Gelbe Tulpen

neun

"Ich fühle mich so unwohl. Ich beginne jetzt abzunehmen.", fasst meine Freundin einen Entschluss.

Mein Blick gleitet über ihren Körper.
Sie hat schöne Rundungen und alles in allem einen wunderschönen Körper.

"Wieso?", fragend hebe ich eine Augenbraue.
Sie lacht auf, "Das frägst du noch? Sieh dir doch die Models auf Tiktok oder Instagram an. So möchte ich aussehen."

Ich seufze auf.
Ja, das möchte ich auch.
Und doch ist da diese Angst, ich müsste zunehmen.
Ich möchte nicht zunehmen, obwohl ich mein Untergewicht kenne.
Ich möchte nicht, dass diese Zahl auf der Waage steigt.
Ich möchte nicht sehen, dass sich mein Körper verändert.
Breiter wird - gesünder wird.

"Ich esse einfach nichts mehr, Kaugummi regelt.", erneut lacht das Mädchen auf.
Entsetzt weiten sich meine Augen - nein, sie darf nicht in eine Essstörung rutschen.

Zu groß ist die Angst, eine geliebte Person an einer solchen Krankheit zu verlieren.
Zu große Angst haben mir die Dokumentationen über jegliche Essstörungen gemacht.

Ich habe Angst um sie.
Nicht um mich.

Ich esse doch.
Sie will es nicht.