3 - Unverhofft kommt selten

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 Seufzend beobachtet sie, wie sich die Behälter mit den heiß ersehnten Leuchtalgen füllen.
Auch wenn ihr Freund verschwunden ist, so hat sie wenigstens den Vorrat wieder auffüllen können.

Nur ein Handzeichen war nötig, worauf leise Flügelschläge hinter ihr enden. Vorsichtig begrüßt sie die schuppige Schnauze, die sich im nächsten Moment an ihrer Schulter reibt. „Gut, dass du in der Nähe geblieben bist." Ein unmerkliches Lächeln umspielt ihre Lippen, bevor sie sich im nächsten Moment dem blauroten Trampler hinter sich zuwendet.
Grummelnd mustert der Trampler sie mit einem schief gelegten Kopf und stupst sie erneut an der Schulter an. „(DS) Schocker ist... erneut in dieser Stimmung. Ich weiß nicht, welche Richtung er und der Angreifer eingeschlagen haben. Das Schlimmste ist, das die beiden wohl nicht in nächster Zeit mit gegenseitigen Angriffen aufhören werden", murmelnd sieht sie noch einmal in die Dunkelheit vor sich, „am besten ist es, wenn wir die anderen vorwarnen. Nicht das sich dieses Chaos auch noch auf Berk ausbreitet. Noch mehr Stress mit Haudrauf kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen." Mit geübten Handgriffen schnallt sie ihm die Taschen auf, in ihnen die vollen Behälter verstaut. Ohne noch eine weitere Sekunde verschwenden zu wollen, sitzt sie ihm nächsten Moment mit auf seinem Rücken und verschwinden die beiden gemeinsam in der Dunkelheit der Nacht unter Orendels Feuer.

Das vorrangige Ziel: Weg von dieser Insel und Berk warnen.

Noch vor einigen Jahren hätte sie keinen besonderen Grund gehabt, ausgerechnet den Wikingern auf Berk zu helfen, vor allem, sie eigenhändig zu warnen.
Sei es der getäuschte Angriff auf das Dorf, der unfreiwillige Besuch davor mit einem Gefängnisaufenthalt oder die Kriege der Vergangenheit.
Es hätte keinen Grund gegeben, die Bewohner Berks zu warnen. Auch da sie nicht ganz unerfahren mit Drachen sind und gerade jetzt auch ihre Drachenreiter schon weitaus gefährlichere Drachen bekämpft haben. Ihre größte Sorge wäre und ist noch immer Schocker. Weder darf er in die Hände Berks fallen, noch dürfen andere Wikinger von dieser Natur erfahren. Es reicht, dass sie davon weiß, jeder andere wäre eine Bedrohung für das Duo. Unabhängig ob Freund oder Feind.

Eine von Narviks Regeln:
Traue niemanden.

Ohne groß viele Worte zu verlieren, fliegt der Trampler direkt auf Berk zu.
Auch er hat sie oft genug zu dieser Insel begleitet, gerade in heimlichen Flügen dorthin, sodass auch er die Möglichkeiten nach Berk nur zu gut verinnerlicht hat. Natürlich wissen die anderen beiden nichts von diesen Flügen, noch kennen sie den Trampler wirklich. Ein Vorteil für Violene, wenn es darum geht, ein paar Ässe im Ärmel zu haben. Aber jetzt geht es nicht anders.
Sie weiß nur zu gut, wie die beiden auf ihre plötzliche Ankunft in Berk reagieren werden. Gerade, da sie von vornherein klar gemacht hat, niemals freiwillig auf Berk zu erscheinen, noch sich überhaupt dort blicken zu lassen. Gründe hat sie den beiden nie groß erzählt, geschweige denn den anderen und doch weiß jeder irgendwie, dass die Problematik viel tiefer als gedacht reicht.
Noch heute Morgen haben sie sich auf dieser Drachenbasis voneinander verabschiedet und auch wenn es mit einigem Argwohn geschah, so hat sie ihre Freundinnen doch mit den anderen Reitern nach Berk fliegen lassen.
Sie selbst hatte diese Reise schon seit mehreren Tagen genauestens geplant und vorbereitet und selbst die anderen Reiter wussten um die Bedeutsamkeit dieser Reise. Somit war es auch kein großes Problem, eine „Ausrede" für ihr Nicht-Mitkommen parat zu haben. Und jetzt muss sie selbst nach Berk, einerseits um ihren Freundinnen Bescheid zu geben, aber auch die auf Berk vorzuwarnen.

Die anderen hatten sich doch tatsächlich die fixe Idee in den Kopf gesetzt Orendels Feuer gemeinsam auf Berk zu beobachten. Vielleicht auch, weil sie vor einigen Jahren den Fluss umgeleitet haben und noch immer die Gefahr besteht, dass ein Leuchtender Fluch – vielleicht auch Schocker – sich ungewollt dorthin verirrt. Und die Vorerfahrungen mit Drachen dieser Art klangen eher... wenig schön.
Wenn es aber stimmt, dass die Begeisterung über Orendels Feuer gering ist, so ist die Chance doch hoch nur wenige Dorfbewohner anzutreffen. Umso weniger umso besser.

So beobachtet sie stumm, wie das altbekannte Berk immer mehr in Sicht kommt, unverändert selbst nach all den Jahren.
Mit einem unmerklichen Zeichen bedeutet sie ihrem Begleiter direkt den Marktplatz anzusteuern. Diesmal werden sie keine großen Umwege nehmen, keine Schleichwege oder Verstecke. Einfach direkt landen in der Hoffnung, auch direkt bei den anderen Drachenreitern zu landen. Und nicht unbedingt bei Haudrauf oder... anderen unliebsamen Wikingern.
Tatsächlich sind selbst die Götter ihr diesmal wohlgesonnen. So kommt es, das die beiden ohne große Probleme auf dem weiträumig leeren Marktplatz landen können, dafür aber von sechs verdutzten Reitern und ebenso 6 verdutzten Drachen angestarrt werden. Dabei dauert es auch nur wenige Sekunden, als schon die ersten ihre Stimme wiederfinden.

„Vio, was machst du hier?!"

Natürlich freut gerade Amelie sich schon, dass das Trio nun vereint ist, obwohl auch sie weiß das Violenes Erscheinen auf Berk bestimmt einen Haken mit sich bringen wird. Diese Ahnung hat nicht nur sie, gerade auch Anni mustert sie besorgter. Auch wenn sie nicht alle Erlebnisse auf Berk mitbekam, so hat sie doch eine dunkle, ungute Ahnung.
„Ist eine lange Geschichte. Kurzgefasst könnte es sein, dass in den nächsten Minuten ein Leuchtender Fluch hier auftaucht. Wir wurden bei unserem Ausflug von... gegnerischen Drachen überrascht-", kaum hat Violene diese Worte ausgesprochen und dabei nicht nur die beiden Triomitglieder, sondern auch die anderen Reiter gemustert, ist ein Knall zu hören.
Wobei passend dazu Staub aufgewirbelt wird und ein dumpfer Aufprall die Stille danach zerreißt.
Von einem unguten Gefühl getrieben, dreht Violene sich panisch um, direkt zu der Ursache des Geräuschs rennend. Eigentlich hätte sie das, was dort auf sie wartet, nicht überraschen dürfen. Und doch ist es die Besorgnis um ihren lebenslangen Freund, welcher zusammengerollt mit schmerzverzogener Schnauze auf dem Boden liegt. Von seinem Angreifer keine Spur.

„Schocker...", diesmal ist es Violenes Stimme, die die aktuelle Stimme durchbricht und sich zu seinem schwachen Schnaufen mischt. Unwohl kniet sie neben dem hellblauen Drachen, welcher die Schnauze nicht heben will, aber aus dem Augenwinkel zu ihr sieht.
Nicht mehr aggressiv, nicht mehr anders, sondern als der, als den sie ihn kennt: Ihren Drachen.
Mehr als erleichtert kann sie nicht anders und umarmt ihn sofort. Im selben Moment kommen Amelie und Anni bei den beiden Wiedervereinten an, den Drachen augenblicklich musternd. „Diese Verletzungen...", beginnt Amelie, wobei Anni schnell ihrem Blick folgt und ihren Satz beendet: „... können von keinem Menschen kommen, aber auch von keinem uns bekannten Drachen."

„Was machst DU hier?!"






Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Das Verhängnis der Leuchtalgen (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt