Teil 2

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Lilly POV

Das erste was ich fühlte war Kälte. Es war schrecklich und es war nicht die Kälte die deine Gliedmaßen einfror. Jeder Teil meines Körpers fror und zitterte. Ich hatte das Gefühl kaum klar denken zu können. Schmerzen hatte ich kaum welche, ich denke höchstens von meinem Fast-Unfall habe ich ein paar Kratzer aber darüber sollte ich mir wohl momentan keine Sorgen machen. Meine Hände und Beine waren mit Kabelbindern gefesselt worden, ich war geknebelt worden  und meine Augen sind mit einem Tuch verbunden. Ich konnte also nur hören und riechen, was das Einschätzen meiner momentan eher schlechten Situation umso schwerer machte. Warum hatten diese Jungs das getan und wie viele waren es überhaupt? Werde ich jemals fliehen können und was wird mich erwarten wenn gleich jemand kommt? Diese Fragen machten mich fast verrückt weshalb ich versuchte mich zu konzentrieren und ruhig zu atmen. Umbringen wird es wahrscheinlich nicht sein denn das hätten sie wahrscheinlich schon längst getan und sich nicht so eine Mühe gemacht mich zu entführen. Ich musste irgendetwas tun, solange niemand hier war. 

Als erstes versuchte ich nach dem Boden zu tasten oder nach einer Wand an der ich mich hochziehen konnte. Der Boden wirkte sehr nass und dreckig so weit ich es fühlen konnte und an der Wand saß ich angelehnt. Mit den zusammengebunden Füßen war das Bewegen etwas schwerer als gedacht und nach kaum 10 Minuten gab ich es auf. Es war so oder so aussichtslos. Ich müsste einen anderen Weg finden.

Die Zeit zog sich nur so dahin und ich hatte keine Ahnung wie viele Minuten bereits vergangen waren, seitdem ich bei Bewusstsein war. Wollten die mich etwa vor Langeweile sterben lassen? Mir wurde immer kälter und ich fühlte mich unwohl. Außerdem stieg Panik in mir auf und selbst das Atmen wurde immer schwerer. "Würde ich so sterben? Alleine und gefesselt?" war der letzte Gedanke in meinem Kopf bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich umkippte.

Mein Kopf dröhnte und ich spürte, dass ich auf einem bequemeren Untergrund lag. Ich überlegte ob sie mich befreit haben, doch nachdem ich merkte, dass ich immer noch gefesselt war, verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Niemand schien in meiner Nähe zu sein, weshalb ich versuchte mich aufzusetzen, doch mir wurde fast direkt wieder schwindelig und jemand schubste mich an der Schulter zurück in die Liegeposition. "Bleib gefälligst liegen!" hörte ich die männlich wirkende Stimme sagen. Natürlich nickte ich eingeschüchtert, denn was sollte ich sonst machen? Nochmal zusammenklappen?

Ich hörte ihn langsam weggehen und wusste nicht was ich tun sollte außer zu warten. Plötzlich fühlte ich seine Hand, die Wärme ausstrahlte vorsichtig meine Schulter berühren. "Ich werde dir jetzt den Knebel abnehmen. Denk nicht mal dran zu schreien! Niemand hört dich und du willst mich doch nicht wütend machen oder?" Schüchtern nickte ich und er machte den Knebel ab. Vorsichtig schob er mir ein Glas an die Lippen. Natürlich machte ich keine Anstalten etwas zu trinken und sein Griff an meiner Schulter wurde fester. "Das ist nur Wasser. Trink jetzt! Vielleicht mache ich dann die Augenbinde ab." Schluck für Schluck trank ich das Wasser und fühlte mich schon etwas besser. "Gut gemacht Süße. Bleib ruhig und benimm dich sonst werde ich sauer."

Als er mir die Augenbinde abnahm schlug ich langsam die Augen auf und brauchte ein paar Sekunden um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Erst danach kam ich dazu seinen mir zugewandten Rücken zu betrachten. "Du hast keine Fragen? Normalerweise fangen die meisten direkt an zu reden." Er dreht sich langsam um und zeigt keine Regung als er mich ansieht. "Wie heißt du Süße?"  Er wirkte bedrohlich und dominant, fast als würde er über mich bestimmen können. Diese topasfarbenen Augen strahlten pure Dominanz und Kälte aus doch ich sah, dass er auch etwas weiches unter dieser Maske zu verbergen versucht. "Lil- Weißt du was das geht dich gar nichts an! Und nenn mich nicht Süße!" 

Kaum hatte ich das gesagt, drehte er sich für kurze Zeit weg und umgriff meinen Hals so fest das ich kaum noch Luft bekam. "Provozier mich nicht! Sonst verliere ich die Kontrolle!" Bevor ich ihm andeuten konnte, dass ich keine Luft mehr bekam, war seine Hand schon wieder weg und er entfernte sich von mir so weit wie möglich. "Bringt sie hoch und schließt sie ein! Ich will sie nicht mehr sehen!" Zwei große Typen, die ich bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte, hoben mich unter meinen Armen hoch und schleiften mich in ein Zimmer und legten mich aufs Bett. In Windeseile entfernten sie die Kabelbinder und verriegelten die Tür dreifach von außen. All das passierte in wenigen Minuten und sie sprachen kein Wort mit mir. 

Von dem Schock erholt, stand ich auf und lief zu den Fenstern. Wie zu erwarten waren sie verriegelt und das Zimmer war viel zu hoch um rauszuspringen. Als ich eine weitere Tür sah, erkannte ich das Bad und trank mehrere Schluck Wasser, da mein Hals sehr gereizt war. Meine Haare sahen fettig und dreckig aus im Spiegel und ich schämte mich für mein schreckliches Aussehen. Die Augenringe prägten mein Gesicht und man konnte schon einen klaren Händeabdruck an meinem Hals erkennen. Seufzend setzte ich mich auf die Toilette und vergrub mein Gesicht in den Händen. Wie sollte ich das hier überstehen?

Nachdem ich mehrere Stunden verzweifelt geweint hatte, entschloss ich mich all das nicht einfach so über mich ergehen zu lassen. Ich war geschickt und hatte schon seit langer Zeit viel kämpfen müssen, um zu erreichen was ich wollte. Ich würde das hier auch überstehen. Koste es was es wolle.

Ich zog mich aus und nahm eine warme Dusche um mich nicht mehr ganz so dreckig zu fühlen. Als ich aus dem Bad herauskam, eingewickelt in das Handtuch, sah ich neue Klamotten auf dem Bett. Jemand war hier gewesen. Hoffentlich nicht dieser grässliche Mann. Meine alten Klamotten waren leider verschwunden, weshalb ich keine Wahl hatte, als sie anzuziehen. Draußen wurde es immer dunkler und trotz dem Ankämpfen gegen die Müdigkeit, überrumpelte sie mich letztendlich und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.



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