Chapter 3: Welcome the Ocean

22 5 28
                                    

Langsam kehrte die Sonne von ihrer Reise zum anderen Ende der Welt zurück nach Chester und erhellt den Himmel mit ihren gelben Strahlen. Heute durfte sie, als Ausnahme der Woche, nach belieben ihr Bett verlassen. Trotzdem war sie nicht sehr viel später auf als sonst. Ein lautes Dröhnen ließ das Mädchen hochfahren und mit einem Satz bei dem kleinen Fenster stehen. 

Der starke Regen hatte die Gegend nicht verlassen und durchlief als Wasserwelle die Straßen. Windböen spielten mit den unterschiedlichsten Dingen. Unter anderem auch mit einem Plastikeimer, welcher von dem reißenden Wasser mitgezogen und auf den Boden gerissen wurde.

Es dauerte nicht lange, da stand Lirou draußen auf dem überfluteten Weg und rettete das Gefäß vor dem Unwetter. Zurück im sicheren Haus trocknete sie den es mit einem abgewetzten Handtuch ab, damit der triefende Eimer den empfindlichen Holzboden nicht beschädigte. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb letztendlich am Eingang der Hütte hängen. Seufzend griff sie erneut nach dem grauen Tuch und fing an den Bereich bei der Tür von den hinterlassenen Wasserresten zu befreien. 

Doch zu ihrem riesigen Entsetzen verschwanden die Tropfen nicht. Nein, im Gegenteil! Das Wasser kam unter der tiefliegenden Tür ohne Ende nachgeflossen. Mit schneller Reaktion hatte sie das Handtuch auf die wachsende Pfütze geschmissen. So konnte es zumindest etwas von dem großen Schwall aufhalten. 

„Mama! Papa! Das Wasser...es fließt ins Haus!", schrie das Mädchen verzweifelt.

Mit einem lauten Poltern, entstanden von den schweren Schritten auf den alten Dielen, stürmte sie in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Ihre Mutter hatte sie mit ihrem plötzlichen Hilferuf hochschrecken lassen, während Tilan neben ihr friedlich weiter schlummerte. 

Sira hatte sie Situation noch nicht erfasst und rieb sich mit den Händen den verschlafenen Blick aus den Augen. Ohne viel weiter auf das Ehepaar zu achten kramte Lirou in dem alten Schrank und suchte nach weiteren Handtüchern oder anderen Sachen, die die aufkommende Flut stoppen konnten. 

Sehr schnell wurde sie fündig. Ein kleiner Stapel Handtücher fand sich in den kräftigen Händen des Mädchens wieder. Fragend schaute ihre Mutter sie an. 

„Mama, es regnet so stark, dass das Wasser in unser Haus kommt!", klärte Lirou die Frau erneut auf. 

Erschrocken riss diese die Augen auf, nur um im nächsten Moment ihren Mann wach zu rütteln. Tilan blickte mit müden Augen umher bis sein Blick auf seine Tochter mit den Tüchern in den Händen fiel. Doch ohne weitere Erklärungen von Lirou oder Sira zu erhalten wurde der verwirrte Vater alleine in dem Zimmer zurückgelassen. 

Lirou fand ihre entgeisterte Mutter am Eingang der Hütte wieder. Kräftige Winde rüttelten an der Tür und baten unaufhörlich darum, eingelassen zu werden. Doch glücklicherweise hielten die festen Balken dem Flehen des Unwetters stand und begnügten sich damit, weiter das grässliche Knarren durch das ganze Haus zu jagen. 

Eilig umrundete Lirou die Frau und breitete ihren Fund auf dem durchnässten Boden aus. Sogleich hatten die Tücher sich wie Schwämme aufgesogen. Mit der Hilfe ihres, mittlerweile hellwachen, Vaters schaffte sie diese durch das Fenster nach draußen und befreite sie von der aufgenommenen Flüssigkeit. Diesen Vorgang wiederholten sie einige Male und so langsam schien es wirklich als würde das Wasser zurücktreten. 

Sira war gerade dabei einige Wertsachen von dem Wasser zu retten, ihr Vater legte abermals die Handtücher aus und sie selbst begab sich derzeitig auf ihre Beine, als die Türe immer lauter brüllte. Ein unheilvolles Knacken drang mehrmals zu ihren Ohren und ließ sie alle unverzügliche in ihren Bewegungen innehalten. Immer und immer wieder bat sie die Wolken darum das Zuhause ihrer, von einer vollkommenen Durchflutung zu bewahren. Die Sekunden, die sie unbeweglich auf dem Flur kniete, schneckten wie Stunden dahin. 

Peaceful DisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt