The stars of memory

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,,When the sun
of life goes down,
the stars of memory shine."

Jenna sass auf ihrem Bett und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster. Ihre Wangen waren feucht, weil sie sich jeden Abend nur noch in den Schlaf weinte. Die Leere die sie immer noch in sich hatte schien jetzt ihren ganzen Körper zu beherrschen. Sie hatte sehr abgenommen, da sie kaum noch etwas zu sich nahm und nach draussen zu gehen wäre ihr nicht einmal im Traum eingefallen. Jenna machte sich nicht die Mühe die Tränen wegzuwischen weil sie wusste, dass sofort neue deren Platz einnehmen würde. Ihre Hündin war stets bei ihr aber sie hatte keine Kraft mehr, sie zu streicheln obwohl sie wusste, dass das sehr viel helfen würde. Jenna wäre sehr gerne zu George gegangen aber was dann? Ihm die Nachricht überbringen, sagen, dass sie jetzt wusste wie es sich anfühlte und wieder gehen? Und dann noch Angelina begegnen zu müssen? Nein, diese Kraft wollte sie nicht dafür verschwenden. Sie streifte sich ihr T-Shirt über den Kopf um etwas wärmeres anzuziehen, als sie die lange Narbe seitlich an ihrem Bauch wieder sah. Sofort kamen Erinnerungen wieder hoch. Dort hatte sie noch andere Probleme gehabt. Einfachere. Jenna zog einen dicken, dunkelroten Pullover an, der ihr eigentlich viel zu gross war und lief dann ins Bad um die Zähne zu putzen. Doch sie blieb vor dem Spiegel stehen und betrachtete das Bild vor sich mit glänzenden Augen. ,,Harry?" Flüsterte sie heiser. Sie strich mit ihrer zitternden linken Hand über den Spiegel und blinzelte aber das Bild von vorhin war verschwunden und sie sah wieder sich. Verwirrt starrte sie den Spiegel an. Gerade noch hatte sie Harry darin gesehen. Kummervoll griff sie nach ihrer Zahnbürste und putzte sich schnell die Zähne ehe sie sich wieder zurück in ihr Zimmer auf das Bett setzte. Die Sonne war gerade untergegangen und vereinzelte Sterne blinkten auf. Sterne der Erinnerung durchzuckte ein Gedanke ihren Kopf. Jenna hatte keine Ahnung wie sie jetzt auf das gekommen war. Seufzend legte sie sich hin und beobachtete wie immer mehr Sterne auftauchten. Eine Sternreihe leuchtete in einer Form von einem Blitz. Sofort kullerten Tränen ihren Wangen hinab und sie fasste sich an die Stirn. Sie drehte sich auf die andere Seite und liess ihren Tränen freien Lauf bis der Schlaf sie schliesslich übermannte.

Am nächsten Morgen weckte Jenna das Bimmeln ihrer Türklingel. Sie schaute auf den Wecker und sah, dass es erst 07:00 Uhr morgens war. Eigentlich hatte sie niemandem mehr die Tür aufgemacht seit Harrys Tod aber sie fragte sich trotzdem wer um diese Uhrzeit klingelte. Und ein grosser Teil in ihr hoffte das es ja vielleicht George war obwohl das das Unwahrscheinlichste war. Sie stand auf und schlurfte langsam zu der Tür. Sie blickte durch das Guckloch und musste ein paarmal blinzeln um zu begreifen, dass das keine Fata Morgana war oder sonst irgendeine Erscheinung die nicht echt war. Schnell wischte sie sich noch über das Gesicht ehe sie die Tür aufschloss und aufmachte. Vor ihr stand George. Er sah nicht besser aus als vor ein paar Wochen, vielleicht sogar noch schlimmer. Er lächelte schwach aber dieses Lächeln schwand, als sich ihm der Anblick von Jenna bot. Jenna wischte sich eine Strähne hinters Ohr, die sich aus ihrem lockeren Zopf gelöst hatte und schaute ihm unverwandt in die Augen. Sie versuchte gar nicht zu Lächeln, da sie wusste, dass sie nur kläglich scheitern würde. ,,George." sagte sie stattdessen ein wenig heiser. ,,Komm doch herein." George trat unsicher hinein und blickte sich in der kleinen Wohnung um. Jenna geleitete ihn zum Tisch wo sie sich hinsetzten. ,,Was führt dich denn zu dieser frühen Zeit zu mir?" fragte sie immer noch ein wenig schläfrig. Er blickte sich immer noch ein wenig in der Wohnung um als er antwortete. ,,Ich wollte mal nachschauen wie es dir so geht." Er schaute ihr in die Augen und Jenna bemerkte, dass er genau solche rotgeränderten Augen wie sie hatte. Auch er sah niedergeschlagen und müde aus und nach kurzer Zeit wendete er den Blick wieder ab. Jenna fühlte sich noch nicht bereit, ihm die schlechten Nachrichten zu überbringen, da ihr schon wieder Tränen in den Augen brannten, aber sie fühlte sich schon fast dazu verpflichtet. ,,E- es gibt da etwas, was ich dir noch erzählen muss." Sie senkte den Blick und spürte wie George sich ein wenig versteifte. ,,Was denn?" fragte er sanft nach als er merkte wie sich Jenna mit dem Ärmel noch einmal über das Gesicht fuhr. Ihr Atem ging ein wenig schneller und sie spürte das erneute Ziehen in ihrer Brustgegend und diese grosse Leere. Fast entwich ihr ein Schluchzer aber sie probierte so gut wie es ging sich zusammenzureissen. ,,H- Harry ist letztens z- zusammengebrochen und-" , sie brach ab und hob den Kopf um ihm in die Augen zu schauen. Er würde sie nicht verurteilen, falls sie vor seinen Augen zusammenbrach, das wusste sie. Er hatte genau dasselbe erlebt und darum würde es auch nicht schaden falls sie wieder zu einem lebendigen Wasserfall werden würde. ,,D- die Ärzte haben alles versucht... l- leider war Harry zu schwach und-" Bei Merlins Bart dachte sie verzweifelt. So schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie schluckte schwer und probierte alles so kurz wie möglich in Worte zu fassen. ,,Er i- ist von uns g- gegangen." Jenna konnte einfach nicht mehr. Plötzlich kam alles wieder auf einmal. Ihre Schultern fingen an zu beben und die Tränen liefen und liefen... Sie hatte gar nicht gemerkt wie sie den Kopf auf die Tischplatte gesenkt hatte und in den Händen vergruben hatte. Das einzige was sie spürte waren zwei Hände die sie zum Sofa trugen. George liess sich langsam neben sie senken und hob ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen blickte. Sie sah, dass in seinen Augen auch Tränen glitzerten aber sehr wahrscheinlich dachte er an Fred. Vorsichtig lehnte Jenna ihren Kopf an Georges Schulter, nicht wissend ob er das billigen würde oder nicht. Doch er tat nichts. Er hielt sie einfach nur fest und sie spürte wie auch seine Schultern ein wenig bebten. Auch sie liess ihren Tränen freien Lauf. Es tat gut, sich mal bei jemand ausweinen zu können. Vorallem bei jemanden dem das gleiche wiederfahren war. Einige Zeit später kam auch ihre Hündin Bianca dazu und legte ihren Kopf auf Georges Schoss um ihn zu trösten. Sie schien zu spüren, dass es ihm auch nicht sonderlich gut ging. Georges Lachen klang rau als Bianca auf das Sofa sprang und ihm über das Gesicht leckte. Langsam versiegten die Tränen von den beiden und sie konnten wieder einigermassen ohne Schluchzern miteinander reden. Fürs erste. Und sie wussten beide, dass das nicht lange anhalten würde. ,,Jetzt weiss ich, wie es sich anfühlt." sagte Jenna und blickte unverwandt zu George hinauf. Er verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie lehnte den Kopf wieder an seine Schulter. ,,Es fühlt sich an, als ob man alles verloren hätte." flüsterte sie. George strich ihr ein wenig durch die Haare als er etwas erwiderte. ,,Eigentlich dürfte ich gar kein so grosses Drama daraus machen" , seufzte er, ,,du hast deutlich mehr Personen als ich verloren." Jetzt sah Jenna wieder auf und blickte ihn vorwurfsvoll an. Er streckte abwehrend die Hände vor sich hin. ,,Es ist so." Jenna stimmte ihm innerlich zu aber sie würde es niemals laut aussprechen. Mittlerweile war es 08:30 Uhr und langsam hörte man die Stimmen der Leute die einkaufen gingen. ,,Wie kommt es, dass du dich nach draussen getraut hast. Ich kann das nicht." sie seufzte und rieb sich die Arme während sie abwesend in das prasselnde Feuer blickte. George kratzte sich verlegen am Hinterkopf. ,,Du warst mir in diesem Moment wichtiger." Jenna wurde ein wenig rot als er das sagte. Erst jetzt bemerkte sie, wie George sie kritisch musterte. ,,Wann hast du das letzte Mal etwas anständiges gegessen?" fragte er. Jenna blickte ihn schuldbewusst an. Das war jetzt schon über eine Woche her. Aber dann sah sie, dass er genau so dünn war wie sie. ,,Und du erst?" fragte sie und boxte ihm spielerisch in den Arm. Sie wurde aber schnell wieder ernst und ihre Augen erloschen, als ihr wieder eine Szene aus ihrer Kindheit einfiel, als Harry und sie zum Spass immer wieder ein wenig gerauft hatten. Alles erinnerte sie an ihn. Das war schlimm. Frustriert setzte sie sich im Schneidersitz wieder zurück und verschränkte fröstelnd die Arme. George schien ihren Gefühlswandel bemerkt zu haben denn er umarmte sie sanft von der Seite. Jenna schlang ihre Arme auch um ihn. Wenigstens hatte sie den besten Freund, den man sich nur wünschen konnte.

George blieb bis um 21:00 Uhr als sie sich zusammen nach draussen begaben. Zusammen hatten sie noch etwas gegessen obwohl es beide nicht sonderlich gefallen hatte. Die meiste Zeit waren sie auf dem Sofa gewesen und hatten ein wenig geredet. Über normale Sachen und nicht über alte Erinnerungen an Fred oder Harry so wie man es manchmal nach dem Tod einer wichtigen Person machte. Nicht nur einmal waren wieder Tränen geflossen. Jenna fühlte sich so schwach aber George hatte ihr mehr als einmal versichert, dass sie niemand verurteilen würde, nur weil sie dem Tod von Personen zu viel nach trauerten. George hatte erzählt, dass Angelina bei ihm gewesen war aber er sie eiskalt abserviert habe, was Jenna natürlich gefiel. Ausserdem hatten sie sich ein Versprechen gegeben: Sie würden sich auf dem Laufenden halten und George würde dann noch ein paarmal bei ihr vorbeikommen und sie bei ihm. Sie wollten nicht mehr so getrennt voneinander leben. Weil sie beste Freunde waren und weil es beiden gut tat mit jemandem zusammen zu sein, dem das gleiche wiederfahren war. Ausserdem war George die einzige Person, die Jenna alleine durch eine Umarmung trösten konnte. Jenna blickte in den Sternenhimmel hinauf und seufzte ein weiteres Mal traurig. George stellte sich neben sie und sie spürte wie er eine gewisse Wärme ausstrahlte, die beruhigend wirkte. ,,Wenn die Sonne des Lebens untergeht, scheinen die Sterne der Erinnerung." flüsterte Jenna und blickte weiterhin in die Weite des Alls hinauf. George schien überrascht von ihren Worten und blickte sie kurz an. In seinen Augen glitzerte ein spezielles Licht, dass aber erlosch als er wieder zu den Sternen auf blickte. Vorsichtig schloss Jenna ihre Hand um seine und drückte sie sanft. Er erwiederte diesen leichten Druck, welcher Bände für sie sprach.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2021 ⏰

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