Ein leises Klicken war zu hören und das große Glasfenster schloss sich. Aufatmend setzte sie sich auf ihr Bett. Hoffentlich hatten ihre Eltern nichts davon mitbekommen. Schnell zog sie sich um und schmiss sich in die Bettdecke. Im nächsten Augenblick hörte sie schon die Schritte ihrer Mutter, welche gerade in ihr Zimmer geschlichen kam, um zu überprüfen ob alles in Ordnung mit ihrer Tochter sei. Dank der stickigen Luft öffnete sie das Fenster wieder, ganz ohne zu wissen, das dieses vor nicht mal fünf Minuten in Gebrauch war. Nach zwei Minuten war die vierzig jährige Frau wieder auf dem Flur, die Zimmertür hatte sie hinter sich zugezogen. Langsam setzte das Mädchen sich wieder auf und starrte aus dem Fenster in die dunkle Nacht. Weit in der Ferne heulte eine Sirene auf, wahrscheinlich auf ihrem Weg nach Penshaw.
Ausdruckslos blickte sie nach draußen. Für heute war ihr Job erledigt. Als kleine Revanche galt diese Aktion, denn vor nicht allzu langer Zeit war eine Jungengruppe aus dem Nachbardorf nach Tarrin gekommen und hatte so einiges angestellt, wie die Eimer für den Brunnen zerstört oder Heu vom Vorrat gestohlen.
Ja, Tarrin und Penshaw lagen sehr ländlich und wie es gesagt ist, ist es auch gemeint. Viel wurde nicht in Chesters umliegende Orte investiert. Im Gegensatz zu der reichen Stadt, welche nicht mal an Wolkenkratzern mangelte, könnten ihre Vororte aus dem Mittelalter stammen. Die meisten Lebensmittel wurden angebaut um diese in Chester für ein bisschen Geld zu verkaufen, das Wasser stammte vom Brunnen und schon von klein an mussten sie alle hart schuften.
Aber was sollten sie auch anderes tun? Sie hatten keine Wahl. Die kleine Gemeinschaft des Dorfes bestand aus höchstens hundert Leuten und alle gehörten nicht wirklich zu wohlhabenden Familien. Geld vom Staat gab es nicht, denn Chester war wichtiger. Statt das Geld für ein paar anständige Häuser oder sauberes Trinkwasser zu spenden wurde gerade in der Großstadt das neuste Shoppingcenter eröffnet. Und gerade unter diesen Umständen kommt es nicht wirklich zu einer guten Nachbarschaft, ehrlich gesagt könnte man sie alle als Rivalen bezeichnen. Also war sie heute losgezogen um einige Dinge klarzustellen.
Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr das sie in schon drei Stunden wieder auf den Beinen sein sollte. Ohne große Lautstärke wälzte sie sich in ihrem Bett herum, welches leider bei jeder Bewegung ein verratendes Knarren von sich geben musste. Eng kuschelte sie sich in ihre dünne-grasgrüne Decke und war kurz darauf tief und fest am Schlafen.
Ein schreckliches Piepsen war zu hören, gefolgt von einem Schellen. Mit einem Ruck fuhr sie hoch und streckte die Hand nach unten, um den heruntergefallenen Wecker vom Fußboden zu retten. Alt war das Blechding und trotzdem musste es noch einiges leisten. So verließ sie die warme Matratze und machte sich auf ins Bad, um ein angemessenes Aussehen für die Schule anzunehmen.
Als dies erledigt war saß sie mit dem alten Handy auf der Bettkante und ging die neusten Infos durch. Alles mögliche konnte über Nacht passieren und um auf dem neusten Stand zu bleiben gehörte es schon fast zu ihrer Routine, jeden Tag mindestens einmal die Nachrichten zu überprüfen. Da, da war es! Ihr Auge fing sofort die Auffällige Überschrift des gestrigen Ereignisses. „Ein weiterer Verwüstungsangriff auf Penshaw!" Darunter wurde in knappen Worten zusammengefasst was sie in dem kleinen Dorf angestellt hatte.
„Lirou! Kommst du? Dein Frühstück ist fertig!", drang eine Frauenstimme durch das Häuschen. „Bin schon da!", rief sie ihrer Mutter zu.
Mit nur einer Handbewegung war das alte Telefon ausgeschaltet und befand sich einen Augenblick später in der schwarzen Tasche, welche sie für die Schule benutzte. In der kleinen Küche angelangt, setzte sie sich auf einen der drei Holzstühle und begann ihr Brot zu verspeisen. Es war noch frisch, denn ihre Mutter hatte dieses erst gestern Abend gebacken.
„Ist Vater schon aus dem Haus?", fragte Lirou.
„Ja, heute ist die erste Ernte der Kartoffeln.", bekam sie als Antwort.
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Peaceful Disaster
AdventureEiner gegen Alle. Aufgewachsen zwischen Reich und Arm, Freude und Trauer und im Mittelpunkt von Leben und Verwüstung. -Ein Feuer! Es bedeutet Gefahr...Oder auch nicht?- -Hast du das gehört?! Ein Schuss! Wir müssen weg...Warum stehst du noch hier?- ...