Kapitel 3

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Wir fahren jetzt schon seit ungefähr 30 Minuten durch die Stadt und raus auf die Landstraßen. Ich lehne mich leicht aus dem Fenster des Autos und gucke mich etwas um. Kaum zu glauben, dass so eine Schönheit hinter den Häusern unserer kleinen Stadt liegt. Und das so unangetastet wie es nur sein könnte. Naja.. Abgesehen von der Straße auf der wir fahren. ,,Noch ca. 5 Minuten, dann sollte es ist den Wald gehen. Und dann heißt es nur noch dem Weg bis zum Ende folgen. Meinte zumindest meine Mutter." Ich nicke und lasse meinen Blick über Rays Gesicht schweifen. Ich präge mir jedes noch so kleine Detail ein. Von seinen braunen Augen, über seine Stupsnase, seinen vollen Lippen und seinen deutlich sichtbaren Wangenknochen, die sein Gesicht noch markanter machen, zu der schmale Narbe auf seiner rechten Wange, die er von einem Hund bekommen hat, als er noch klein war. Ich verliere mich in meinen Sinnlosen Gedanken und realisiere erst gar nicht, dass wir schon im Wald angekommen sind. ,,Es sieht jetzt schon Wunderschön aus. Warst du hier eigentlich schon mal mit deinen Eltern?" ,,Nur als ich klein war. Wenn du das hier schon schön findest, warte ab wie dir das Haus gefallen wird!". Ich nicke und lächle in mich hinein. Er gibt nicht viel von seiner Vergangenheit und seiner Familie preis, aber wenn er es tut freue ich mich jedes mal um so mehr. Wir schweigen den Rest des Weges und hängen in unseren eigenen Gedanken fest. Es ist jedoch kein unangenehmes, oder peinliches schweigen. Wir genießen einfach nur still die Anwesenheit des jeweils anderen. Der Moment in dem wir um die Kurve fahren und die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume kommen, ist der Moment indem ich realisiere, dass dieses Wochenende Traumhaft wird. Wir parken mit dem Auto am Rande der Lichtung und ich kann meinen Augen fast nicht glauben. In der Mitte dieses Waldes ist ein riesiges Loch, dass so viel Licht auf das Haus wirft, welches im inneren des Kreises aus der Erde zu sprießen scheint, dass die Dunkelheit des Waldes, sich so fern anfühlt wie sie es auf dem ganzen Weg nicht tat. Ich steige aus dem Auto aus und lehne mich gegen die geschlossene Tür. ,,Es ist wirklich Wunderschön hier.." säusel ich verträumt vor mich hin und bin mit meinen Gedanken schon wieder irgendwo ganz weit weg. Ich realisiere, dass die anderen ebenfalls angekommen sind und stoße mich von dem Auto ab, um den Kofferraum zu öffnen und meinen Koffer heraus zuziehen. ,,Es ist hier so schön ruhig!" spricht Becky meine Gedanken aus und ich kann beobachten, wie Becky und Lisa sich beide von den Jungs helfen lassen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob sie so hilflos sind, oder nur so tun um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Den Gedanken verwerfe ich jedoch schnell wieder und küsse Ray kurz auf die Wange. ,,Wer als letztes im Haus ist trinkt die erste Mischung!" Fordert Johnny uns heraus und fast schon automatisch setzen sich meine Beine in Bewegung. Normalerweise wäre ich wahrscheinlich als eine der letzten am Haus angekommen, doch der Fakt, dass Johnny und Matthew noch die Koffer von Lisa und Becky zutragen hatten, sorgte dafür, dass Johnny (ironischerweise) als letzter ankommt. ,,Das nenne ich mal Schicksal~" ziehe ich ihn auf und lasse mich im inneren des Hauses auf die Couch fallen. Das Haus wirkte von innen ganz anders, als von außen. Es schien viel älter und weniger Einladend. Aber wir würden es uns hier schon gemütlich machen. ,,Du kommst heute schon noch auf deine Kosten Prinzessin" grummelt Johnny und guckt mich herausfordernd an. Wie recht er damit noch haben würde.

Die Jungs fangen an die Küche mit unseren Getränken und Lebensmittel aufzufüllen, während wir Mädels uns um die Betten und unseren Hauptraum kümmern. ,,Denkt ihr Matthew wird mich heute endlich küssen..?" fragt Becky deutlich verzweifelt und guckt uns mit großen Augen an. ,,Schätzchen. Wenn er es dieses Wochenende nicht tut, wird er es nie tun.", antwortet Lisa und ich verdrehe die Augen. ,,Sensibel wie immer Lisa.. Becky.. Glaub mir, so wie er dich ansieht, wenn du nicht hinguckst.. Wenn er dich nicht küsst, dann weil ihm der Mut fehlt. Ich werde ihn einfach abfüllen und dann läuft das Ding schon!". Sie lächelt mich dankbar an und Lisa seufzt leise, sie kann uns oft nicht nachvollziehen. Dafür fehlt ihr die Fähigkeit Liebe zu empfinden. Zumindest bemüht sie sich nicht wirklich, anderen zu zeigen, dass sie das doch kann. Schon viel besser gelaunt tänzelt Becky durch den Raum und hebt meine Laune damit automatisch in die Höhe.

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