4 - Unglückliche Begegnung mit tiefer Wirkung

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Erschrocken zucken die Anwesenden plötzlich zusammen.
Jeder von ihnen kennt diese Stimme und genauso wissen sie, dass dieser Tonfall nur Ärger bedeuten kann.

Nur wenige Augenblicke später schiebt sich ein stämmiger und furchteinflößender Wikinger in ihre Sicht, nicht gerade glücklich aussehend. Allein sein Blick reicht, um Violene zu verstehen zu geben, das sie einen Fehler getan hat. „Du...", tief brummt die Stimme des Häuptlings, noch während er mit festen Schritten auf sie zu kommt. Es braucht keine Frage, noch eine Antwort, damit die anderen das Problem verstehen.
Bevor Haudrauf die kniende Violene erreichen kann, welche noch immer in zu großer Sorge um ihren Freund ist, stellen sich Zickzack, Annis Skrill und Skayla, Amelies Klingenpeitschling zwischen beide Parteien. Und doch lässt Haudrauf sich davon nicht beeindrucken, mit drohender Stimme: „Aus dem Weg Drachen! Das ist eine Sache zwischen ihr und mir!" Obwohl er seit Kindesbeinen an ein großes Talent zu haben scheint, Wikinger und Drachen gleichermaßen ordentlich einzuschüchtern, so funktioniert dieses Talent doch nicht immer.

Bestimmt hebt Hicks urplötzlich seine Hand und meldet sich mit fester Stimme: „Vater, das reicht! Du siehst doch selbst, dass auch die Drachen das nicht wollen."
Grimmig sieht der große Häuptling zu seinem Sohn, nicht gerade glücklich über dessen Reaktion. Obwohl es schon viele Jahre her ist, dass sie als Wikinger die Drachen als Feinde betrachtet haben und nun in Frieden miteinander leben, so gibt es doch noch immer genügend Gefahren da draußen, von denen sein Sohn nicht weiß. Und dieses Mädchen ist definitiv eine davon.
Schon vor 25 Jahren beim Häuptlingstreffen wurde neben dem typischen Drachenkriegsproblem auch über einen Stamm von Wikingern diskutiert, der nur wenige Jahre davor erst von dem Treffen ausgeschlossen wurde. Von diesem Stamm ging eine nicht gerade kleine Gefahr aus, grade wegen ihrem möglichen Verhältnis zu ihren Feinden, den Drachen. Gerade bei den vorigen Treffen herrschte weder Einsicht bei diesen Wikingern, noch ließ sich ein sicheres Bündnis mit ihnen schließen. Sie waren eine zu große Gefahr für das Inselreich, was sich dann auch in späteren Auseinandersetzungen bewies. Und Jahre später, bei einem erneuten Häuptlingstreffen, tauchte ein breitschultriger Wikinger auf, der... wie sie war.
Tatsächlich verschwand dieser Stamm schnell aus den Aufzeichnungen im gesamten Inselreich und auch gerade die Oberhäupter und älteren Wikingergenerationen verbannten diesen Stamm aus ihren Erinnerungen. Und doch konnte die Geschichte dieses Stammes nicht vollständig ausgelöscht werden. Denn auch Jahre später halten sich noch immer die Legenden über einen berüchtigten Stamm, der gefährliche und geheimnisvolle Fähigkeiten sein eigen nennen konnte.

Ehe Haudrauf zu einer Antwort ansetzt, sieht er noch einmal von seinem Sohn zu den Drachen und den anderen Reitern, bis sein Blick auf Violene ruhen bleibt. „Du bist hiermit endgültig von Berk verbannt. Wenn ich dich noch ein einziges mal auf dieser Insel sehe, garantiere ich für nichts mehr." Aber es sind nicht seine Worte, die der nun Verbannten einen Schauer über den Rücken jagen. Es ist seine Stimme, die im Gegensatz zu vorher nun unheimlich ruhig und ernst ist.
„Er ist verletzt und ich werde nicht ohne meinen Freund gehen." Es ist der Versuch ihrer zitternden Stimme einen Hauch Ernsthaftigkeit zu verleihen, trotz der enormen Anspannung, die sich durch ihren Körper frisst. Unwohl hält sie seinem Blick stand, nicht nachgeben wollend.
Die Sekunden ziehen sich wie zähflüssiges Alptraumgel, wobei Haudraufs Blick stumm auf der jungen Reiterin ruhen. „Seine Wunden dürfen notdürftig versorgt werden, aber dann verschwindet ihr beiden sofort!"
Das wars.

Keine weiteren Worte, keine weiteren Blicke.
So wendet sich Haudrauf von der bunten Truppe ab und geht stur in die Richtung zurück, aus der er gekommen ist. Kaum hat er sich umgedreht, widmet sich Violene wieder direkt ihrem Freund zu. Aber auch Anni und Amelie schauen erneut nach seinen Wunden, nach der abrupten Unterbrechung. Ratlos sehen die wenigen anderen anwesenden Reiter dem Trio zu, bevor Hicks erneut das Wort übernimmt. „Braucht ihr noch etwas? Ich... muss mich für meinen Vater entschuldigen, er-"
Doch Violene unterbricht ihn kurzerhand. „Du musst dich nicht für deinen Vater entschuldigen. Er hat Recht, ich hätte nicht einfach hier auf Berk auftauchen dürfen."
„Aber warum?!", entfährt es Amelie nun doch, die entsetzt von der notdürftigen Behandlung aufsieht, „Warum ist Haudrauf so schlecht auf dich zu sprechen? Was ist denn das Problem?"
„Erzähle ich euch ein andern mal", mit diesen Worten ist das Thema für Violene beendet. Was sie auch damit unterstreicht, das sie sich ihrem Kumpel wieder zuwendet.

Schweigend machen Anni und Amelie sich weiter an die Arbeit, die Wunden versuchend so gut wie möglich zu behandeln. Mit Salbe, Gel und notdürftigen Verbänden, die am Ende doch mehr einer Art Abdeckung dienen, damit nicht noch mehr Dreck in die Wunden geraten kann und diese so wenigstens etwas heilen können.
Nach mehreren Minuten stiller, intensiver Arbeit hören die beiden auf. Die anderen Reiter, die währenddessen noch anwesend waren, haben sich längst zurückgezogen, um den dreien etwas Ruhe und Raum zu geben. „Willst du so wirklich mit Schocker weg? Er bräuchte viel mehr Ruhe, am besten ihr beide." Diesmal ist es Anni, die das Wort ergriffen hat, wenn auch sanft.
„Ihr habt Haudrauf gehört, ich kann hier nicht bleiben. Wir ziehen uns auf eine nahe Insel zurück, wo Schocker sich erholen kann. Und dann gucken wir mal. Ihr kennt mich. Und wartet nicht auf mich, wenn ihr euch die nächsten Tage auf den Rückweg macht. Wir werden schon nachkommen."
Skeptisch betrachten Anni und Amelie ihre Freundin, das dritte Mitglied des Trios. Auch wenn noch nicht mal zwei volle Jahre vergangen sind, seitdem sie gemeinsam unterwegs sind, kennen sie den Sturkopf von Reiterin und Drache nur zu gut.
„Versprich uns, dass ihr gut auf euch aufpasst", erwidert Amelie dann und umarmt sie noch einmal.
„Und meldet euch, auch wenn ihr nicht sofort zurückkommt!", fügt Anni mit einem leichten Grinsen noch hinzu.

„Ihr kennt mich", schmunzelnd erwidert Violene die Umarmung und sieht noch einmal zu den beiden, worauf sie sich dann mit einem leisen Murmeln Schocker zuwendet.
„Genau deswegen!", entfährt es den beiden nur lachend. Aber auch Zickzack und Skayla nutzen den gemeinsamen Moment und verabschieden sich mit einem leisen Grollen voneinander.
Mit einem Lächeln schwingt Violene sich vorsichtig in den Sattel, worauf Schocker mit kraftvollen Flügelschlägen in den Nachthimmel verschwindet. Zusammen mit seiner Reiterin.

Nachdenklich sehen Anni und Amelie, zusammen mit ihren Drachen, den beiden nach. Bis sie das sturköpfige Duo im Nachthimmel verlieren, sich abwenden und zu den anderen Drachenreitern dazustoßen.






Hey, danke dir fürs lesen :p
Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen. Zeig es mir doch gerne mit einer Rückmeldung durch Votes und Kommis – Geisterleser kriege ich leider nicht wirklich mit 🥺😅

Das Verhängnis der Leuchtalgen (Httyd)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt