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Ich stand gerade an der  Bushaltestelle, als ich ein lautes Brummen von Schulgelände wahr nahm. Verwirrrt versuchte ich auf den Parkplatz zu schauen, konnte allerdings dank des Fahrenden LKW's der gerade jetzt direkt vor meiner Nase auftauchte nichts sehen. Es war ungewöhnlich das um diese Uhrzeit schon jemand nach Hause ging, es sei denn er schwänze, so wie ich, oder er fühlte sich nicht gut. Aufeinmal sah ich das Schwarze Motorrad von Joe vom Parkplatz auf die Straße, direkt in meine Richtung, abbiegen. 'War ja klar, das dieser Idiot jetzt Schwänzen würde', dachte ich mir und schnaufte, immernoch Wütend auf ihn, energisch die Luft aus meiner Nase. Er fuhr auf mich zu und schien mich auch gerade zu sehen, denn er verlangsamte das Tempo, blieb jedoch nicht stehen und zog den Sichtschutz von seinem Helm hoch, um mir kurz verschmitzt zu zuzwinkern bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete, den Sichtschutz wieder herunterklappte  und dann mit vollgas an mir vorbei fuhr. Entrüstet schaute ich ihm hinterher nur um dann meinen Mittelfinger zu zücken und ihm, "Scheiß Arschloch!", hinterher zu Brüllen. Ob er es gehört hatte oder nicht wusste ich nicht aber dass Zittern seiner Schultern sagte ziemlich viel darüber aus, dass er mich gerade auslachte. Als wäre das meine Antwort von ihm, ließ er den Motor nochmal aufheulen, bevor er rasant um eine Kurve bog und nicht mehr zu sehen war. Wütend biss ich mir selbst auf den Kiefer. Wie konnte der Kerl es eigentlich wagen erst in mein Zuhause und mein Leben einzudringen, mich zu Betatschen und dann nichtmal den Anstand besitzen sich zu entschuldigen und mich wenigstens bis nach Hause mit zunehmen?  Weiter vor mich hinschimpfend, hätte ich fast den Bus nicht bemerkt der vor mir einfuhr und seine Türen öffnete. "Ähm.. steigen sie ein, oder..?", fragte mich der Bussfahrer mit einem verwirrten Blick und ich zuckte beschämt zusammen. Ich hoffte er hatte meinen ausfall nicht bemerkt. "Ja, natürlich, 'tschuldigung.", murmelte ich und zeigte ihm meine 'noch' gültige Fahrkarte während ich einstieg und mich irgendwo in der Mitte auf einen Freien Platz setzte. 'Gott war das gerade Peinlich', dachte ich mir und kramte meine billig Kopfhörer aus meiner Jackentasche, um sie mir in die Ohren zu stecken und ein gutes Lied an zu machen. Seufzend lehne ich mich zurück und versuchte mithilfe der Musik auzublenden was die letzten zwei Tage passiert war. Wie konnte mein Leben nur so eine bescheuerte wendung nehmen?         

***

Zuhause angekommen sah ich Joe's Motorrad schon in der einfahrt stehen. Kurz überlegte ich es einfach in den Nachbargarten zu schieben aber das wäre doch ein wenig Kindisch gewesen. Ich öffnete unsere Haustüre und hängte meinen Schlüssel an den Schlüsselhaken am eingang. Von oben aus Joe's Zimmer hörte ich leise Musik herunterschallen. Da meine Eltern noch arbeiten waren, musste ich niemandem erklären weshalb ich schon so früh zu Hause war, also ging ich sofort hoch in mein Zimmer um meine Tasche abzulegen und mir etwas bequemeres anzuziehen. Aus meinem Kleiderschrank kramte ich mir eine graue Jogginghose und ein Schwarzes T- Shirt heraus und zog es mir an. Ich schmiss mich auf mein Bett und suchte mir eine bequeme position da ich mich eigentlich noch ein wenig hinlegen und schlafen wollte, nach all den strapazen heute und dem unterbrochenen Schlaf den ich hatte, allerdings ging mir Joe's Musik so auf den Sack, dass ich mich kurzerhand dazu entschloss in sein Zimmer zu gehen und ihm einen Arschtritt zu verpassen. Einfach nur so. Vorallem weil ich immer noch sauer auf ihn war. Seuftzend rappelte ich mich also von meinem Bett auf und ging in richtung Tür. Auf dem Gang angekommen drehte ich mich nun also zu Joe's Tür und überlegte ob ich klopfen sollte oder nicht. Hatter er diese höflichkeiten überhaupt verdient? Zu mir war er schließlich auch nicht sonderlich freundlich. Ich öffntete also seine Tür ohne zu Klopfen und fühlte mich erstmal wie vor den Kopf gestoßen. Mit dem Rücken zu mir trainierte ein Oberkörper freier, Muskulöser Typ und machte gerade Liegestützen. Echt zum anbeißen. Ich schüttelte ein paar mal den Kopf, wie um irgendwelche gedanken loszuwerden und starrte weiter. Scheiße. Ich wusste das Joe gut aussieht aber das hätte ich nie zugegeben. Ich hatte allerdings auch noch nie einen Halbnackten Joe vor mir. Wie als hätte er bemerkt dass jemand hinter ihm steht, hielt er inne und drehte sich zu mir um. "Fuck! Was machst du denn hier? Kannst du nicht anklopfen oder dich irgendwie bemerkbar machen wenn du schon einfach so hier rein kommst?", erschreckte sich Joe und wendete sich mir nun komplett zu. Jetzt saß er vor mir, die Beine ausgestreckt und auf seinen Armen nach hinten abgestützt. Sixpack. Fuck. Ich schluckte einmal kräftig. Nicht starren. Ich riss meinen Blick von seinem Oberkörper fort und schaute ihm stattdessen in die Augen. Belustigt starrte er mit seinen Bernsteinfarbenden Augen zurück. Gott in denen konnte man sich ja echt verlieren. Moment was dachte ich den da? Ich hatte es wohl auch mal wieder nötig, sonst würde ich definitiv nicht so denken.. Vorallem weil es Joe ist. Joe zog langsam seine rechte Augenbraue nach oben und fing an verschmitzt zu Grinsen. Ich schluckte noch einmal hart, warum fühlte sich mein Mund nur so trocken an? "Wird das noch was? Oder willst du weiter Starren? Ich kann mich auch noch ein wenig anders Positionieren wenn es dir lieber ist?", fragte er mich belustigt. "Ähm..", ja genau Mila, ganz Intellektuell was du da gerade von dir gegeben hast, dachte ich mir bis mir auffiel was er gerade gesagt hat. "Warum solltest du dich besser Positonieren wollen? Ich hab nur so lange geguckt weil ich wissen wollte warum es hier so stinkt und ob du vielleicht in Kuhscheiße geflogen bist oder so was. Außerdem bin ich hier weil deine Musik zu laut ist und ich noch Schlaf nachholen muss, weil JEMAND ja gestern Abend meinte mich Wecken zu müssen.", antwortete ich Schulterzuckend, drehte mich um und knallte die Tür hinter mir zu nachdem ich das Zimmer verlassen hatte. Gott im Himmel was war das denn? Ich lehte mich erstmal gegen die nächste Wand um kurz in ruhe Luft zu holen. In meinen Gedanken ging ich die ganze Situation noch einmal durch. Man war das Peinlich und mein Konter war auch nicht sonderlich von meiner Inteligenz geprägt. Ich brauchte jetzt erstmal eine heiße Dusche um ein wenig herunter zu kommen. War ja nicht normal was ich da gerade gedacht hatte. Also flitzte ich Schnell ins Bad, legte mir ein Paar Handtücher zurecht und verschwand in die Dusche. Das Wasser drehte ich relativ heiß auf, damit es meine Muskeln richtig entspannen konnte. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte nahm ich mir mein Zitronen- Ginger Duschgeel und verteilte es auf meinem ganzen Körper. Kurz blitzte ein Bild in meinem Kopf auf, welches ich aber schnell wieder verdrängte. Nein darüber denke ich nicht nach. Nie. Never. Nein. Kopfschüttelnd griff ich nach meinem Shampoo und rieb mir meine Haare damit ein. Nachdem ich es ausgewaschen hatte und noch eine weile das heiße Wasser genoss, stellte ich die Dusche aus, wickelte mich in mein Handtuch ein und trat vor den Spiegel. Ich entfernte mir mein restliches Make up und Trocknete mich ab. Meine Haare ließ ich immer Lufttrocknen. Ich öffnete das Badezimmer Fenster und trat dann, nur im Handtuch bekleidet, da ich dass so gewohnt war, aus dem Bad herraus. Gegenüber von der Badezimmer Tür, stand Joe, immer noch Oberkörperfrei, an der Wand gelehnt und schaute mich mit brennendem Blick an. Sein blick schwiff über meine Schultern, zu meinen Brüsten, meiner Hüfte und meine Beine entlang um dann wieder hoch zu meinen Augen zu wandern. Abgelenkt leckte er sich einmal über seine Lippen, so als wäre er in einer ganz anderen Welt. Ich schluckte einmal hart und erwiederte seinen Blick. Mein ganzer Körper kribbelte. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und seine Augen schienen sich zu verdunkeln, vielleicht bildtete ich mir das aber auch nur ein.  Also lief ich einfach weiter, wendete meinen Blick von ihm ab und ging, ihn ignorierend (zumindest sollte er das denken), in mein Zimmer zurück um daraufhin, ohne ihn nochmal anzusehen, die Tür zu schließen und mich anzuziehen.

The Bad Boy In My HouseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt