8 - Alles nur Schein

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Im nächsten Moment ging alles ganz schnell.

Wie erwartet kam der leuchtende Drache um die Ecke, wobei sie an seinem Gesichtsausdruck deutlich sah, dass er mit dieser Begegnung nicht rechnete. Dementsprechend unvorbereitet konnte er einem Warnschuss Schockers gerade noch so ausweichen, welcher parallel Abstand Richtung Himmel gewann. Den Moment der Überraschung nutzend bekam der Angreifer noch einen zweiten Warnschuss, bis er ihnen endlich folgte.
So sind sie nun schon einige Zeit unter dem langsam schwindenden Nachthimmel zum Anfangsort unterwegs, wo das Chaos seinen Lauf nahm. Hier werden wir es beenden.
Angespannt und aufgeregt, wobei ihr ihr Herz bis zum Hals schlägt, setzt sie sich etwas tiefer in den Sattel und mustert die Insel mit dem leuchtenden Fluss, der immer näher kommt. Parallel gibt Schocker sein Bestes, dem angriffslustigen Drachen hinter sich auszuweichen und keinen wirklichen Treffer einstecken zu müssen.

Endlich ist es so weit und der Fluss mit den begehrten Leuchtalgen ist in greifbarer Nähe!
Augenblicklich geht Schocker mehr in den Sinkflug und isst im Flug eine große Portion Leuchtalgen. Nur um wenige Meter später dann eine scharfe Kurve hinzulegen. Darauf war der gegnerische Drache nicht vorbereitet, welcher versucht abzubremsen und eine nicht gerade sanfte Bruchlandung hinlegt.
Das ist unsere Chance!
Auch Schocker landet auf ein unmerkliches Zeichen seiner Reiterin hin und nähert sich dem anderen Drachen. Die Zähne gefletscht, attackiert er ihn erneut und verpasst ihm mit einem konkreten Schuss eine Breitseite gegen seinen gepanzerten Eiskörper. Erschrocken zuckt der angegriffene Drache wiederum zurück, hibbelig von einer Pfote auf die andere tapsend.
„Du bist ein Kältegronckel... und du hast von den Leuchtalgen gefressen, oder?", diesmal ist ihre Stimme sanfter, etwas ruhiger, aber auch fester als beim letzten Zusammentreffen.
Unmerklich nickt der angesprochene Kältegronckel, noch immer hibbelig von der einen auf die andere Pfote tänzelnd. Bis sein Blick sehnsüchtig auf den Fluss fällt, mit den heißbegehrten Leuchtalgen. Den Moment nutzt Violene, um abzusteigen und einen Schritt nach hinten zu gehen

„Ich vertraue dir, mein Freund."
Obwohl Schocker nicht zu seiner Reiterin sieht, so hört er diesen Satz doch genau.
Grimmig beobachtet er, wie der Kältegronckel wieder zum Fluss rennt. Kurzerhand folgt er ihm, überholt ihn knapp und richtet sich mit einem Brüllen auf. Die Leuchtalgen verfehlen ihre Wirkung nicht, als ein gleißend helles Licht von ihm ausgeht und den Gegner blendet. Ein erschrockenes Winseln ist vom Kältegronckel zu hören, wobei dieser auch panisch zurückweicht.
Diesen Vorteil sich nicht nehmen lassend, drängt Schocker ihn weiter weg vom Fluss und verpasst ihm einen erneuten Schuss, diesmal auf die Schnauze.

Volltreffer!

Das reicht dem Drachen dann doch.
So schnell er kann, wendet er sich ab und verschwindet im noch halbdunklen Nachthimmel, gerade weil der zweite Schuss doch ordentlicher war. Erleichtert atmet Violene auf, während Schocker seine Chance nutzt, um zum Fluss zurückzukehren und sich ausgiebig an den Leuchtalgen zu bedienen. „Das hast du dir verdient, Kumpel...", erschöpft setzt sie sich auf einem nahen Baumstumpf und mustert ihren Freund, als ihr siedend heiß wieder die Pergamentrolle einfällt.
Skeptisch sieht sie sich einmal um, um auch ja sicherzugehen, das hier weder ein weiterer Drache noch fremde Wikinger plötzlich auftauchen können. Behutsam die Pergamentrolle hervorholend, lässt sie die Ereignisse noch einmal Revue passieren.
Ihr Vorteil lag definitiv in schneller Schrecken-Post, wodurch sie von Fischbein die Art des Drachen erfuhr. Und von Schocker die Info, dass Leuchtalgen für Drachen anscheinend einen süßlichen Geschmack haben. So lag die Vermutung nahe, dass der Kältegronckel wohl neugierig war. Und dann ist es gekommen, wie es kommen musste.

Aber jetzt ist er weg, vielleicht sogar eingeschüchtert genug, damit es nicht nur bei heute bleibt. Das wissen aber nur die Götter.
Schweigend betrachtete sie die Pergamentrolle in der Hand, die mit einem roten Siegel verschlossen ist. Zögernd mustert sie diese von allen Seiten, während Schocker sich bei seinem Festmahl nicht stören lässt. In Gedanken bei dem Unbekannten, dem festhalten, seiner Stimme und auch... der Atmosphäre. Da war diese Kälte, aber auch noch etwas anderes. Nur kann sie es nicht ganz definieren.
Vorsichtig berührt sie das Siegel, was das Wappen eines Drachen beinhaltet. Langsam bricht sie das Siegel auf, um das Papier nicht zu beschädigen, bevor sie die Rolle öffnet.

Tatsächlich ist sie gar nicht mal so groß, wie Violene es dachte.
„Geehrte Violene,
da du diese Worte nun liest, kann ich wohl davon ausgehen, das du dich entschlossen hast zu kommen. Dies ist sehr erfreulich! Nun, mein Name tut nichts zur Sache, dies ist etwas für einen anderen Tag. Ich bin mir sicher, dafür hast du Verständnis im Hinblick auf das, was dich beim Treffen erwartet. Es gibt da eine kleine Insel, sie hat keine wirklichen Versteckmöglichkeiten, damit du keine Sorgen haben musst, ich würde dich hintergehen.
Sie liegt im Süden, eine kleine Karte habe ich dir dazugetan. Du wirst sie nicht verfehlen können. Ich möchte dich auch daran erinnern, über diese Sache Stillschweigen zu bewahren. Zu deinem Schutz und dem deines Drachen. Du hast mein Wort auf vollkommenen Schutz bei der gesamten An- und Abreise."


Beim Lesen dieser Worte schlägt ihr das Herz bis zum Hals.
Erst die Schnauze ihres Drachen, welcher sie an der Hand anstupst, schreckt sie aus ihren Gedanken. Ein Lächeln versuchend lässt sie die Hand mit dem Pergament sinken und krault ihren Freund vorsichtig. Fragend mustert dieser das Blatt Papier, wobei ihr sein Blick nicht entgeht.
„(DS) Dieser Brief... ist von dem Mann, den ich auf der Insel angetroffen hatte. Er gab mir diesen mit, mit... der Möglichkeit ihn zu treffen und so mehr über meine Vergangenheit herausfinden zu können."
„Und das willst du wirklich annehmen?"
„(DS) Welche Möglichkeit habe ich sonst? Lass uns noch ein paar Stunden ausruhen, bevor wir uns auf den Weg machen. Die Strecke ist nicht gerade kurz und in den letzten Stunden waren wir viel unterwegs." Vorsichtig schmunzelnd folgt sie ihrem Drachen, welcher den Fluss ein stückweit zielstrebig entlanggeht.
Mit der Zeit hat es sich gelohnt, sich auf dieser Insel einen dauerhaften Unterschlupf einzurichten. Verborgen und geschützt vor sämtlichen ungebetenen Gästen, ob Wikinger oder Drachen, liegt die Höhle in einer versteckten Felsspalte.

Im Grunde gibt es an dieser nichts Besonderes. Außer das sie als Rückzugsort auserkoren wurde, ein paar Felle dort noch liegen und etwas gesammeltes Holz.
Ein gutes Plätzchen zum Verschnaufen.
Ehe man es sich versieht, ist Schocker zwischen zwei Felsen verschwunden, wobei Violene ihm kurzerhand folgt. Ein gezielter Schuss später und ein kleines Feuer leuchtet die Höhle etwas mehr aus. Ohne sich noch groß abzusprechen, rollt Schocker sich an einer Wand mit seiner Reiterin zusammen.






Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Das Verhängnis der Leuchtalgen (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt