Kapitel 6

868 3 0
                                    

Enisas POV

Am Liebsten wäre ich heute Zuhause geblieben.
Wie soll ich mich jetzt vor Bekir verhalten?
Ich schlug mir die Hände auf den Kopf und ließ mich wieder zurück in mein Bett fallen.
Nach einigen Minuten zwang ich mich jedoch aus dem Bett und schnappte mir meine Unterwäsche, schwarze Hose und ein langarmiges, dünnes Oberteil in weiß, was vorne einen kleinen Ausschnitt hat und legte sie ordentlich auf meine Bettdecke. Dann stieg ich schnell in die Dusche und befand mich 15 Minuten später wieder in meinem Zimmer.
Nur mit dem Unterschied, dass ich auf meiner Bettdecke einen Handabdruck sah. Abrupt hielt ich den Atem an und drehte mich sekundenschnell um.
Zum Glück stand er nicht hinter mir.
Aber was hat er sonst in meinem Zimmer gemacht? Ich krallte mich fester in das Handtuch um meinen Körper, schloss die Tür hinter mir ab und sah mich im Zimmer um. Auf dem ersten Blick, sah ich sonst nichts, was sich verändert hat. Mit einem viel zu schnell schlagendem Herz, zog ich mich an und schulterte meinen Rucksack, den ich glücklicherweise gestern Abend schon gepackt habe.



Mit gesenktem Blick auf meine Schuhe, lief ich durch Flure der Schule und stellte fest, dass ich meine Schuhe mal wieder sauber machen musste. Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, war ich am Klassenzimmer angekommen und lief schnell auf meinen Platz, ohne den Blick anzuheben.
Im Augenwinkel bemerkte ich, wie der Stuhl rechts von mir angeschoben wurde.
Zuerst dachte ich, dass es dieses eine Mädchen ist, doch als ich sah wer es war, schoss mir sofort die Röte ins Gesicht.
„Hat es gestern nicht gereicht, dass du einfach abgehauen bist und willst es jetzt weiter versuchen?", raunte mir Bekir zu. Mein Körper ging auf Hochtouren, als ich es wagte in seine Richtung zu schauen.
„Ich...ehm"
Ich presste die Lippen aufeinander.
Ja, was sollte ich denn nun sagen?
„Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen", meinte er und hielt ein weißes Kleidungsstück hoch, „Du hast das hier gestern bei mir vergessen"
Erst wollte ich fragen, was das ist. Doch dann riss ich die Augen weit auf.
Es war meine Jacke!
Ich danke Gott, dass es nicht wie in den meisten Filmen war, wo der Junge den Slip vom Mädchen hochhält. Das wäre wirklich peinlicher gewesen.

„Bekir!", zischte ich mit, wahrscheinlich schon dunkelroten Wangen und riss ihm die Jacke aus der Hand. Prüfend sah ich mich in der Klasse um und wünschte mir im Erdboden zu versinken, als ich in der letzten Reihe ein Mädchen wahrnahm, die uns anstarrte. Ich stopfte die Jacke in meinen Rucksack und seufzte.
„Ich... es tut mir leid. Ich wollte dich nicht einfach so hängen lassen. Ich weiß auch nicht was los war", nuschelte ich und biss mir auf die Innenwange.
Plötzlich legte er seine Hand an mein Knie und strich mit seinem Daumen drüber, weswegen ich reflexartig mein Bein wegdrückte. Er lachte.
„Schon gut, ich weiß zumindest jetzt, dass ich das nächste Mal die Tür abschließen sollte"
Sofort schoss mein Kopf in seine Richtung und ich sah ihn mit offenen Mund an.
Das hat er gerade nicht ernsthaft gesagt, oder?
Wieder fing er an zu lachen und ich hätte mich beinahe in dieses wunderschöne Geräusch aus seiner Kehle verloren.
„Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du heute mitkommen willst. Wir gehen schwimmen", fing er an und fuhr mit seinen Fingern durch seine Haare, „Außerdem kannst du deine beiden Freundinnen mitnehmen. Wir gehen nichts ins Schwimmbad, sondern sind bei mir Zuhause am Pool."
Verlegen kratzte ich mich am Arm
„Ich glaube das wäre keine so gute Idee. Zumal ich nicht schwimmen kann und keinen Bikini habe", gestand ich ihm und kramte meinen Collegeblock aus meinem Rucksack, um ihn nicht angucken zu müssen.
„Den Bikini können wir dir nach der Schule kaufen und das mit dem Schwimmen sollte kein Problem sein, dann lernst du es halt heute"
Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, stand er auf und schob den Stuhl wieder an den Tisch
„Dann sehen wir uns heute um 18 Uhr dort", zwinkerte er mir zu und lief wieder auf seinen Platz.
Ich hatte nicht mal zugesagt. Na toll!


Um 16 Uhr lief ich seufzend aus dem Klassenzimmer und freute mich endlich nach Hause gehen zu dürfen. Bis mit plötzlich das Treffen einfiel.
Oh fuck, das gab es ja auch noch.
Ich suchte in meiner Tasche nach meinem Handy, als mich plötzlich zwei muskulöse Arme von hinten packten und ich mit dem Rücken gegen eine harte Brust gedrückt wurde. Erschrocken keuchte ich auf und mein Herzrhythmus verschnellerte sich um das Dreifache, als mir der Duft dieser Person in die Nase stieg.
„Scheiße Bekir, musst du mich denn so erschrecken?", zischte ich, als er sein Kinn an meine Schulter stützte und mich weiter Richtung Ausgang dirigierte.
Oh mein Gott, ich hoffe er spürt nicht, wie schnell mein Herz wegen ihm schlägt.
Mein Unterleib zog mich zusammen und ich befürchtete zu kollaborieren. Er hält mich in seinen Armen gefangen.
„Wo willst du einkaufen gehen?", fragte er dann und ich spürte seinen Atem an mein Dekolleté.
Er hat doch keine Ahnung, was mit mir passiert...
„Einkaufen?"
„Ja, du wolltest dir doch einen Bikini kaufen"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und bleib stehen, um mich zu ihm umzudrehen. Dadurch ließ er von mir ab und ich konnte endlich wieder normal atmen.
„Oh nein, vergiss es! Ich gehe ihn mir mit meinen Freundinnen kaufen."
„Bin ich denn so eine schlechte Begleitung?", schmollte er, woraufhin ich die Augen verdrehte.
„Nein, nur werde ich ganz bestimmt nicht mit einem Bikini vor deine Augen treten!"
Plötzlich verzogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen.
„Höchstens am Pool werde ich dich doch nur mit einem Bikini bekleidet sehen?"
Ich spürte wie meine Wangen heiß anliefen.
Wie peinlich! Warum fällt mir das erst jetzt ein, obwohl es doch so klar ist?
Ich drehte mich wieder nach vorne und lief schnell weiter.
„Das ist was anderes!", murmelte ich und würde am Liebsten von der nächsten Brücke springen. Ich hörte ihn hinter mir lachen.
„Nein ist es nicht. Aber wenn es dir lieber ist, mit deinen Freundinnen zu gehen, dann von mir aus. Dann sehen wir uns um 18 Uhr."
Ich nickte und verabschiedete mich auf dem Parkplatz von ihm.

Deseo ardienteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt