1 - Ruhe ist trügerisch

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Eine Decke aus Stille und Dunkelheit hat sich über das Inselreich Berks gelegt.

Nicht nur die Wikinger, auch viele Drachen schlafen zu dieser späten Stunde schon. Ausgenommen jene, die das malerische Kunstwerk am Himmel beobachten. Aus einem Farbgemisch von Grün, Blau und Lila, zeichnen sich große Schlieren am sonst so dunklen Nachthimmel ab.
Wieder einmal ist es die Zeit der Leuchtalgen.

Seitdem der Fluss damals ins Meer umgeleitet wurde, ist die Suche nach den Leuchtalgen etwas schwieriger als vorher geworden. Dadurch das der Fluss nun ins Meer leitet, können die Algen nicht mehr wie gewohnt wachsen. Aber so lange sie keinen anderen Ort mit Leuchtalgen finden, müssen sie sich damit abfinden.
Noch einmal sieht Violene prüfend in die Satteltaschen, um auch ein zehntes Mal sicherzugehen, das alles benötigte eingepackt ist. Doch von der Nervosität seiner Reiterin lässt Schocker sich nicht aus der Ruhe bringen. Er kennt die Strecke in- und auswendig, kennt jede Ecke, jedes Versteck, jeden Baum auf seiner Route und am Ziel. Und obwohl sie diese Route schon so oft geflogen sind, ist Violene immer wieder angespannt.

Noch nie wurden die beiden während diesem Ausflug von Drachenreitern oder angriffslustigen Drachen überrascht. Es blieb immer ruhig und so wird es auch diese Nacht der Fall sein, da ist Schocker sich sicher.

Mühelos fliegt er nah unter den vereinzelten Wolken über das Meer, seinem Instinkt und der Route folgend, während das Meer ruhige Wellen schlägt. Schon nach einiger Zeit kommt das Ziel nahe Berk in greifbare Nähe!
Das typische Leuchten der Algen ist schon in einiger Entfernung zu sehen; ein wohlbekanntes helles Blau, welches sich deutlich von der dunklen Umgebung abhebt.

„Entspann dich mal etwas", grummelt der blaue Drache, wobei er seinen Blick starr auf die immer näher kommende Insel gerichtet hat. Aus den Gedanken gerissen ist von seiner Reiterin nur ein Seufzen zu hören. Kurzerhand setzt sie sich dabei wieder auf, seinem Blick folgend. „Manchmal will ich dem Frieden einfach nicht trauen... Grad nach den letzten Vorfällen mit Berk, gewissen Drachenreitern und-", sie zögert. Aber beide wissen, woran sie denkt: Jäger.
Dafür, dass diese Jäger schon länger Jagd auf Drachen machen, sind sie lange keinem davon begegnet. Aber kaum hatte man einmal mit denen zu tun, hat man das Gefühl, dass die an jeder Ecke lauern.
Vermutlich so ein Drachenfreund-Fluch. Wenn man mal ehrlich ist, wie normal ist es schon, dass Mensch und Drache Freunde sein können? In einer Welt, wo es ums Überleben geht und eine ewige Fehde zwischen Mensch und Drache zu bestehen scheint?

Die Gedanken an dieses Thema verdrängend lächelt Violene unmerklich.
„Du hast irgendwo auch recht. Wir haben alles dabei, was wir brauchen und die Insel kommt ja auch schon in Sicht!"
„Landen wir an der gleichen Stelle wie immer?"
„Gerne", nun doch ungewollt grinsend nickt die junge Reiterin, was der blaue Drache mit Freude zur Kenntnis nimmt.

Mit deutlicher Vorfreude beschleunigt er noch einmal auf den letzten paar Metern.
Das Gute ist, das Schocker die Algen nicht zum tagtäglichen Überleben braucht. Aber doch sollte er nicht zu lange ohne Algen auskommen müssen, auch, da sie mit seine Leuchtfähigkeit beeinflussen.
Ihr letzter Besuch war durch die letzten Ereignisse schon zu lange her, als das sie sich jetzt noch einen weiteren Aufschub ohne Algen leisten können. Auch, da sämtliche Vorräte schon längst aufgebraucht sind. Und sollte er noch ein paar weitere Tage ohne Algen auskommen müssen, so könnte sie nicht sagen, wie sich das auf ihn und seine Gesundheit auswirkt.

Umso besser, dass es heute endlich so weit ist.

Ohne große Umschweife steuert Schocker direkt die Insel an, sich mit einem kurzen Blick nach möglichen anderen Drachen umsehend. Aber weder andere Drachen, noch potenzielle Jäger lassen sich entdecken.
Zufrieden landen die beiden nur wenige Meter vom begehrten Fluss entfernt. Schnell steigt Violene ab und nimmt ihrem Freund die Taschen ab. Mit einem kurzen Blick sieht er noch einmal zu seiner Reiterin, worauf er dann mit schnellen Bewegungen am Fluss angelangt. Schmunzelnd beobachtet sie Schocker dabei, wie er sich zum Fluss beugt und mit aller Seelenruhe sich den Algen widmet, hungrig.
Mit wenigen Schritten kommt sie neben ihn. Aber die Befürchtung soll sich bestätigen: Der Fluss besitzt diesmal noch weniger Leuchtalgen als beim letzten Besuch. Wenn sie keine Lösung finden oder keinen anderen Ort mit reichlich Algen-. Energisch schüttelt sie den Kopf und packt die Gefäße aus, um auch den Vorrat für unterwegs wieder auffüllen zu können.

Aber... irgendetwas lässt sie dann doch noch mehr stutzig innehalten.
Nicht nur, dass das Wachstum der Algen an sich nachlässt... diese Stelle im Fluss sieht so aus, als hätte hier jemand bewusst eine Menge an Algen entfernt. Skeptisch geworden und angespannt richtet sie sich auf, dem Fluss ein Stück folgend. Doch egal wie weit sie dem Fluss folgt, jede Stelle bietet denselben Anblick.
Und das Schlimmste? Diese Spuren sind frisch, zu frisch.

Wir sind hier nicht alleine!

Hastig dreht sie sich um und rennt zurück, zu der Stelle des Flusses, wo sie Schocker alleine gelassen hat. Plötzlich zerreißt ein lautes, drohendes Brüllen die eben noch so angenehme Stille.
Und in einem ist Violene sich sicher. Das war nicht Schocker. Definitiv nicht!
Der versucht tatsächlich noch immer angestrengt an die wenigen Algen im Fluss zu gelangen. Kaum aber war das Brüllen zu hören, hält er angespannt inne und sieht knurrend auf.

Hastig sehen beide sich um, wobei Violene erleichtert bei ihm ankommt. „Hast du eine Vermutung, woher das Brüllen kommt?", murmelt sie dann, sich selbst umsehend. Aber in dieser Dunkelheit der Nacht gepaart mit den Polarlichtern lässt sich keine andere Gestalt wirklich erkennen.
Schocker wiederum scheint die Frage zu ignorieren, während er knurrend in die Umgebung starrt. Abwartend.

Und das ist eine Haltung, die Violene gar nicht gefällt.
Und das aus gutem Grund.

Innerhalb von Sekunden geht alles ganz schnell.
Bevor Violene reagieren kann, schubst Schocker sie zur Seite und breitet seine Flügel schützend über seine Reiterin aus. Verwirrt findet diese sich auf dem Boden wieder, kaum brüllt Schocker auf. Aber nicht aus Wut, Angst oder als Warnung. Nein, dazu kennt sie ihren Freund zu gut. Das war ein Schmerzensschrei, wie sie ihn schon lange nicht mehr von ihm gehört hat.
Noch im selben Moment, wo er Violene zur Seite stieß, wird sein rechter Flügel von einem flüssigen, plötzlich explodierenden Gemisch getroffen. Die Schnauze verziehend, sieht er knurrend und wütend gen Himmel, von wo der Angriff herkam.

„(DS) Schocker, was ist los?!", lauter versucht sie die Aufmerksamkeit ihres Drachen zurückzugewinnen.
Doch der tut alles, um sie zu ignorieren. Und das gefällt ihr noch weniger.
Das letzte Mal ging dieses Verhalten nicht gut aus...





Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Das Verhängnis der Leuchtalgen (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt