*Gewaltdarstellungen*
Erschrocken fuhr ich herum, immer noch mit June auf dem Arm, die sich an meine Schulter gekuschelt hatte und wegen der plötzlichen Bewegung beleidigt grummelte.
Misstrauisch schaute ich mich um, doch außer Bäumen, die von der untergehenden Sonne bestrahlt wurden, war nichts zu sehen. Gerade wollte ich mich umdrehen und weiterlaufen, als ich es im Augenwinkel sah. Eine schwarze Gestalt kam aus dem Gebüsch getreten, groß, mit breiten Schultern, die sich unter der für den Sommer viel zu dicken Kleidung abzeichneten. Die Sonne reflektierte auf etwas, das er in der Hand hielt, doch erst, als er näher trat, konnte ich es erkennen: Es war eine Waffe. Eine kleine zwar, aber ich war mir sicher, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würde, würde er sie benutzen.
Wie angewurzelt stand ich da und konnte nichts anderes tun, außer den Fremden anzustarren. Ruhig stand er da und beobachtete mich, achtete auf jede meiner Bewegungen. Kein einziges Geräusch war im vorher noch so lebhaften Wald zu hören, noch nicht mal Junes ruhiges Atmen, die sich in meinen Armen umgedreht hatte und den Mann, der unsere Idylle gestört hatte, ängstlich ansah.
Ich weiß nicht, wie lange wir dort so standen und uns einfach nur ansahen, aber es endete abrupt, als Jones zurück kam. In Sekundenschnelle hatte er die Situation durchleuchtet und stellte sich schützend vor June und mich.
,,Was willst du hier?", bellte er, als der Unbekannte noch einen Schritt näher kam und die Pistole bedrohlich langsam auf Jones richtete. Als er antwortete, schallte seine Stimme, obwohl er ruhig sprach, mit einem tiefen Bass durch das Geäst des Waldes und ließ mir unwillkürlich einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
,,Ich bin hier, um eine Nachricht zu überbringen." Mit einem diabolischen Grinsen fügte er hinzu: ,,Aber ich denke es genügt, wenn ich sie auf eure toten Körper kratze."
Noch bevor ich seine Worte richtig realisieren konnte, ging alles schon ganz schnell. Mit einem animalischen Schrei warf Jones sich auf den Mann, noch bevor dieser abdrücken konnte und rangelte mit ihm um die Pistole. ,,Liss, lauf!," schrie er mir währenddessen zu und brachte mich so dazu, mich aus meiner Starre zu lösen. Sofort, als ich wieder Kontrolle über meine Gliedmaßen hatte, drehte ich mich um und lief so schnell wie möglich los, immer darauf bedacht, dass June, die sich an mich wie ein kleines Äffchen geklammert hatte, nicht herunterfiel.
Fieberhaft versuchte ich mich zu erinnern, aus welcher Richtung wir gekommen waren, doch alles hier sah gleich aus und so versuchte ich wenigstens grob die Richtung anzupeilen. Automatisch setzte sich ein Fuß vor den anderen, Adrenalin durchfloss meinen Körper und ließ mich die Schmerzen in meinen Füßen und meiner Lunge gar nicht spüren. Wir waren noch nicht weit gekommen, da ertönte ein Schuss, nicht weit entfernt von uns und durchbrach die Stille, die sich über den Wald gelegt hatte.
Erschrocken blieb ich stehen und schaute in die Richtung, aus der er gekommen war. War das Jones? Auch June blickte mich aus tränennassen Augen an und fragte: ,,War das Papa?" Beruhigend strich ich ihr mit meiner zitternden Hand über das weiche Haar und flüsterte: ,,Bestimmt nicht." Ich glaubte mir noch nicht mal selbst, aber June hatte offenbar großes Vertrauen in mich und versteckte ihren Kopf lieber wieder zwischen meinen Armen. Mit großen, langen Schritten lief ich weiter und allmählich kam mir der Wald immer vertrauter vor. Hoffnung keimte in mir auf, vielleicht würden wir es ja schaffen, uns in Sicherheit zu bringen. Dieser Gedanke spornte mich an, immer schneller zu laufen, solange, bis ich meinte, schon das Licht zu sehen, das anzeigte, dass der Wald hier zu Ende war.
Und ich konnte es wirklich sehen, wie ein Licht am Ende des Tunnels, dessen Strahlen allerdings von einem knackenden, schnell näher kommenden Geräusch hinter uns gedämmt wurde. Panisch drehte ich mich um, doch ich konnte nichts sehen, nur hören. Instinktiv wusste ich aber, dass es nicht Jones war. Wer auch immer dieser Mann war, er war nicht weit von June und mir entfernt und er hatte keine guten Absichten.
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Takedown
Action,,Warum machst du das alles für mich?", murmelte ich und lehnte meinen Kopf nach hinten an die Wand, damit ich zu ihm hochschauen konnte. Sein Gesicht lag im Schatten und dennoch konnte ich seinen musternden Blick auf meiner Haut spüren und wie sei...