Kapitel 43 - Geleitet von Gemütswallungen und Starrsinn

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30. Juni 2013, Stadtbezirk von Waiyip, Lanshiang, China - Asien

Chris konnte nicht länger an sich halten und brach die Stille. Piers hatte den Gefühlsausbruch bereits kommen sehen. Er hatte den Captain stets unter Beobachtung und bemerkt, wie sich Gemütsbewegungen bei ihm anbahnten. Voller Frust brüllte der Veteran auf und donnere die Faust gegen die Wand.

„Chris...", ermahnte Piers ruhig und pfiff nun auf die militärischen Gepflogenheiten – es war ohnehin niemand mehr da, außer ihnen beiden. „Wir müssen die Ruhe bewahren."

Der Schweiß stand Chris schimmernd auf der Stirn. Sein Atem ging schwer und erbost hob er den Kopf wie ein gefährliches Raubtier, das gleich zum Angriff blies.

„Nach allem was sie uns angetan hat?", ereiferte sich der Dunkelhaarige. „Jacen, Elias, Traver, Aiden, Finn und viele weitere! Sie alle sind draufgegangen wegen diesem Miststück! Ganz zu schweigen von all den anderen unschuldigen Menschen!"

„Ich weiß!", warf der Jüngere eifrig ein. „Du hast recht, aber ein persönlicher Rachefeldzug bringt uns gar nichts, außer noch mehr Leid."

„Du warst doch derjenige, der darauf bestand hierher zu kommen - der sagte, wir sollen dem ein Ende bereiten und unsere Kameraden in Ehre halten", erinnerte Redfield und eine vorwurfsvolle Note schwang in seiner Stimme.

„Ja!", bekräftigte Piers angesäuert. „Weil ich dachte, dass wir beide dem gewachsen wären, aber hätte ich gewusst, wie verdammt starrsinnig du bist, hätte ich das niemals zugelassen! Ich dachte es sei wichtig, für unseren – deinen Seelenfrieden, um mit der Sache abschließen zu können und weil es unsere Verpflichtung ist, Neo-Umbrella aufzuhalten. Es wäre falsch gewesen, wenn wir uns feige verkrochen hätten! Ich sagte wir kämpfen weiter, um unser Team in Ehre zu behalten. Wir schulden es ihnen, da sie andernfalls umsonst gestorben sind, aber ich implizierte damit keinen hirnrissigen Rachefeldzug!"

Seine Stimme wurde zunehmend lauter, weil sich der Jungspund hineinsteigerte und die Halsstarrigkeit seines Captains ihn allmählich um den Verstand brachte. Die Verzweiflung brach aus Piers heraus. Es zerriss ihm förmlich das Herz, zu sehen, dass Chris sich irrational verrannte und er rein gar nichts dagegen tun konnte, egal wie sehr er sich um Worte bemühte. Auch wenn er Frust, Verzweiflung und Wut verspürte, war es am Ende nur tiefer Schmerz, der übrig blieb und lediglich von den anderen Wallungen verschleiert wurde.

„Merkst du denn wirklich nicht, dass du dich blindlings verrennst? Das ist überhaupt nicht der vernünftige Chris Redfield, den ich kenne – der mich und die anderen ausgebildet hat und stets voll Besonnenheit, Charakterstärke, Respekt und Edelmut war!", glitt Piers hitzig über die Lippen, als er seinen Gefühlen freien Lauf ließ. „Alle haben dich bewundert und zu dir aufgesehen, weil du eine wahre Legende und ein Held bist, deswegen sind wir dir alle uneingeschränkt gefolgt, aber jetzt? Sieh dich an! Hörst du dir überhaupt selbst zu? Wenn du nicht so engstirnig vor Zorn wärst, dann wären zumindest Keaton, Jeff, Reid und Marco vielleicht noch am Leben."

„Halt den Mund", murmelte Chris leise, jedoch mit äußerst gefährlichem Unterton, den Piers geflissentlich ignorierte.

„Dir geht es gar nicht mehr in erster Linie um die Sicherheit und Rettung dieser Stadt oder deren unschuldigen Menschen. Dir geht es nicht einmal mehr um Gerechtigkeit!", warf der Schütze ihm drakonisch vor und ließ nicht locker – möglicherweise war das der einzige Weg, um Chris zur Vernunft zu zwingen.

Piers legte all seine Hoffnung in diesen Versuch. Über dies musste der junge Schütze selbst ein wenig Dampf ablassen, da die angestauten Emotionen drohten ihn zu erdrücken.

„Dir geht es einzig und allein nur noch um Rache an Ada Wong!", brachte es der Jüngere letztendlich auf den Punkt.

Flüchtig verspürte Piers sogar den Drang am liebsten Redfield vor Frust und Verzweiflung zu packen, ihn an die nächstbeste Wand zu befördern und ihm einen schroffen Kuss aufzudrücken. Es war ein träumerischer Gedanken mit jenem Kuss all die Anspannung, den Schmerz und die insultierenden Worte im Keim zu ersticken. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als das eine simple Berührung genügen würde, um diese Unerträglichkeit dieses aufbrausenden Streites zu besänftigen.

Being a Hero isn't easy || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt