Kapitel 3

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Das Büro war groß und hatte eine riesige Fensterfront,  die die Aussicht auf Seattle ermöglichte und auch wie unten in der Lobby gab es viele Bücher. „Sie müssen Rosalie Edison sein", unterbrach er die Stille, stand von seinem eleganten Schreibtischstuhl auf, der vor der großen Fensterfront stand und kam zu mir. „Nur Rose, bitte",antwortete ich schüchtern. „Natürlich. Ich bin Christian Evans. Sie können mich auch nur Christian nennen", sagte er und reichte mir seine Hand, die ich freundlich entgegen nahm.

„Setzen Sie sich doch", sagte er und deutete auf einen der zwei Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen. Als ich auf dem Stuhl platz nahm, setzte auch er sich wieder an seinen Schreibtisch und lächelte mich an. Soll ich jetzt was sagen? „Wir haben für Sie ein eigenes Büro eingerichtet. Sie können es gerne umstellen, wenn es Ihnen nicht gefällt. Sie werden Manuskripte von verschiedenen Autoren bekommen und entscheiden dann, ob sie zu diesem Verlag passen könnten. Am Ende der Woche tauschen wir uns dann kurz aus und sehen welche wir nehmen könnten. Aufgrund ihrer Noten und ihrer Kenntnisse, die ich schon durch die Bewerbung erfahren durfte,vertraue ich Ihnen bei dieser Sache", sagte er, bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wie ich das Gespräch beginnen sollte.

Mr. Evans hatte dunkle Haare, war ungewöhnlich groß und trug einen dunkelblauen Anzug mit einer schwarzen Krawatte. Er machte einen äußerst eindrucksvollen Eindruck und war der perfekte Unternehmensleiter. Ich wusste gar nicht, was ich sagen soll. Ich sollte Manuskripte lesen und durfte entscheiden, welche Autoren wir unter Vertrag nehmen? Damit hatte ich niemals gerechnet. „Vielen Dank Mr. Evans. Ich freue mich sehr diese Ehre zu haben und Manuskripte lesen zu dürfen. Vielen Dank für Ihr Vertrauen",sagte ich. „Dann zeige ich ihnen gleich ihr Büro", sagte er und stand auf.

Ich folgte ihm. Ein eigenes Büro. Wow damit hatte ich im Leben nicht gerechnet. Mr. Evans führte mich durch den langen Gang zurück Richtung Fahrstuhl. An dem ersten Zimmer, des Ganges kamen wir voreiner großen Glastür zum stehen. Er öffnete sie und wir traten ein.

Es war nicht ganz so groß wie seines aber trotzdem wunderschön.Auch hier befanden sich eine Menge Bücher, was in einem Verlag auch echt nichts ungewöhnliches war, und es gab ebenfalls eine schöne Aussicht auf Seattle. Der Schreibtisch war groß und auf ihm stand ein iMac. Neben dem Schreibtisch stand ein cremefarbenes Sofa und auf dem weißen Tisch davor standen wunderschöne Blumen und eine Karte mit meinem Namen darauf. Alles harmonierte zusammen und schuf eine Wohlfühl- Atmosphäre. Ich meine wer hätte nicht gerne so ein wunderschönes Büro nur für sich selbst und dazu noch solch eine Aussicht.

„Leben sie sich ganz in Ruhe ein. Ein paar Manuskripte liegen schon auf ihrem Platz. Sie müssen heute nicht lange arbeiten.Vielleicht können wir ja zum Ende der Woche schon zwei, Manuskripte besprechen. Viel Spaß", sagte er und ging dann zur Tür hinaus. Ich musste das alles erst einmal verarbeiten und drehte mich erst mal um die eigene Achse und sah mir alles genauer an. In dem Bücherregal standen nicht nur Bücher von „Seattle Book Publishing" sondern auch Klassiker wie „Stolz und Vorurteil"von Jane Austen. Ich nahm es kurz aus dem Regal und blätterte einwenig darin. Es schien eine ältere Ausgabe zu sein, was mich nur noch mehr faszinierte. Ich stellte es jedoch zurück in das Regal und setzte mich auf den unfassbar bequemen Schreibtischstuhl.

Ich nahm das erste Manuskript in die Hand, es hieß „Man sucht sichnicht aus wen man liebt". Wie wahr. Meine letzte Beziehung ist keine, an die man sich gerne zurück erinnert. Zu Anfang, war er der mitfühlendste Mensch den ich je kennengelernt habe. Seine Name war James. Er war hilfsbereit und wir hatten viel Zeit miteinander verbracht. Doch nach einiger Zeit wollte er einen Schritt weitergehen zu dem ich noch nicht bereit war. Anstatt mir Zeit zu geben hatte er sich jedoch dazu entschlossen, sich eine andere zu suchen und mich somit zu betrügen. Erfahren habe ich es erst, als Ella ihn mit einer anderen Frau auf der Straße gesehen hat. Sie hatten sich geküsst und sind anschließend zusammen weggefahren. Ich war nur eine Nebenbeschäftigung für ihn, während er für mich alles war. Zu mir meinte er, er müsse arbeiten, obwohl er garantiert alles andere als gearbeitet hat. So kann man sich täuschen.

Meine Mutter stand mir in dieser schweren Zeit beiseite während ich am Boden zerstört war. Ihn kümmerte es jedoch herzlich wenig wie es mirging. Da habe ich angefangen zu merken, dass ich nie genug sein werde, ich werde immer das zerbrochene Mädchen sein, dass ihren Vater verloren hat und damit nicht umgehen kann. Wer will schon so jemanden wie mich? Zusammen mit dem Verlust meines Vaters, war das ein weiterer Riss in meinem Herzen, welcher nicht geflickt werden konnte.

Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln, als ich merkte, dass meine Augen feucht wurden. Seattle sollte ein Neustart werden, ich wollte meine Vergangenheit endlich hinter mir lassen, aber es stellte sich als deutlich schwerer heraus als ich dachte. Doch ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und konzentrierte mich auf das Manuskript.

Ich hatte noch nie was von der Autorin gehört, das machte es nur umso interessanter und ich fing an zu lesen. Ich kam jedoch nicht sonderlich weit. Jetzt, wo es ruhig ist und ich für mich bin, dachte ich an den Typ von der Straße zurück. Kannte er mich? Wieso hatte ich mich so vertraut gefühlt und wieso hatte er mich überhaupt berührt.

Schon nach einer Stunde sah ich ein, dass ich mich nicht auf das Manuskript konzentrieren konnte, steckte es ein und beschloss zuhause weiterzulesen. Ich musste jetzt erst mal meine Gedanken sammeln. Als ich meine Sachen eingesteckt hatte, ging ich zur Glastür, drehte mich noch einmal um und realisierte, dass mein Traum endlich wahr geworden war. Ich lächelte, verließ dann aber das Büro.

Als ich wieder in der Lobby ankam verabschiedete ich mich von Olivia, die auf ihrem Computer tippte und trat aus dem Gebäude heraus, hinaus in den Regen, blieb kurz stehen, sah in den Himmel und versuchte meine Atmung zu kontrollieren und hoffte, dass ich dadurch endlich meine Gedanken sammeln konnte.

Ich ging zu meinem Auto und war mir mittlerweile im Klaren das ich ihn Wiedersehen muss. Ich wusste nicht wie ich das anstellen sollte, aber ich musste ihn wiedersehen, egal zu welchem Preis, denn er hat sich schon längst in mein Unterbewusstsein gebrannt. Ich musste einfach herausfinden wer das war und vor allem was das war.

Überraschung🥰
Gleich zwei Kapitel heute. Ich hab ein wenig vorgeschrieben😊

Was sagt ihr zu dem Kapitel?
Der Verlag ist echt ein Traum, wer würde da nicht arbeiten wollen oder?😍

Was denkt ihr, wie findet sie den mysteriösen Typen wieder, der ihr nicht aus dem Kopf geht?😉

Das Seil aus der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt