Mit einem Schrei schreckte ich aus meinen Albtraum hoch. Ich fasste mir mit einer Hand an meine verschwitzte Stirn. Nur ein Traum, ein beschissener Traum. Mein Schädel dröhnte, hab ich es doch gewusst. Ich massierte mir meine Schläfen, dann hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte mich umsehen. Ich erwartete mein Zimmer in den Dorms, sah aber Schuttberge, Trümmer und hinein schimmerndes Mondlicht.Das war kein Albtraum. Ich bin wirklich immer noch in dieser Welt, in dieser verkackten Apokalypse!
Ich lag in der halb zerstörten Kantine der Yuei in eine dreckige Decke gewickelt. Mein Blick ging zu den Löchern in der Decke, anhand des Mondes konnte ich sehen, dass es noch mitten in der Nacht war. Ich hatte also nicht wirklich lange geschlafen.
Ich schlug die Decke zur Seite, ging durch die Gänge und stieg die Treppe hoch zum Dach. Dort setzte ich mich auf eine Kante und ließ meine Beine hinunter baumeln. Es war recht kühl, daher zog ich meine Jacke enger um mich. Wieder tauchte Deku vor meinem inneren Augen auf.
Dieser Schwachkopf!
Ich erinnerte mich an den Grund, warum Deku ein Schurke geworden war. Wie kann man nur so dumm sein und sich von solchen Deppen einlullen lassen? Aber war es nicht meine Schuld? Hab ich ihn nicht in die Enge getrieben, aus der er dann nur einen Ausweg sah?
Ich blinzlte.
Hab ich mir grade die Schuld an Dekus Lage gegeben?
Mein Magen fühlte sich etwas flau an.
Geht es mir grade tatsächlich wegen diesem Nerd schlecht? Der ist doch selber Schuld an allem, er ist doch der Schwächling! Er hat es immer drauf angelegt mich zu nerven und auf die Palme zu bringen.
Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zu alten Erinnerungen ab. Damals als wir Kinder waren und noch alles in Ordnung war. Dann später, als ich anfing ihn zu ärgern. Ich wurde immer fieser und hatte gefallen daran gefunden Schwächere zu hänseln, Deku war schwach und ich war stark. Für mich machte es Sinn, dass wir jetzt keine Freunde mehr sein können, dass es richtig ist, dass ich ihn mobbte.
In einer Erinnerung hing ich länger fest.
Unser erster Kampf gegeneinander, nachdem er seinen Quirk von All Might bekommen hatte. Ich war einfach nur stocksauer, wollte ihn besiegen, war blind vor Wut. Er war Deku und sollte immer in meinem Schatten stehen! Ich hatte das Gefühl, dass er auf mich herabsah, dass er mich nicht ernst nimmt, weil er seinen Quirk nicht benutzen wollte. Ich wusste nicht, dass er ihn nicht kontrollieren kann und dass er sich selber damit immer verletzte.
Als er dann schwerverletzt und Bewusstlos vor mir lag, war ich unfähig mich zu bewegen. Es war das erste Mal, dass ich gegenüber Deku so etwas ähnliches wie Schuld empfunden hatte. Natürlich hab ich mich da nicht weiter drum gekümmert, doch irgendwie hatte es mich verändert. Ich hab ihn immer noch gehasst, dachte ich, aber nicht mehr so stark wie früher.
Als die Schurken uns dann damals in der USJ angegriffen hatte, passierte wieder etwas merkwürdiges. Deku war All Might zur Hilfe geeilt und ich ... ich bewegte mich einfach und hielt diesen Portaltypen auf, bevor er Deku wehtun konnte. Ich wollte in diesem Moment wirklich Deku vor Schaden bewahren. Mein Verhalten gegenüber dem Nerd hat sich zwar nicht geändert und auch hab ich immer noch schlecht von ihm gedacht, aber doch war es anders.
Und jetzt war ich hier und dachte an ... Deku. Ich winkelte ein Bein an und stellte meinen Fuß auf die Kante. Mit dem Ellenbogen stützte ich mich auf meinem Knie ab und legte meinen Kopf auf meinen Habdrücken ab.
Ich verstand mich selber nicht mehr. Bevor dieser ganze Quatsch mit diesem „in eine andere Welt geschickt zu werden" angefangen hatte, hab ich nicht einen müden Gedanken an Deku verschwendet. Höchstens wenn er mir wieder auf die Nerven ging. Aber jetzt ... jetzt ist er das top Thema meiner Gedanken, wie so ein scheiß verliebter Teenie. Man könnte fast denken, ich empfinde etwas für diesen Schwachkopf.
Wild schüttelte ich meinen Kopf. Was war das denn grade für ein Gedanke. Ich und etwas für Deku empfinden? Wut, ja ... und Hass, dass empfinde ich, wenn ich ihn sehe und an ihn denken muss.
Ich nickte mir selbst zu, um mich zu bestätigen.
Aber warum wird mir flau im Magen, bei dem Wissen, zu was ich Deku in dieser Welt getrieben habe? Wie es ihm jetzt wohl geht und wo er wohl ist?
Meine Wange wurden warm. Wieder schüttelte ich mich. Ja, es stimmt es fühlt sich komisch an, wenn der Schwachkopf nicht in meiner Nähe ist. Es war ungewohnt und irgendwie beunruhigt es mich, wenn er nicht da war. Er war sonst immer irgendwo, immer hatte ich seinen komischen grünen Haarschopf vor Augen.
Hatte ich nicht sogar immer nach ihm Ausschau gehalten?
Mein Kopf schoss in die Höhe. Hab ich das wirklich? Grübelnd ging ich wieder meine Erinnerungen durch. Mit einem Seufzer ließ ich meinen Kopf wieder auf meinen Handrücken sinken. Ich hab es tatsächlich. Meine Wangen wurden wieder warm. Was stimmt nicht mit mir? Ich hatte wirklich immer wieder nach dem Nerd Ausschau gehalten, wollte wissen wo er war und fühlte mich meist besser, wenn ich ihn in meiner Nähe wusste. Fuck, warum ist mir das nie aufgefallen?
Ich spürte, wie mein Herz laut in meiner Brust pochte und das Blut unaufhaltsam weiter in mein Gesicht pumpte. Heißt das jetzt, dass ich Dekus Nähe mag? Das ich Deku selber mag? Aber ich hasse ihn doch, kann ihn nicht ausstehen.
Nein, das stimmte so nicht mehr.
Mir kam etwas in den Sinn. Der Kampf zwischen uns, bei dem ich all meinen Frust rausgelassen hatte. Nur ihm, nur Deku konnte ich es erzählen, wollte es nur ihm beichten. Nur er konnte mich verstehen, nur er wusste mit mir umzugehen.
Ich hab ihn nie gehasst ...
Mein Herz schlug lauter.
Er war immer mein Freund ...
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Change my Minde - pausiert
أدب الهواةEr hat sich nie um andere geschert und es kümmerte ihn nie, was andere von ihm dachten. Er war ein Einzelgänger und brauchte niemand anderen. Doch während eines Kampfes passiert etwas, was diese Einstellung in Frage stellt. Die sein ganzes Denken in...