Überfordert

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Vorsichtig betrat ich das Gebäude, sah mich wachsam um, so ganz traute ich dem Frieden immer noch nicht. Ich kam in den Wohnbereich, auf dem Sofa saßen Round Face und der Nerd. Half n Half saß ihnen zusammen mit der Brillenschlange gegenüber. Sie hockten vor irgendwelchen Aufgaben und schienen mich noch nicht bemerkt zu haben.

„Midoriya, warum verstehen du und Bakugou euch nicht? Ich dachte ihr seid Freunde aus der Kindheit." „Wir waren mal Freunde, Todoroki.", antwortete der Nerd und sah dabei traurig auf seinen Stift, an dessen Ende eine komische Actionfigur abgebildet war. „Aber trotzdem sollte er dich nicht so schlecht behandeln.", Round Face legte ihm eine Hand auf die Schulter. Nun sah er sie an und schenkte ihr ein Lächeln, welches ich seit Jahren nicht mehr geschenkt bekommen hatte.

Und ich musste zugeben ... es fehlte mir.

Dieses einfache Lächeln, welches nicht mehr sagte als Danke.

Früher hatte mir Deku oft dieses Lächeln geschenkt, denn ich war immer für ihn da, hatte immer auf ihn aufgepasst. Doch als ich damit aufhörte, hörte auch er auf mich an zu lächeln. Es fehlt mir, zu sehen, wie sich seine Mundwinkel nach oben schoben und auf seinen Wangen kleine Grübchen entstehen lassen. Man konnte sie meist kaum sehen, nur wenn man ganz dicht vor ihm war. Und wie sich dann seine Sommersprossen zusammenschoben, seine Augen glitzerten immer leicht und er neigt den Kopf dabei immer etwas nach links.

Seine grünem Augen hoben sich und trafen auf meine. Sein Lächeln erstarb und er sah weg, hatte Angst. Ich schnaubte verärgert und stapfte an ihnen vorbei, konnte es aber nicht verhindern zu Deku zu schielen, der meinem Blick aber immer noch auswich. Es ärgerte mich, alles an diesem Nerd ärgerte mich. Und die Tatsache, dass er mich nicht ansah, wegsah und Angst hatte, ärgerte mich am meisten.

Wütend verließ ich den Wohnbereich und ging in mein Zimmer. Es war wirklich alles so wie in meiner Welt, ich hatte das gleiche Zimmer, neben den gleichen Idioten, dass hieß auch Deku hatte das gleich Zimmer. Ich ging auf meinen Balkon und schielte nach unten. Mein Zimmer war im vierten Stock, Dekus im zweiten und wenn ich richtig liege, was ich immer tue, dann müsste ihm der Balkon rechts von mir im zweiten Stock gehören. Ich versuchte auszumachen, ob ich dort hinkommen könnte ihne Quirk.

Der Gedanke, ohne Quirk leben zu müssen, nagte ganz schön an mir. Ich war nun das, womit ich Deku all die Jahre über beschimpft hatte. Etwas setzte sich in mein Hals und mir fiel das Schlucken schwer. Schwach, ich fühlte mich schwach und nutzlos. Ob sich Deku so auch gefühlt hatte? Ich war mir ziemlich sicher, dass er sich so gefühlt haben musste. Und ich hatte ihn dann auch immer noch beschimpft und niedergemacht. Wenn das nun einer das mit mir machen würde, würde ich ihn windelweich prügeln.

Doch wäre ich ohne Quirk überhaupt in der Lage mich gegen jemanden zu behaupten, der einen Quirk besitzt, der mächtiger war als ich? Eigentlich würde ich stolz behaupten, dass ich auch ohne Quirk stark war, doch ich war realistisch und wusste es besser als mein Ego. Ich würde genauso nieder gemacht werden, wie ich Deku nieder gemacht hatte. Diese Erkenntnis machte mich wütend. Ich war nun genauso schwach wie er!

Meine Hände ballten sich fast schon automatisch zu Fäusten und ich merkte, wie sich mein Gesicht zu einer wütenden Fratze verzog. Diese Welt geht mir jetzt schon tierisch auf den Senkel und ich wollte so schnell wie möglich hier wieder weg.  Die Wut kochte langsam über, normalerweise würden jetzt kleine Explosionen in meinen Handflächen entstehen, aber es blieb still. Doch dadurch wurde ich noch wütender!

Ruhig, Katsuki. Atme!

Ich zwang mich dazu, tief ein und auszuatmen. Meine Augenlider schloss ich, stellte mir etwas entspanntes vor. Zunächst tauchten Bilder von Trainingskämpfe vor meinem Innerenauge auf, doch diese halfen nicht, erinnerten mich zu sehr daran, dass ich hier schwach war. Danach sah ich den grünhaarigen Nerd, wie ich ihn verprügel und niedermache. Ich grinste vergnügt, doch irgendwie verging mir schnell die Freude und ich fühlte mich schlecht. Genervt öffnete ich wieder meine Augen und stierte in die Ferne, man konnte schon einige Sterne sehen.

So wird das nichts!

Ich blinzelte. Bin ich krank oder was? Das sind definitiv Deku's Gesichtszüge und sein freundliches Lächeln! Ich rieb mir die Augen und sah nochmal hoch zu den Sternen, wo eben noch dieses allzu bekannte Gesicht zu sehen war, doch es war weg. Ich war zwar nicht mehr wütend, aber besser ging es mir nicht. Noch nie war ich so verwirrt und wusste nicht, was in mir vorging, was ich wollte. Naja, ich wollte wieder zurück in meine Welt, da bin ich mir sicher. Aber will ich immer noch allein kämpfen? Will ich all die Menschen in meiner Umgebung weiter von mir stoßen?

Will ich Deku weiter von mir fernhalten?

Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr, diese scheiß Reise durch diese beschissenen Welten machte total den Brei aus meinem Kopf. „Reiß dich zusammen, du hast ein verdammtes Ziel!", feuerte ich mich selber an und klatschte mit meinen flachen Händen auf meine Wangen. Das half, ich fühlte mich gleich besser. „Runter klettern, Deku dazu bringen dich zu küssen und dann endlich wieder nach Hause.", ich dachte es auszusprechen würde mir helfen meine Beine in Bewegung zu setzen.

Meine Hände umklammerten das Gelände und mein Blick fixierte den Balkon von Deku. Plötzlich ging Licht in seinem Zimmer an und die Tür öffnete sich einen Spalt. Jetzt oder nie! Ich kletterte auf das Geländer und sprang auf den nächsten Balkon, dort ließ ich mich nach unten runter, bis ich mit einem lauten Geräusch auf Dekus Balkon landete. Ich blendete aus, dass mich diese grünen Augen panisch ansahen, doch ich konnte nicht ausblenden, dass mich verschieden farbige Augen überrascht ansahen.

Ich konnte nicht ausblenden, dass nicht meine Arme um Deku's Körper geschlungen waren, dass nicht mein Gesicht direkt vor seinem war. „Deku!", schrie ich laut und er zuckte ängstlich zusammen. „Ka-Kachaan?", stotterte er und sah hilfesuchend zu Todoroki hoch. Dieser drehte sich mir zu, stellte sich schützend vor den grünhaarigen und ergriff dabei seine Hand.

Was geht hier ab?! Was soll das hier?! Warum fasst dieser Bastard Deku an?!

Change my Minde - pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt