Prolog
„Cole!“, jemand rüttelte an meiner Schulter, „Cole, wach endlich auf“. „Lass mich schlafen, Izzy“, murmelte ich und versuchte sie irgendwie abzuwimmeln. Ich war einfach kein Morgenmensch, noch nie gewesen und das wusste sie. Aber so wie ich meine Freundin Izzy kannte, würde sie nicht aufgeben. Izzy war meine beste Freundin seit wir beide geboren waren. Eigentlich hieß sie Clarissa, aber als dreijähriger konnte ich ihren Namen nicht aussprechen, seit dem war sie für mich Izzy. „Cole, du willst deinen Geburtstag nicht verschlafen, oder?“. Sie ließ ein kurzes Fauchen ertönen, dann flimmerte es in der Luft. Izzy hatte sich verwandelt. „Cole“, schnurrte sie, „Wenn du nicht gleich aufstehst...“ Gegen meinen Willen musste ich grinsen. Ich weckte die Kraft in mir, die immer nur so knapp unter der Oberfläche lauerte, dass ich sie kontrollieren konnte. Ich ließ den Tiger raus, sprang auf und nagelte die fauchende Izzy unter mir fest. „Dann was, Izzy?“ Sie grinste und gab es auf sich zu wehren. Das konnte sie auch gar nicht. Izzy war zwar eine recht gute Kämpferin, denn sie wollte später mal in der Garde unseres Clans sein, aber ich war der einzige, der ihr so richtig Kontra geben konnte. „Du bist wach“, sagte sie grinsend. Ich ging von ihr runter, nahm den Tiger zurück und richtete mich in meiner menschlichen Statur auf. „Dann gehen wir runter“, sagte ich und sah zu Izzy. Mittlerweile konnte ich auch schon frischen Kuchen und Kakao riechen. Izzy sprang auf, dass ihre blonden Locken nur so flogen. „Ja, los geht’s“, sagte sie übermütig und huschte vor mir aus dem Zimmer. Ich schüttelte den Kopf und lief ihr nach. Unten wartete bereits meine ganze Familie. Meine Eltern, meine beiden älteren Brüder und meine Cousins. „Hey da ist er ja!“, rief mein Cousin Luke. Er war so alt wie ich, einer meiner besten Freunde und mein Beta. Als er das sagte stimmte meine Mutter auch schon ein „Happy Birthday, Cole“ an. „Alles Gute zum 11. Geburtstag, mein Schatz“, sagte sie dann und führte mich zum Tisch. „Du musst auch noch die Geschenke aufmachen!“, rief Izzy dazwischen, „Meins zuerst!“. „Jetzt lass uns doch zuerst essen, Clarissa...“, sagte mein Vater lächelnd. Mein drei Jahre älterer Bruder, der mir am nächsten stand wollte noch etwas sagen, aber dazu kam es nicht. Ich hörte Schüsse von draußen. Geschrei. Wir fuhren alle herum. Mein ältester Bruder Kyle und mein Vater verwandelten sich sofort als der Geruch von Rauch zu uns drang. „Mom...“, mehr schaffte ich nicht zu sagen. Dann ging die Tür auf und was dann folgte war das reinste Inferno. Ich wurde mit Gewalt nach hinten gerissen, zur Hintertür raus. Ich hörte Izzy schreien, die Kommandos meines Vaters erstarben in den Schüssen. Ich konnte Kyle nirgends sehen. Nur die Stimme meiner Mutter neben mir. „Lauft, Alex, Cole. Lauft!“
Ich war wie erstarrt, doch Alex zog mich mit sich. Wir verwandelten uns und liefen in den Wald. Er war direkt hinter mir. Wir beschleundigten das Tempo und liefen durch den sommerlichen Wald. Plötzlich knallten neben mir Schüsse in den Boden und ich schrie erschrocken auf. „Cole, lauf schneller!“, rief er von hinten. Aus dem Augenwinkel sah ich wie ihn eine der Kugeln traf und mein Bruder zu Boden ging. Nein...! Ich wollte stehen bleiben und nach ihm sehen, aber irgendwas sagte mir ich sollte weiter laufen. Im Nachhinein war mir klar, dass ich hätte nach meinem Bruder sehen sollen. Aber ich hatte Angst, ich war erst elf Jahre alt. So lief ich immer weiter bis das letzte was ich von meinem Reservat sah der Rauch am Himmel war. Und so lange bis auch dies in der Entfernung nicht mehr zu sehen war.
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Blue Eyes
Romance"Ich hatte es nie für möglich gehalten. Aber die sardonische Eigenart des Unmöglichen ist doch, dass niemand seine Überraschung ahnt, oder? Er stand mir gegenüber. Seine Augen waren so unglaublich blau. Blau wie das Meer. Er kam mir bekannt vor und...