johnny mit hochgezogenen Augenbrauen mustert. „Du bist doch bloß Eifersüchtig, weil ich Lisas und Jennys Herz schon mit den Keksen gewonnen habe und du immer noch alleine und schmollend hierherumsitzt!". Okay. Ich liebe dieses Jungen. Sofort schlagen wir 3mit ihm ein, während Johnny ihn mit offenem Mund anstarrt und einen Moment braucht, bevor er sich wieder fasst. „Das ich mir so etwas von einem Kind anhören muss." „Du meinst wohl von einem Frauenhelden" korrigiert Ray ihn und zwinkert dem grinsenden Liam zu. So schnell hat es noch niemand in unsere Gruppegeschafft. Und sich dann auch noch mit Johnny anlegen.. Der Junge hat was. Meine Gedanken werden jedoch durch meinen knurrenden Magenunterbrochen. Peinlich berührt greife ich nach dem Obstsalat und der Gabel, bevor ich anfange genau diesen zu essen. Zwischendurch landet das eine, oder andere Stück Obst zwar in Rays anstatt in meinem Mund, jedoch wird dies jedes mal mit einem kurzen Kuss belohnt, also nehme ich es ihm nicht übel und lächle jedes mal verliebt, wenn er seine Lippen wieder für einen klitzekleinen Moment auf meine legt. Als die letzte Gabel in meinem Mund landet lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und gucke zu Johnny rüber. „Johnny..?" mache ich mich mit sanfter Stimme aufmerksam und sofort schaut er mich lächelnd an. „Ja kleine?" „Du führst Liam gleich bitte rum und zeigst ihm nochmal alles. Auch unseren Lieblings Raum. Und du Liam? Keine Sorge. Johnny tut dir nichts, wenn ich es ihm so sage. Du gehörst jetzt zu uns, also sagst du uns sobald jemand dir etwas tun sollte. Wenn alle Schüler hier Tieren gleichen würde, wären wir ganz oben in der Nahrungskette. Also lass dir von niemandem etwas sagen und schon gar nicht alles gefallen lassen kleiner. Den Rest der Truppe stellen wir dir heute in der Mittagspause vor!". Während Liam sofort nickt, guckt Johnny mich finster an und schüttelt ungläubig den Kopf. „Du hast echt Glück das du, erstens Rays Freundin und zweitens, wie eine kleine Schwester für mich bist." Mit seiner Antwort zufrieden, lächle ich ihn nur unschuldig an und beobachte wie er mit Liam zusammen die Mensa verlässt. „Ich folge den beiden lieber, bevor die sich noch gegenseitig umbringen.." informiert Lisa uns, bevor auch sie die Mensa verlässt und mich und Ray somit alleine am Tisch sitzen lässt. „Jetzt sind es also nur noch wir beide..?" grinst Ray mich an und nähert sich langsam meinem Gesicht. „Scheint so. Wir haben noch 10-". Sofort bewege ich meine Lippen sanft gegen seine, welche er gerade, so frech wie er manchmal ist, dafür genutzt hat, mich zum schweigen zu bringen. Ich blende alles um mich herum aus und schließe meine Augen, den Kussgenießend um zu ignorieren, dass uns gerade jeder beobachten könnte und es wahrscheinlich auch tut. Nach einer gefühlten Ewigkeit löst er seine Lippen von meinen und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Langsam verlässt das Gefühl der Taubheit meine Lippen und sofort vermisse ich seine weichen Lippen auf meinen. Um seine Nähe nicht missen zu müssen, lege ich meine Hand auf seinen Hinterkopf und fange an diesen sanft zu kraulen. Ray entspannt sich unter meinen Berührungen sichtlich und kuschelt sich in meine Hals beuge. Manchmal kann er so schwach und niedlich sein. Da vergisst man fast, dass er einer der gefürchtetsten Typen an unserer Schule ist.

„So gemütlich wie die momentane Position auch ist Prinzessin.. Es hat geklingelt und wir sollten nicht zu spät zu Sport kommen, du kennst unsere Lehrerin". Mit diesen Worten holt Ray mich zurück in die Wirklichkeit und lässt mich mich widerwillig von ihm lösen. „Du musstest den Momentzerstören oder?" „Aber Ich-" „nicht du! Die Klingel!" schmolle ich und schnappe mir meinen Rucksack. Die plötzliche Wärme um meine Hand lässt mich lächeln und sofort muss ich auf meine Handblicken, die er gerade in seine genommen hatte. „Du bist so süß Prinzessin.. Aber wir müssen jetzt wirklich zu Sport!". Und sofort war meine Traumblase wieder geplatzt. Und somit auch der Traum von meinem Bett und einer Runde schlaf.

An der Sporthalle angekommen, trennen sich unsere Wege und Ray verabschiedet sich von mir mit einem Kuss auf die Stirn, welcher mir ein lächeln auf die Lippen zaubert. In der Mädchen Kabine angekommen, treffe ich direkt wieder Freunde von mir und begrüße diese mit einer warmen Umarmung. „Wie geht es dir Becky?", frage ich das schlanke, rothaarige Mädchen und beginne damit, mir meine Sportklamotten anzuziehen. „Sehr gut! Ich freue mich schon so sehr auf dieses Wochenende!" beantwortet sie meine Frage und zieht sich währenddessen ihre Sportschuhe an. „Wie geht es dir? Ich schätze mal ebenfalls sehr gut, so wie du schon wieder am grinsen bist. Ray scheint wohl wieder mal seine süße Phase gehabt zu haben, nicht wahr?" fragt sie mich grinsend und sofort schießt mir die Röte ins Gesicht. „So offensichtlich?" frage ich fast schon rhetorisch und beantworte mir die Frage mit einem Seufzer selbst. Zusammen mit Becky gehe ich in die Sporthalle und setze mich zu dem Rest des Mädchen Kurses. Cheerleader Training für uns und für die Jungs geht es raus auf den Tennis Platz. Cheerleader für Tennisteams sind zwar ungewöhnlich, haben sich bei uns aber einfach durchgesetzt, als sich alle anderen Sportteams aufgelöst haben. Als alle in der Halle angekommen sind leite ich wie gewöhnlich das Aufwärmtraining und gehe danach mit allen drei mal die neue Choreo durch.



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