Es tut nicht weh:

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Jetzt reicht es! Wenn meine Familie da oben ist muss ich auch etwas tun.

Entschlossen in den Kampf einzusteigen, verlasse ich mein Versteck und begebe mich zur Treppe, die nach oben ins Erdgeschoss führt.

Doch auf halbem Weg treffe ich auf Hisoka.

„Sora! Was machst du hier?! Geh sofort wieder zurück!", ruft er und packt mich am Arm um mich zurück in den kleinen Raum zu bringen.

Ich reiße mich aber aus seinem Griff und der Magier hält inne.

„Was ist?! Komm!"

Doch ich schüttle lächelnd den Kopf.

„Ich muss da oben sein und mich endlich gegen meine Familie wehren. Sonst werden sie nie verstehen, dass ich mit Ilumi nicht glücklich werde."

Hisoka nickt und wir gehen die Treppen nach oben ohne ein Wort zu reden.

Kurz bevor wir oben sind, hält Hisoka mich plötzlich wieder fest.

Ich sehe ihn über meine Schulter an und werfe ihm fragende Blicke zu, doch er sagt nichts.

„Hisoka...wir müssen weiter, komm scho-„

„Nein. Ich-Ich möchte nur, dass du eins weißt-„ Er zieht mich eine Treppenstufe zu sich hinunter sodass wir auf Augenhöhe sind. „Ich habe dir vergeben. Ich bin dir nicht mehr böse..."

„Das musst du nicht, du hast jedes Recht-„

„Nein. Ich wollte es einfach gesagt haben."

Was ist heute nur los mit ihm? Wieso redet er so seltsam und in Rätseln?

Wieso sollte er mir auf einmal vergeben? Was ist hier los?

Als die Stille zwischen uns allmählich komisch wird, entschließe ich mich einfach weiter zu gehen. Doch irgendetwas hält mich auf.

Die Art wie Hisoka mich ansieht, als würde er versuchen sich mein Gesicht haargenau zu merken.

Nach weiteren Sekunden halte ich es nicht mehr aus. Ich nehme seine Gesicht in beide Hände und presse meine Lippen auf seine.

Hisoka zuckt überrumpelt zurück, doch dann küsst er mich zurück.

Direkt nach dem Kuss, fliehe ich, wie immer...

Ich renne ins Wohnzimmer noch völlig benebelt von dem Vanille-Zuckerwatte Duft des Grim Reapers.

Die erste Person, auf die ich treffe ist Kira.

„Sora! Da bist du ja!" Meine Schwester umarmt mich glücklich, aber als sie sich wieder von mir löst sieht sie mich ernst an. „Du musst nach Hause kommen und dich bei Illumi und Vater entschuldigen, bitte."

„Das werde ich auf keinen Fall tun! Dieser Bastard hat mich mehrfach geschlagen und außerdem liebe ich ihn nicht! Und die Ehre unserer Familie ist mir genauso egal! Ich will das alles nicht, wieso interessiert das niemanden!"

„Uns interessiert dein Glück sehr wohl", ertönt die melancholische dennoch verzweifelte Stimme meiner Mutter.

„Nein! Sonst hättest du das hier nie zugelassen!", kreische ich und kann die Tränen nicht aufhalten, die meine Wangen runterfließen.

„Sora! Da bist du ja!" Mein Vater läuft direkt auf mich zu, doch Mama hält ihn auf.

„Wieso unbedingt Illumi? Siehst du nicht wie grausam und böse dieser Mann ist? Willst du denn nicht, dass ich glücklich werde?!" Meine Worte kommen als Kreischen heraus, doch ich weiß, dass mein Vater mich versteht.

„Illumi kommt dir jetzt vielleicht so vor, aber er wird dir ein tollen Leben bieten können, also hör auf dich wie ein kleines Kind zu benehmen und komm nach Hause."

Illumi und Silva Zoldyck kommen ebenfalls hinzu und ich bin umzingelt.

Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren und versucht einen Weg hier raus zu finden, doch es gibt keinen.

Hisoka taucht hinter mir auf, zusammen mit Akuma, Ren und dessen Vater, den ich wohl auch noch in mein Chaos hineingezogen habe.

Ich sehe immer wieder zwischen Hisoka und meiner Familie hin und her.

Wie kann ich diesen Tag noch retten?

Mein Herz klopft zu schnell. Alles ist zu viel. Zu viel. Viel zu viel. Meine Lungen. Ich bekomme keine Luft mehr. Ich brauche-ich brauche Luft.

Mein Blick fällt auf mein Taschenmesser, dass an meinem Bein befestigt ist.

Ist es wirklich dazu gekommen?

Mit zittrigen Händen umklammere ich das Messer und richte es auf Illumi. Dieser kichert nur dunkel.

Doch sein Lächeln verblasst, als ich die Klinge auf mich selbst richte und sie mit voller Wucht in meine Brust ramme.

Meine Mutter und Kira schreien auf, während mein Vater fassungslos seine Hände vor seinen Mund schlägt.

Silva Zoldyck sieht mich einfach nur and und Illumi stürmt auf mich zu.

Ich falle und rechne mit den harten Boden, doch ich werde von den warmen Armen des Magiers empfangen.

Ren und Akuma sind auch sofort bei mir.

Dann geht alles ganz schnell.

Alles verschwimmt und wird leiser.

Das einzige, dass ich noch höre ist Hisoka, der sanft zu mir spricht.

„Ich werde zu dir kommen, Sora. Warte auf mich, Okay?" Er drückt mich gegen sich und lässt mich seinen Herzschlag hören, während meiner immer schwächer wird.

In diesem Moment spüre ich seltsamerweise...Ruhe. Und Frieden.

Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ich diese Welt tretend und schreiend verlassen werde.

Oder wenigstens kämpfen würde oder weinen würde.

Aber nie hätte ich gedacht, dass ich von einer solchen Vollkommenheit erfüllt wäre.

Was man sich über den Tod erzählt stimmt.

Es tut nicht weh.

You B$tch | h.mWo Geschichten leben. Entdecke jetzt