Ich wurde von meinem Wecker geweckt und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Ich schlug meine Decke zurück, stieg aus dem Bett und ging zu meinem Fenster. Die Aussicht war nicht die schönste, denn ich sah nur die roten Mauern des nächsten Apartments, aber die Sonne bahnte sich trotzdem ihren Weg durch die engen Häuser. Ich wandte den Blick ab und ging ins Bad um unter die Dusche zu gehen und mich fertig zu machen.
Unter der Dusche, dachte ich an die letzte Nacht zurück und versuchte aus meinem Traum schlau zu werden, kam jedoch nicht sonderlich weit. Immer wieder versuchte ich zu verstehen, wie mein Unterbewusstsein diesen Traum zustande bringen konnte. Ich hatte ihn nur ein einziges Mal gesehen, aber er sah genauso atemberaubend aus wie gestern auf der Straße. Die makellose Haut, diese wunderschönen Augen, die in mein Innerstes blicken konnten und diese starken Händen die meine Taille umschlungen hielten. Ich versuchte den Gedanken an ihn und den Traum wieder zu verdrängen und spülte den Schaum von meinen Haaren und meinem Körper ab und ging eingewickelt in einem weißen Handtuch zu meinem Kleiderschrank.
Ich entschied mich für einen knielangen schwarzen Bleistiftrock mit einer weißen Bluse. Kämmte meine blonden Haare und ging in die Küche um mir ein Frühstück zuzubereiten. Ich wollte später in einem kleinen Bistro direkt neben demVerlag zu Mittag essen, deswegen aß ich nur eine kleine Schale mit Obst. Ich stellte die Schüssel in die Spüle, trank meinen restlichen Saft aus und stellte dann auch mein Glas dazu. Ich schnappte mir meine Handtasche, zog mir wieder schwarze High Heels an und verließ mein Apartment.
Als ich an einer roten Ampel stand, verfiel ich noch einmal zurück zu meinem Traum. Wieso konnte ich diesen Typ nicht aus meinen Gedanken verbannen? Ich schaltete das Radio ein, um in der Gegenwart zu bleiben und konzentrierte mich auf den Verkehr und die Talkshow, die im Radio lief. Dank Olivia, weiß ich jetzt, wo ich mein Auto parken konnte und bog in der kleinen Einfahrt direkt neben dem Verlag in die Tiefgarage, die zum Verlag gehörte, ab.
Olivia saß wieder an der Information im Empfangsbereich und lächelte mich freundlich an, als sie mich sieht. Ich winkte ihr zu und ging in Richtung Fahrstuhl. Kurz bevor sich die Türen schlossen , drängte sich noch jemand durch die Tür. Er hatte hellbraune Haare und trug einen schwarzen Anzug, jedoch ohne Krawatte. „Das war knapp", sagte erganz außer Atem. „Ja, dass war es", entgegnete ich und konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Jaja, lach mich nur aus. Ich bin Paul", stellte er sich vor und streckte mir seine Hand entgegen. „Ich bin Rose", stellte ich mich ebenfalls vor und reichte ihm meine Hand. „Rose... schöner Name. Hättest du vielleicht Lust in der Mittagspause mit ins Luna zukommen?".
„InsLuna?", fragte ich ihn. „Ja, das kleine Bistro direkt neben uns". „Achso das. Tut mir leid, ich bin noch neu in der Stadt und kenne zwar das Bistro aber noch nicht den Namen. Ich wollte sowieso hin, komme also gerne mit". Das Ping und das Öffnen der Türen beendete unser Gespräch. „Dann treffen wir uns um 12 Uhr in der Lobby?". „Ja, ist gut, dann bis nachher", sagte ich noch beim Verlassen des Fahrstuhls. Paul musste scheinbar in ein anderes Stockwerk, denn er blieb ihm Fahrstuhl stehen. Ich öffnete die Tür zu meinem Büro und war immer noch genauso überwältigt wie an dem Tag zuvor.Ich holte das Manuskript aus meiner Handtasche und fing an zu lesen. Es war eine sehr schöne und traurige Geschichte und fesselte mich zutiefst. Bis zur Mittagspause hatte ich die Hälfte geschafft, mir eine Menge Notizen gemacht und verließ das Büro um mit Paul ins „Luna" zu gehen. In der Lobby angekommen saß er bereits auf einem der cremefarbenen Sofas und war mit seinem Handy beschäftigt. Als er mich entdeckte steckte er es in seine Hosentasche und stand auf. „Können wir?", fragt er mich mit einem Lächeln. Als ich nickte gingen wir zur großen Drehtür hinaus. Olivia musste wohl auch eine Pause machen, denn an dem Informationsschalter saß sie nicht.
Das „Luna" war ein kleines Bistro, aber sehr gemütlich. Paul und ich setzten uns an einen kleinen runden Holztisch direkt an einem großen Fenster mit Blick auf die Hauptstraße von Seattle. Ein Kellner kam zu uns und ich bestellte mir einen Salt und Paul bestellte sich ein Sandwich. Wir unterhielten uns über allesmögliche, über meinen alten Wohnort, das College, sogar über Seattle und den Verlag verlieren wir ein paar Worte. Paul bestand darauf, für mich mitzubezahlen und ließ sich auch nicht umstimmen, also gab ich schließlich nach und gewährte ihm den Wunsch. Als wir das Bistro verließen, sind wir uns einig, dass wir das öfter machen, damit wir unsere Mittagspausen nicht alleine verbringen müssen.
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Das Seil aus der Dunkelheit
RomanceDie 21 jährige Rose hat es geschafft. Sie ist in Seattle und hat einen Job in ihrer Traum Verlagsbranche ergattern können. Alles ist perfekt. Doch es ist nicht immer so, wie es scheint... Rose hat weiterhin stark mit dem Tod ihres Vaters zu kämpfen...