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-PoV Elisa-

Leon und Raban waren seit fast zwei Wochen auf Kinotour und ich musste mich mit Telefonaten zufrieden stellen. Also mit Leon. Von Raban bekam ich nur etwas mit wenn er mal wieder im Hintergrund rumschrie, während ich mit Leon telefonierte. Zuletzt hatten wir am Mittwoch miteinander geredet. Das war vor acht Tagen. Ich nahm es ihm nicht übel, sie hatten nun mal viel zu tun. Allerdings wusste er das bereits vorher, da hätte er sich sein 'Wir telefonieren jeden Tag' sparen können. Wir redeten ja nicht mal jeden Tag, wenn er nicht auf Kinotour war. Ab und zu sahen wir uns für einen Tag auch nicht. Und in letzter Zeit war es manchmal mehr als nur ein Tag.

"Ich check das immer noch nicht. Warum hat er denn 12 Jahre? Er ist doch 12 Jahre alt." Felix starrte ungläubig in sein Heft und war wahrscheinlich kurz vorm Ausraten. "Man, Felix. So ist das im Französischen nunmal. Find' dich damit ab.", lachte ich und schmiss einen Stift nach ihm. "Okay. Jetzt nochmal. Le garçon a 12 ans. Sa mère prend le bus." "Das hört sich doch scheiße an. Als ob ich in der fünften wäre. Du schreibst richtig eloquentes Französisch und ich bekomm' hier das Grundschulniveau." "Ja, aber du kannst ja auch kein Französisch." Jetzt konnte ich wirklich nicht mehr. Felix' beleidigter Blick machte mich fertig. Ich fiel vor Lachen schon fast von seinem Bett. "Außerdem," japste ich zwischen meinen Lachern, "fällt das voll auf wenn du da mit sowas ankommst. Aber no front." "Mach' mich nicht so fertig.", lachte Felix. "Das ist Mobbing."

"Ihr Zwei! Ich hab' Kuchen gebacken. Ihr müsst den unbedingt probieren." Felix Mutter betrat das Zimmer mit zwei Tellern und Apfelschorle für uns. "Oh, Danke." Wir nahmen die Teller an und machten uns direkt ans Probieren. "Und?" Felix schmatzte und legte nachdenklich seinen Kopf zur Seite. "Schmeckt super.", sagte ich. Felix Mutter klatschte freudig in die Hände. "Perfekt! Wisst ihr, ich hab' da so ein neues Rezept ausprobiert." "Ja, doch...kann man essen.", meinte Felix um seine Mutter zu ärgern. "Ach, Junge. Du hast doch keine Ahnung.", gab sie gespielt empört von sich und zog ihm mit dem Küchentuch, das über ihrer Schulter lag, leicht eine drüber. "Ach, Felix, die Spülmaschine ist kaputt, stellt die Teller gleich einfach in die Spüle.", sagte sie noch und verließ das Zimmer dann wieder. "Och nö," maulte Felix, "das heißt ich muss wieder spülen."

"Und?", fragte Felix neugierig, nachdem ich wieder auf mein Händy geschaut hatte. "War nur Hannah. Probe fällt Morgen aus.", seufzte ich und nahm mir einen kurzen Moment Zeit ihr zu antworten. "Aber warum meldet er sich denn nicht?", grübelte Felix und stellte unsere Teller zusammen auf seinen Schreibtisch. "Ich hab' keine Ahnung.", sagte ich. Meine Stimme klang zerbrechlich. Weinen musste ich nicht, aber es verzweifelte mich, dass Leon sich nicht meldete. Und dass sein Handy kaputt war oder so, konnte nicht sein. Schließlich hatte er Gestern noch mit Maxi telefoniert. So langsam hatte ich echt keine Lust mehr auf den Scheiß! Wäre er an meiner Stelle, hätte er schon längst wieder eine Eifersuchtsszene geschoben. Doch so war ich nicht. Natürlich machte ich mir Sorgen, aber ich musste ihm einfach vertrauen. Und im Moment war meine Sorge, dass er mich betrügen könnte, eher gering. Ich dachte, ich sei ihm zu anstrengend geworden, oder dass er einfach keine Lust mehr auf mich hatte. Und das brachte mich dazu, auch keine Lust mehr auf ihn zu haben.

"Das wird schon wieder.", versuchte Felix mich aufzuheitern. "We'll see." "Wie jetzt? Ich dachte du willst das mit euch? Das hört sich ja nicht gerade überzeugt an.", meinte er verwirrt und sah mich durchdringlich an. "Natürlich will ich das," sagte ich sofort, "aber so langsam kann ich halt auch nicht mehr. Ich hab' das Gefühl dass er bei unserer Beziehung nur darüber nachdenkt, dass er ja nicht gut genug für mich sein könnte. Das ist er, aber er fängt halt immer wieder damit an. Und das gibt mir natürlich auch ein scheiß Gefühl.", erklärte ich ihm und versuchte dabei so ruhig zu sein wie ich konnte. "Ihr wart immer richtig glücklich." Ich denke, Felix verstand die ganze Situation einfach nicht. "Ja, ich weiß. Aber im Moment bin ich das einfach nicht. Er vielleicht, aber ich nicht. Ständig rede ich mir ein, dass alles wieder perfekt ist, sobad wir mal etwas alleine Unternehmen, ohne dass er sich wieder anstellt. Aber das ist es halt nicht." "Hm." Felix nahm sich einen Moment, um meine Worte zu verarbeiten. "Es tut mir leid, dass ich das nicht gemerkt hab'." "Felix! Das ist auch gar nicht deine Aufgabe.", schmunzelte ich.

"Ja, trotzdem. Ich wusste nicht dass es so schwierig ist.", murmelte Felix. "Wobei. Dass es mit Leon schwierig ist, wissen wir alle.", fügte er lachend hinzu. "Genau," lachte ich, "Nein, wir klären das. Und wenn es wieder nichts bringt, müssen wir's halt beenden." Meine eigenen Worte versetzten mir einnen Stich im Herzen. Ich wollte nie dass er das Gefühl bekommt, ich würde jemand besseres verdienen. Aber so langsam glaubte ich ihm das sogar. Schwerenherzens musste ich einsehen, dass wir vielleicht gar nicht so gut zusammenpassten, wie ich es mir erhofft hatte. "Jo. Das wird schon. Und selbst wenn, du brauchst Leon ja nicht. Mir kommt es immer so vor, dass er dich braucht." Vielleicht hatte Felix mit seiner Überlegung gar nicht so Unrecht. Und vielleicht wollte ich es Leon aus diesem Grund auch immer Recht machen. Aber es war verdammt anstrengend. Und stressig. Eine Beziehung sollte nicht stressig sein, sondern ein Ausgleich zu dem Stressigen.

"Wissen die Mädels das eigentlich?" Ich nickte. "Schon. Also sie wissen dass Leon, vorallem in den letzten Wochen, extrem eifersüchtig war. Und sie wissen, wie nervig ich das finde." Felix nickte einmal bestätigend mit dem Kopf. Er überlegte wieder, atmete schließlich laut aus und stand auf. "Ich bring' mal die Teller runter."

Ich merkte selber, wie unfair ich war. Leon sollte mir immer sagen, wenn er Probleme mit etwas hatte, aber selber schaffte ich das manchmal gar nicht. Er wusste schon, wie anstrengend das war. Jedoch wusste er nicht, dass es mich fertig machte, ständig das Gefühl zu haben, er vertraute mir nicht. Er sagte immer, er täte das. Doch mittlerweile konnte ich ihm das nicht glauben. Nicht mehr.

Allein dass er sich darum sorgte, er wäre nicht genug für mich, zeigte doch eigentlich nur, dass er sich viel zu wenig mit sich selbst beschäftigt hatte. Womöglich war er auch gar nicht bereit dazu, mir das zu geben, was ich wollte. Also hatte er doch Recht mit dem, was er sagte.

Dennoch liebte ich ihn. Ich liebte es, dass er mich liebte.

Und ich liebte es, nicht allein zu sein. Liebte.

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Bonjour, Freunde!

Das Kapitel ist eher kurz ausgefallen, ich versuche auf jeden Fall heute noch eins zu schaffen. 🙌

Bis dahin - genießt das gute Wetter😎✌

Paula, over and out!-

Kisses of FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt