Teil 2

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Grün stand für >verstanden<, gelb für >muss ich noch dran arbeiten< und rot für >keine Ahnung<. Das Meiste war rot, weswegen wir auch auf Lydia's Bett saßen und lernten.
Ja, meine Eltern hatten mich tatsächlich dazu bekommen, in den Ferien mindestens eine Stunde mit meiner besten Freundin Mathe zu lernen. Damals hasste ich Mathe. Die ganzen Zahlen und Formeln und... Zahlen. Ich konnte keine Zahlen mehr sehen. Wieso war Mathe auch so schwierig?
Nach einer Stunde hatte ich es zum Glück einigermaßen geschnallt, obwohl ich die beste Schülerin des Jahrganges neben mir sitzen hatte.

Nachdem ich mein Heft zugeschlagen und zur Seite gelegt hatte, erzählte mir Lydia die neusten Neuigkeiten, was das Übernatürliche anging.
„Ein No-was?", wiederholte ich und zog verwirrt die Augenbrauen hoch.
„Nogitsune. Dunkler Kitsune. Ernährt sich von Hass, Schmerz und Trauer. Hast du die letzten Stunden nicht zugehört?", fragte mich Lydia.
„Ja, genau, Lydia. Stunden. Ich weiß nicht wie du das siehst, wenn du nach einer Stunde Mathe, was für mich eh schon viel zu viel ist, noch von irgendeiner Novitsune Scheisse zugedröhnt wirst, aber mein Gehirn hatte schon bei Mathe ausgeschaltet.", protestierte ich.
Gut, für sie war das ja auch ein Zuckerschlecken. Sie musste auch nur einmal etwas lesen und war schon ein wandelnder Duden und ein brabbelndes Lexikon.
Trotz allem hatte ich sie lieb. Sie war schon immer schlauer als ich gewesen, was mich aber auch nicht sonderlich störte.

Unsere Freundschaft hielt schon seit Jahren, und es war wahre Freundschaft. Ich hätte alles für sie getan und sie für mich. Da war ich mir sicher. Wir haben alles zusammen gemacht. Wir waren zusammen in der Preschool, Elementaryschool, Middleschool und Highschool. Eine Freundschaft für ewig. Auch früher hatten wir immer alles zusammen gemacht. Bibi und Tina gespielt und unsere Fahrräder waren Amadeus und Sabrina, oft Mia and Me geguckt und unsere Sammelsticker getauscht, in der Hoffnung, derjenige hatte diesen einen Buchstaben, den man noch brauchte, um ein Lyria Stoffeinhorn zu gewinnen, immer über Jungs gelästert und ihnen bei unserem Spiel „Kuss-Fangen" hinterher gerannt, um unsere erste „wahre Liebe" her getrauert, auch genannt Celeberty's und von den Eltern „blauäugig" genannt wurde, weil man mit ihnen der Realität entkommen wollte.
Sowas eben.

Natürlich dachte ich gerne an meine Kindheit mit Lydia zurück und freute mich noch auf die kommenden Jahre mit ihr.
Was ich aber nicht wusste, war, dass kurz nachdem sie mir von dem Nogitsune erzählt hatte, auch meine Freundschaft zu Lydia, sich komplett ändern würde.

Ich hielt die drückende Stille zwischen uns nicht mehr aus. Wenn sie sauer auf mich war, dann war es eben so, aber mein Ego war leider zu groß, um mich zu entschuldigen, obwohl es nicht mal ein großes Drama war. Ich packte mein Matheheft und alles andere ein, während Lydia's Augen mir aufmerksam folgten.
Ja, sie hatte richtig erkannt. Ich wollte nach Hause. Ich sollte zwar bei ihr übernachten, aber dafür hatte ich gar keine Nerven. Es war auch schon mitten in der Nacht und Übernatürliches lief draußen rum, aber glaubt ihr damals hatte mich das gejuckt?
Nein, mich doch nicht. Aber jemand anderen. Und es war nicht Lydia.

Ich hatte alles gepackt und meine Schuhe hatte ich auch schon an. Der Weg von Lydia bis zu meinem Haus war nicht lang und ich hatte wirklich keine Lust die ganze Zeit neben ihr zu liegen. Mein Temperament war selten zu bändigen.
„Du gehst jetzt nicht wirklich, oder? Romy, es ist mitten in der Nacht, du kannst doch jetzt nicht nach Hause gehen!"
Oh doch, das konnte ich.
„Was soll ich deiner Meinung nach tun, Lydia? Mir dein Gelaber von wegen Übernatürlichem anhören und zu wissen, nie wirklich ein Teil davon zu sein, weil ich ein Mensch bin? Weil ich normal und langweilig bin?", versuchte ich es ihr zu erklären. „Aber du bist doch nicht die Einzige.", sagte Lydia und stand auf.
„Das hat doch nichts damit zu tun.", sagte ich genervt. Und besser machte es das auch nicht.

Zwar hatte sie Recht, denn ganz allein die Langweilige war ich jetzt nicht, aber auch noch Stiles mit reinzuziehen fand ich eher weniger amüsant. Ich hatte kein schlechtes Verhältnis zu Stiles. Obwohl es zwischen uns eher immer eine „flirtige Freundschaft" war. Wir neckten uns oft und wie hieß es noch? Was sich neckt das liebt sich? Ja, so ungefähr, nur ohne Sex. Ja, und ohne Liebe?
Ob er auf mich stand, wusste ich auch nicht, aber ich wusste, dass ich ihn ziemlich attraktiv fand und er mich immer zum Lachen bringen konnte. Selbst in den unmöglichsten Situationen. Er war irgendwie kein Freund, aber auch kein Freund. Wisst ihr?
Ach, wem mach ich was vor?
Stiles und ich waren gleich.
Wir waren beide normal.
Mochten uns auf eine Weise, wie Ladybug und Cat Noir...?
Bei uns gab es kein Anfang und kein Ende, aber ich ließ es auch zu. Wenn ich es anders hätte haben wollen, dann wäre ich in der Lage dazu gewesen, es zu ändern. Ich war aber zufrieden. Das zum Thema Stiles...
Er hatte sich auch in letzter Zeit echt komisch verhalten.

Ich hatte keine Nerven mehr, um mich mit Lydia noch mehr zu zanken, also griff ich nach meiner Tasche.
„Damit du beruhigt bist; Nogitsune=dunkler Kitsune. Kann den Körper eines Menschen besitzen und mächtig durch seine Konflikte, Schmerzen, sein Chaos und Tragödien werden. Stärkt sich durch Hass, Trauer und wer weiß was noch. Sind ein Eisblock, können nichts fühlen wie Liebe, Mitgefühl oder Zuneigung. Dadurch eine herzlose Kreatur.
Ich habe dir zugehört."
Den letzten Satz betonte ich extra ruhig.
„Ich gehe jetzt."

Ich hätte nach Lydia's Meinung am liebsten bleiben sollen, doch mein Kopf sagte mir, ich sollte hier raus. Nach Hause. Ins Dunkle. Weg. Also tat ich das auch.
Hätte ich's mal lieber nicht gemacht. Aber es sollte wohl so kommen...
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Tach,
ich hoffe, dass dieses Kapitel euch gefallen hat und das die Länge so einigermaßen okay ist. Ihr könnt gerne Feetback da lassen, oder Tipps. Ich bin für alles offen. Danke an alle Leser<3
Bye

𝔅𝔢𝔞𝔱 𝔥𝔦𝔪||Void Stiles FF||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt