- Al Nair -

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- Al Nair -
Aus dem Sternbild Kranich
Lat. Gruis
Helligkeit: 1,74 magnitudo
Zu sehen von 35° Nord bis 90° Süd

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Eine Berührung an der Schulter lässt Rin blinzeln und sie dreht verwirrt den Kopf. Ihr Nacken schmerzt, allerdings mehr als ihre Wange. Ihre Kehle fühlt sich staubtrocken an.

„Rin! Ist alles okay?", hört sie Kōrais Stimme und fast sofort klopft ihr Herz noch ein bisschen schneller. Langsam dreht sie ihm den Kopf zu, ihre Augenlider flattern. Es dauert ein paar Sekunden, aber dann kann sie ihn endlich erkennen. Sein Blick ist prüfend auf sie gerichtet, seine linke Hand liegt auf ihrer Schulter.
Über seinem Auge pragt eine kleine Platzwunde, Blut läuft über seine Schläfe und tropft auf das dunkelgraue Shirt. Sein Augenlid hängt ein wenig herunter, blinzelt träge.

„Ich glaub schon. Du blutest", stellt sie fest. Automatisch hebt Rin die Hand, berührt seinen Wangenknochen und verwischt das Blut. Er zuckt nicht zurück, sondern sieht sie einfach nur an. Dann berührt er ihre Finger und mustert fragend die rote Flüssigkeit.

„Ist nur halb so schlimm. Komm... wir steigen aus und sehen uns den Wagen an", weist er sie an und sie kann nur nicken. Erst jetzt fällt ihr auf, dass die Airbags aufgegangen sind und heller Rauch aus der zerknüllten Motorhaube steigt. Die Windschutzscheibe ist ein einziges riesiges Spinnennetz, dass nur noch durch die miteingearbeitete Folie zusammen gehalten wird. Generell sieht das Auto von ihrer Position ziemlich zerstört aus. Dass es ihr so gut geht, ist echt ein Wunder.

Kōrai schnallt sich ab, zieht am Hebel seiner Tür und drückt sie dann energisch auf. Als sie sich nach ein paar Zentimetern nicht weiter öffnet, tritt er dagegen und sie springt heftig auf. Mit einem Stöhnen steigt er aus und verschwindet aus ihrem Blickfeld.

Rin tastet sich am schmerzhaft einschneidenden Gurt entlang und öffnet ihn irgendwie. Tief atmet sie ein, Luft füllt ihren Brustkorb und dann dröhnt ihr Kopf unangenehm. Gleichzeitig zwickt es in ihrer Brust und sie verzieht das Gesicht.
Leise knirscht es um sie herum und sie bemerkt die vielen kleinen Scherben auf ihrem Schoß. Als ihr Blick weiter schweift, sieht sie Kōrai zu ihrer Tür kommen.
Alles passiert irgendwie gleichzeitig und dann doch wie in Zeitlupe.

„Sicher, dass alles soweit okay ist? Tut dir was weh?", fragt er nach, berührt ihre Schulter durch das zerplatzte Fenster. Er blickt sie wieder prüfend an, mit dem immernoch hängenden Augenlid.

„Mir brummt der Schädel", murmelt sie, atmet tief aus und zieht dann am Hebel der Tür. Er lässt sich zwar nach draußen ziehen, aber dann bewegt sich gar nichts mehr.

„Der andere Fahrer ist soweit okay. Er hat schon die Rettungsdienste verständigt", erklärt Kōrai und fährt sich durch das helle Haar. Eine Blutspur ziert seine weißen fluffigen Strähnen und die Hälfte seines Gesichts. Das sieht schlimm aus, irgendwie.
„Deine Tür ist komplett verzogen. Du musst entweder über meinen Sitz klettern oder aus dem Fenster", meint er, nachdem er mehrmals von außen am Türgriff gerüttelt hat.

Rin nickt, wühlt nach der Handtasche und schmeißt sie auf den Fahrersitz. Dann bewegt sie langsam die Beine. Schmerz lässt sie zusammen zucken und sie knirscht mit den Zähnen.
„Autsch", brummt sie und bemerkt Blut an ihrem Fuß entlang laufen. Das wird ihr gerade ein bisschen viel von der warmen roten Flüssigkeit und sie schnauft angestrengt.

„Was ist?", hakt Kōrai nach und wirft ihr einen Blick zu. Beobachtet, was sie macht.
„Hängst du fest? Soll ich dir helfen?"

Moonlight Queen [HoshiumixOC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt