Kapitel 4

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Eces POV

Ich stand unentschlossen vor dem Kleiderschrank, als ich auf die Uhr blickte und wieder seufzte. Es war schon halb 5 und ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bis Enes mich abholen kommt. Auf die Schnelle entschied ich mich dann doch für eine kurze, enge, schwarze Radlerhose, kombiniert mit einem beigen Tshirt und Nike Schuhe in beige. Da das nun geklärt war, frischte ich mich etwas an meinem Schminktisch auf und föhnte mir meine nassen Haare, die ich dann zu einem strengen Zopf band. Plötzlich klingelte es an der Tür, woraufhin ich auf die Uhr blickte. 17:04 Uhr. Schnell räumte ich meinen Tisch grob auf und humpelte beim Anziehen meiner Socken in den Flur. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen, zog meine Strümpfe hoch und drückte schließlich die Türklinke runter.
„Hi, da bist du ja!", begrüßte ich ihn.
„Bin ich etwa zu spät?", fragte er nach und zog leicht die Augenbrauen zusammen, sodass sich eine Falte dazwischen bildete.
Ich schmunzelte „Nein, bist genau rechtzeitig. Ich ziehe mir nur noch schnell die Schuhe an. Wie geht's dir?", wollte ich beiläufig noch wissen und nahm mir meine Schuhe zur Hand.
„Außer, dass mein Magen vor Hunger kollabiert recht gut. Und dir?"
„Das trifft sich super. Ich habe nämlich auch noch nichts gegessen. Lass uns gehen."
Enes musterte mich und meinen Körper noch einen Moment
„Du siehst gut aus", meinte er und blickte funkelnd in meine Augen. Ich lächelte etwas verlegen und zog die Tür hinter mir zu. Ich bedankte mich und Enes ließ mir bei den Treppen den Vorrang. Er roch gut.
„Gibt es einen bestimmten Ort wo du essen willst?"
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, ist mir eigentlich voll egal."
„Na gut. Dann hoffe ich mal, dass ich deinen Geschmack treffe", raunte er und hielt mir die Tür zu seinem CLS auf. Dankend schlüpfte ich in sein Auto und ließ mich in den weichen Ledersitz fallen. Am Liebsten würde ich gar nicht mehr aufstehen. Als Enes nun auch im Auto saß und sich anschnallte, ließ ich mein Fenster runterfahren, da es wirklich heiß im Auto war.
„Möchtest du dich mit deinem Handy verbinden?", wollte er wissen und hielt mir seine große Hand hin, während sein Blick auf die Straße gerichtet war.
„Gerne", freute ich mich und übergab ihm mein entsperrtes Handy. Seine Finger flogen flink über den Touchscreen seines Autos, als er mir nach wenigen Sekunden das Handy wieder in die Hand drückte.
Summend suchte ich nach einem Lied und klickte dann schmunzelnd auf Circles von Post Malone. Ich drehte die Musik etwas lauter und blickte aus dem Fenster.

Hätte ich doch nur meine Sonnenbrille mitgenommen...

„Es gibt leider keine Parkplätze dort, deswegen muss ich hier parken und wir müssen dann ein wenig laufen", teilte er mir mit und fuhr in ein Parkhaus. Ich ließ das Fenster wieder hochfahren „Kein Problem", meinte ich und sah ihm zu, wie er eine gelbe Münze aus den Automaten nahm und es auf die Mittelkonsole legte.
Die Schranken fuhren hoch und Enes drückte etwas stärker aufs Pedal, sodass ich in den Sitz gedrückt wurde. Nachdem wir geparkt haben, machten wir uns auf dem Weg zum Laden, wo auch immer Enes mich hinbringt.
Die Sonne schien mir angenehm auf der freien Haut, es war perfektes Wetter. Enes, der neben mir lief war gut 20 cm größer als ich. Und das obwohl ich 1,70 groß bin.
„Was machst du eigentlich? Gehst du noch zur Schule oder schon arbeiten?", wollte ich wissen und hielt mir die Hand über die Augen, da die Sonne mich blendete, wenn ich zu ihm hochsah.
„Ich mache gerade mein Abitur", er sah ebenfalls in meine Richtung, „Mit Enisa", fügte er hinzu.
Da fiel es mir wieder ein
„Ach ja!", ich schlug mir die Hand auf die Stirn, „Ihr geht ja in die selbe Stufe"
Er nickte nur schmunzelnd.
„Und wie alt bist du?"
„Noch frische 21 und du?"
„19"
„Hast du schon deinen Führerschein?", fragte er diesmal.
„Oohh", stöhnte ich, „Komm mir nicht damit! Ich wollte eigentlich schon vor zwei Jahren anfangen"
Er lachte auf, was mich auch zum Schmunzeln brachte.
Plötzlich blieb er stehen, woraufhin ich ihn verwirrt ansah.
„Und?", fragte er und deutete mit dem Kopf auf die linke Straßenseite. Wir standen vor Chicago Meatpackers. Ich kannte es hier nicht, aber es sah himmlisch aus!
„Wir essen hier?", wollte ich nochmal sicher gehen und freute mich schon. Er nickte: „Außer du willst woanders hin."
Ich schüttelte schnell den Kopf: „Nein, Nein! Lass uns reingehen!"
Ich war schon so ungeduldig und zog ihn selbst an seiner Hand durch den Eingang.
„Wir haben einen Tisch reserviert", sprach Enes den Angestellten an, der mit den Speisekarten auf uns zukam. Wir hatten es wirklich nötig zu reservieren, denn es war unglaublich voll hier. Während ich mich umsah, nannte Enes ihm den Namen und diesmal zog er mich mit sich. Das Restaurant war dunkel und nur durch die Beleuchtung erhellt. Das Wichtigste ist natürlich, dass es kühl war, wenn auch stickig durch die ganzen Leute. Wir setzten uns an einem Tisch an der Wand, was auch besser war. Somit saßen wir von den anderen abgetrennt.
„Es ist wirklich schön hier", meinte ich und öffnete die Speisekarte, die ich dankend von Enes annahm.
„Das erhoffte ich mir auch", meinte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„Willst du dir nichts angucken?", fragte ich verwirrt und deutete auf die Speisekarte vor ihm.
„Ich weiß schon was ich nehme"
„Okay, dann kannst du mir auch gleich sagen, was am Besten ist"
Ich legte die Karte auf den Tisch ab und beugte mich gleichzeitig mit Enes vor, um draufzuschauen. Er zeigte mir 3 verschiedene Speisen zwischen denen ich mich entscheiden musste. Zur perfekten Zeit kam auch schon ein Kellner an unseren Tisch
„Was darf ich euch bringen?", lächelte er uns freundlich an.



Enisas POV

Heute ging Ece mit Enes aus und mich juckt es gewaltig, wie es zwischen den beiden momentan steht. Ich muss sie nachher mal ausquetschen. Aber erstmal muss ich mein Herz beruhigen. Bekir hat mich nämlich wieder zu sich eingeladen, um zu lernen. Schweren Herzens fische ich mir einen blauen, luftigen Rock aus meinen Schrank, der mit einem Blumenmuster geschmeichelt ist und mir bis über die Knie ging. Dadrüber zog ich ein weißes Unterhemd an und war am überlegen, ob es nicht ein wenig zu gewagt ist. Sicherheitshalber zog ich mir noch eine kurze, dünne Jacke an. Meine Haare band ich zu einem Halbzopf und ließ vorne zwei Strähnen um mein Gesicht fallen. Mein Gesicht bekam einige Pinselstriche meines Make-ups ab und schon zog ich mir meine weißen Sneaker an. Auf dem Weg schnappte ich mir noch meinen Rucksack und stolperte die Treppen nach unten.
„Ich hoffe du musstest nicht lange warten", entschuldigte ich mich bei Bekir, als ich in sein Auto einstieg. Seine Augen wanderten von meinem Gesicht herab zu meinen Beinen, die ich instinktiv aneinander drückte.
„Nein, können wir losfahren?", fragte er mich woraufhin ich nickte.
„Wie kommt's, dass du jeden Tag motiviert bist zu lernen?", wollte ich wissen und sah ihn von der Seite an. Er ist so schön. Seine hellbraunen Haare saßen locker auf seinem Kopf und ich zog mich schwer zurück, um seine Haarsträhne nicht von der Stirn zu streifen. Sein Kopf drehte sich nach links, als er zur gleichen Zeit in eine linke Straße einbog. Dabei spannte sich sein Nacken an, den ich nur zu gerne berühren würde. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmunzeln, als er zu einer Antwort ansetzen wollte.
„Ich will am Ende des Jahres nicht durchfallen und mit einer Begleitung an meiner Seite verspüre ich kein bisschen Langeweile beim Lernen."
Ich beobachtete seinen Mund beim Reden, bis mir klar wurde, was er da gerade gesagt hatte.
„Es macht dir Spaß mit mir zu lernen?", fragte ich nach und hielt die Luft an, als er mir einen Blick zuwarf. Seine hellen Augen, die durch die Sonne schimmerten, bohrten sich in meine. Er nickte nur. Doch diese kleine Geste führte dazu, dass es in meinem Bauch zu Kribbeln anfing.



„Junger Mann, stell dich nicht so an sonst muss ich Konsequenzen ergreifen!", sagte ich ihm streng und sah ihm zu, wie er sich seufzend nach hinten an die Couch lehnte.
Wir waren schon zwei Stunden bei ihm Zuhause und stopften uns mit dem Thema Analytische Geometrie voll. Auch wenn ich Bekir manchmal den Hals umgedreht hätte, weil er sich schwer tat, die Aufgaben zu erledigen und ich es daher zig Mal erklären musste.
„Was denn für Konsequenzen?", grinste er und verschränkte seine Hände an seinem Nacken. Verstohlen warf ich einen Blick auf seinen nackten Hautstreifen am Bauch, der durch die Position entblößt wurde. Seine Muskeln spannten sich bei der Geste an und ich konnte nicht anders als lautlos zu seufzen. Sofort sah ich wieder hoch in seine Augen und bemerkte anhand seines selbstfälligen Grinsens, dass er mich dabei beobachtet hat.
Ich lief sofort rot an und drehte mich wieder zum Couchtisch. Ist es hier warm geworden und liegt es an mir? In einem Mal stand ich auf und zog mir meine dünne Jacke aus, um die Couch zu umgehen und den Raum zu verlassen.
Beim vorbeilaufen warf ich meine Jacke bedacht auf die Couchlehne und fragte ihn über meine Schulter hinweg, ob er auch was zu trinken möchte.

In der Küche brauchte ich nicht lange, um den Kühlschrank aufzufinden und ihn zu öffnen. Die kühle Luft prallte gegen mein Gesicht und ich merkte erst jetzt wie ich mich entspannte. Im Hintergrund nahm ich wahr, wie ein Stuhl geschoben wurde und dann seine raue Stimme.
„Wenn du schon so nett fragst, dann gib mir mal 'ne Cola"
Entschlossen griff ich nach der Cola-Flasche und machte den Kühlschrank hinter mir zu, während ich die Schränke nach Gläsern durchsuchte.
„Oben links", wies Bekir mich plötzlich hin und ich nuschelte ein Danke.
Er beobachtete mich amüsiert dabei, wie ich unter seiner Aufsicht unsere Gläser randvoll einschenkte.
„Enisa", sagte er plötzlich mit einer unfassbar rauen Stimme. Ich hob beide Augenbrauen hoch, um ihm anzudeuten, dass er reden soll. Meine Augen waren jedoch auf die Gläser gerichtet.
„Enisa", sagte er diesmal mahnender und zog mich an der Taille zu sich, zwischen seine Beine. Mir blieb die Luft weg. Ich hatte erst jetzt bemerkt, wie er sich vom Tisch weggedreht hat und breitbeinig auf dem Stuhl saß. Mit mir zwischen ihnen.
Diese Erkenntnis ließ meine Knie weicher werden, sodass ich mich an seiner Schulter festkrallte. Zum Glück war die Flasche nicht mehr in meiner Hand, denn ich hätte sie sonst nicht mehr lange halten können. Meine Brust hob und senkte sich viel zu schnell, als ich seine freie Hand beobachtete, wie sie sich einen Weg unter meinen Rock bahnte.

Oh mein Gott...

Deseo ardienteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt