Kapitel 6

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Ein steriler Geruch, der mir beißend in die Nase stach, weckte mich. Ich schlug meine Augen panisch auf und erblickte Gitterstäbe. An meinem Hinterbein und an der Flanke spürte ich etwas festes. Ich drehte meinen Kopf geschickt nach hinten, sodass ich mein linkes Hinterbein betrachten konnte. Dort befand such ein dicker, weißer Verband.

Ich kannte Verbände von der Leuten die mich gefüttert hatten. Wenn uch sie an einem Tag gebissen hatte, dann kamen sie am nächsten Tag mit diesem Ding an der Stelle, wo uch sie gebissen hatte zu mur in den Käfig und sagten:"Diesen Verband trage ich wegen dir, du Teufelsköter."

Ein Poltern unterbrach mich in meinen Gedanken. Ich ließ meinen Kopf herumschnellen und erblickte zwei Frauen. Eine trug einen weißen Kittel und hatte statt einem Mund, ein weißes viereckiges Ding, was mit Gummibändern hinter ihrem Kopf zusammengehalten wurde. Die andere schenkte mir einen mitleidigen Blick und öffnete den Käfig, in dem ich eingesperrt war. Misstrauisch und ein wenig ängstlich ging ich ein paar kleine Schritte nach hinten, bis ich die kalte Wand aus Metall spürte. Immer näher kam die Hand der Frau. Verschreckt versuchte ich immer weiter nach hinten auszuweichen, doch die Metallwand des Käfigs, in welchem ich saß, machte ein entkommen unmöglich. Schließlich winselte ich vor Angst, als mich die Frau aus dem Käfig hob und mich an ihre Brust presste. Langsam streichelte sie mir über mein braunes, zerzaustes Fell. Ich wusste nicht, warum, aber ich merkte, dass die Frau etwas traurig machte. Nur was? Ich wollte nicht, dass sie traurig war, denn irgendwie hatte sie es in ein paar Sekunden geschafft, mein Vertrauen zu gewinnen. Tröstend leckte ich ihr mit meiner feuchten Zunge über die Hand und sah sie aus meinen braunen Augen an. Plötzlich ertönte eine barsche Stimme:"Kommen sie endlich. Mir tun diese Köter auch leid, aber ich kann das Gesetz nicht ändern!" Die Mine der Frau verhärtete sich und sie hörte aus irgendeinem Grund auf, mich zu streicheln. Sie ging mit mir durch einen langen Gang. Ich hörte angstvolles und hilfesuchendes Gebell. Ab und zu konnte man auch aggressive und wütende Knurrer heraushören.

Eins stand fest: Ich war nicht allein mit der Unwissenheit, was mit mir passieren würde. Die Frau die mich trug ging durch eune Metalltür in einen heruntergekommenen Raum. Man konnte die Ziegelsteine zählen und der Putz bröckelte von den Wänden und von der Decke ab.

In der Mitte des Raums stand ein Tissch aus dem selben Material, aus dem auch die Tür gemacht war. Hinter dem Tisch stand die Frau in dem weißen Kittel. Man ließ mich auf den kalten, silbernen Tisch gleiten. Die Kittelfrau drehte mir den Rücken zu um mit irgendwas rumzuhantieren. Als sie sich wieder zu mir drehte, hatte sie eine kleine Glasflasche und eine spitze Nadel in der Hand. Vor Angst weiteten sich meine Augen und ich spannte meine Muskeln an. Vielleicht war es nur ein Irrtum, aber ich hatte das Gefühl, dass ich dem Tod in dieser Sekunde so nah war wie noch nie. Die Nadel kam meinem Hals immer näher und als sie nur noch ein paar Zentimeter entfernt war, brannten bei mir alle Sicherungen durch und ich tat das was ich das ganze letzte Jahr mit Leuten gemacht hatte, die mir zu nahe gekommen waren. Wobei hier noch erschwerend diese riesige Nadel hinzu kam. Ich riss mein Maul auf und entblößte somit meine gelben Zähne. Doch die Nadel kam immernoch näher und drohte beinahe mir meinen Hals zu durchbohren. Schließlich sah ich keinen anderen Ausweg aus dieser brenzligen Situation und jagte meinen mit spitzen Zähnen besetzten Kiefer in die Hand, welche die Nadel führte.

Es folgte ein schmerzverzerrter Schrei. Erschrocken über die Kraft,die mein Maul verfügte, zog ich meine Zähne aus dem blutroten Fleisch und wich zur Sicherheit noch ein paar Schritte zurück. Doch ich hatte dabei nicht bedacht, dass ich mich nich immer auf einem Tisch befand und plumpste somit auf den harten Steinboden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, die verletzte Hand haltend, ging die Frau, welche ich gebissen hatte mit großen Schritten an mir  vorbei. Sie öffnete die Tür und ging wimmernd den langen Gang entlang

Die Tür blieb offen stehen und ich fackelte nicht lange. Ich ergriff die Flucht. Mit meinem verbundenem Körper war es schwer ein hohes Tempo zu erreichen, um einen möglichst großen Abstand zwischen die Nadel und mich zu bringen. Immer wieder rutschte ich auf dem glatten Boden aus und musste einge Sekunden warten, bis der Schmerz, der aus dem Hinterbein und der und der Flanke kam, etwas abgeebbt war.

Ziemlich außer Atem kam ich auf einen Hinterhof. 'Wo war hier nur der Ausgang?', dachte ich die ganze Zeit panisch. Ich musste hier unbedingt weg. Weg von den Nadeln, den komischen Frauen, den ängstlichen Hunden und vor allen: Weg von den Gitterstäben. Ich wollte einfach nur frei sein. Den Wind um die Schnauze spüren. Doch um meinen Traum zu verwirklichen musste ich einen Weg hier raus finden. Aufgeregt ging ich an den hohen Steinwänden hin und her und bellte manchmel um Hilfe. Ich hatte schon fast aufgegeben, als ich das Erdloch sah, welches unter einem kleinen Stück Zaun hindurchführte. Hektisch fing ich an das Erdloch zu vergrößern. Immer wieer versuchte ich unter dem Zaun hindurch zu kriechen. Doch jedes Mal musste ich mich zurück ziehen um weiter zu graben. Einigen Zeit später, als meine Pfoten schon vom vielen buddeln brannten, konnte ich mich endlich unter dem Zaun durchquetschen.

Ohne mich umzudrehen rannte ich los.

Ich rannte in  meine Freiheit.

Ich, ein Hund aus RumänienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt