8. Juli 2013, Wohnung von Chris, Atlanta, Georgia – Nordamerika
Fahl schien das Zwielicht durch die Jalousien und spiegelte sich leicht im mattglänzenden Parkettboden wider, während Chris Redfield auf jenem Boden saß und mit dem Rücken am Sofa lehnte. Er schwenkte ein Glas mit Cognac. Hypnotisch sah er zu wie die braune Flüssigkeit ihre Bahnen zog und der Eiswürfel im Glas klimperte. Er nahm einen tiefen Schluck und stellte das Behältnis neben sich auf dem Boden ab.
Das brennende Gefühl, wenn der Alkohol die Speiseröhre hinabglitt, war ein belebendes. Er wartete, bis das Feuerwasser seine Wirkung entfaltet und die innere Spannung wegbrannte.
Chris ließ den Kopf zur Seite fallen und streckte die Hand nach dem Foto aus. Er wandte das Gruppenfoto seines Alpha Teams zwischen den Fingern und verlor sich in diesen sorglosen, freudigen Gesichtern. Das Bild war kurz nach der erfolgreichen Abschlussprüfung ihres Trainings geschossen worden. Es kam ihm vor, als sei es gestern gewesen.
Alle waren sie weg – jeder einzelne von ihnen – für immer verloren. Edonia hatte den Anfang vom Ende seiner Welt markiert. Es hatte den Wendepunkt markiert, an dem seine Welt unweigerlich begonnen hatte, langsam zu zerbröckeln und die Menschen, die ihm nahegestanden hatten, in die Tiefe zu reißen. China war dann der endgültige Bruchpunkt gewesen. Er war der Einzige, der zurückblieb - freudlos und leer sowie mit Schmach, Demut und Reue gepeinigt, die ihn außerordentlich verzehrte. Chris schloss kurzweilig die Augen und unterdrückte jegliche aufwallenden Sinnesempfindungen.
Wenn man ständig mit dem lebenden Tod und dem Wahnsinn konfrontiert war, sollte man meinen, man sei sich der Vergänglichkeit des Daseins bewusst und darauf gefeit. In Wahrheit jedoch konnte man nicht darauf vorbereitet sein, erst recht nicht, wenn es die geliebten Menschen betraf. Die Wirklichkeit, ernsthaft mit derartigen Gefühlen und Verlusten konfrontiert zu werden, konnte keiner Vorstellung gerecht werden. Selbst wenn man sich bewusst darüber war, dass es einen selbst und die umliegenden Personen treffen konnte. Es gab keine Vorbereitung darauf, denn es würde einen immer eiskalt und gnadenlos erwischen, weil der Schmerz gewaltig war.
Er hatte unzählige Zombies, gestörte Wissenschaftler und Ungetüme gerichtet, sodass manch ein Mensch ihn selbst für ein gefühlloses Monster hielt. Denn nur so konnten sie begründen, dass ein Mensch sich furchtlos einem realgewordenen Albtraum entgegenstellte und sich niemals scheute, abermals den Abzug zu betätigen, während sich der Boden mit Blut füllte.
All die Jahre hatten Chris desensibilisiert gegenüber der Grausamkeit des Bioterrorismus, sodass es für ihn kein Problem mehr darstellte den Abzug seines Sturmgewehrs zu betätigen, jedoch hatte es ihn nicht vor dem Verlust geliebter Menschen abgestumpft. Es malträtierte ihn regelrecht, mehr denn je.
Binnen weniger Monate war ihm alles entrissen worden. Es war ihm einfach aus den Fingern geglitten, obwohl er sich angestrengt hatte, es nicht geschehen zu lassen. Gegen das Schicksal hatte man keine Chance, und auch gegen Ungerechtigkeit konnte man sich nur äußerst schwer zur Wehr setzen.
Der Veteran strich mit den Fingerspitzen über die Oberfläche des Fotos.
„Piers...", murmelte er trübsinnig. „Warum musstest du das tun? Wir hätten es gemeinsam da rausschaffen können. Wir-" Seine Stimme brach ab und er schluckte schwer.Redfield atmete hart aus und ließ das Bild neben sich gleiten. Er lehnte den Kopf an die Couch und schloss abermals die Augen, wodurch er sich in Gedanken verlor.
Wer soll von nun an auf mich aufpassen? Wessen Nähe soll ich bei unseren Filmabenden genießen? Wer soll mich dazu bewegen im Bett zu schlafen anstelle des Sofas? Wer teilt mit mir nun die magischen Morgen, wenn die Sonnenstrahlen die nackte, aufgeheizte Haut, nach dem einfühlsamen und zugleich intensiven Liebesspiel, zum Schimmern bringt? Wer bleibt in meinen Armen liegen und genießt mit mir die Einfachheit der Nähe, während des Nachglühens? Wer-
DU LIEST GERADE
Being a Hero isn't easy || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 1
FanficChris Redfield - ehemaliges Mitglied der S.T.A.R.S. und Veteran im Kampf gegen Bioterrorismus - nun Captain bei der BSAA, möchte sein eigenes Expertenteam zusammenstellen. Er will die Besten der Besten in seiner Einheit und sucht nach Ausnahmetalent...