Im nächsten Leben

Jahr 2020 - Familie

"Wie läuft es in den anderen Fächern, Eren?" Fragte Levi, während er seine Jacke aufhing und die Schuhe ordentlich ab stellte. "Sehr gut!" Grinste Eren breit, der ihn im Gang begrüßt hatte. "Ich gebe dir noch eine Chance. Wie läuft es in den anderen Fächern, Eren?" Irritiert sah Eren Levi nach, der an ihm vorbei ging. Wusste er von seiner verkackten Statistik Klausur? "Gut?" Deutliche unsicherheit klang nun in Erens Stimme mit, als er Levi ins Wohnzimmer folgte. "Eren! Ich lege dich gleich übers Knie!" Knurrte der Ältere gereizt. Er mochte es nicht angelogen zu werden. "Glaubst du wirklich, wir Professoren reden nicht untereinander?"
Levi griff nach der Post, die Eren schon auf den Esszimmertisch gelegt hatten. Ein Brief hatte ganz besonders seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. "Möchtest du mir nun erzählen, was in der Statistik Klausur passiert ist? Auch meinte dein Professor, du seiest sehr unkonzentriert in den Vorlesungen. Ungewöhnlich, alle anderen sind sehr zufrieden mit dir." "Statistik liegt mir einfach nicht." Auch wenn Levi seinen Brief las, hörte er Eren aufmerksam zu. "Statistik ist aber wichtig, wenn du Probleme hast, rede mit mir, ich kann dir doch helfen." "Tut mir leid, Levi. Was ist das für ein Brief? Dieses Logo..." Wollte der Jüngere schnell von sich ablenken. "Ist das Logo der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, kurz DGP." Erklärte Levi ruhig. "Meine Publikation hat gewonnen." Freudig quiekte Eren auf und umarmte Levi. "Das freut mich für dich! Oh Levi!"
Eren sah auf den Brief, während er Levi weiter drückte. "Eine Feier?" "Ja, ist üblich. Festliche übergabe des Preises." Levi drückte Eren etwas von sich, so ganz hatte er sich an das ganze noch nicht gewöhnt. "Das mit der Statistik Klausur ist noch nicht ausdiskutiert, Eren!" Der Jüngere ignorierte es gekommt und griff nach der Antwortkarte. Levi konnte ankreuzen ob er alleine kam oder mit Begleitung.

~ * ~

"Eren, entspann dich!" Seufzte Levi, während er Eren die Krawatte band. "Und wenn jemand fragt, wer deine Begleitung ist?" Fragte der Jüngere besorgt. Grinsend sah der Professor auf. "Sag ich einfach, er ist mein Student, den ich ficke." "Levi!" Japste Eren empört auf. "Wenn es dir unangenehm ist, dass ich dich als meinen Partner vorstelle, sage ich einfach, du bist ein Student der sich durch gute Leistung verdient hat, mich zu begleiten." Kurz schien Eren zu überlegen. "Du würdest mich als Partner vorstellen?" "Natürlich." Levi strich die Krawatte glatt und knöpfte ihm das Sakko zu.
Gestern hatten sie Eren zusammen diesen Anzug gekauft und es fiel Levi schwer, die Finger von ihm zu lassen. Er sah darin einfach nur zum anbeißen aus.
"Aber stört es dich gar nicht? Die Anderen werden reden." Eren küsste Levi kurz, der sich nun ab wand, um sein Handy und Geldbeutel einzustecken. "Was andere über mich denken und hinter meinem Rücken reden, war mir immer schon egal."

Mit großen Augen sah sich Eren um. So eine Feierlichkeit war neu für ihn, aber er kannte durchaus ein paar Gesichter. Bekannte seines Vaters. Levi nahm zwei Gläser vom Tablett des Kellners und reichte eines Eren. Dieser sah auf die rosane Flüssigkeit und roch vorsichtig daran. Es roch nach Pfirsich.
"Die Frau die auf uns zukommt, ist Frau Dawk. Die Ehefrau von Nile Dawk, ebenfalls ein Universitätsleiter. Ich vermute, sie ist alleine hier, denn sie lässt ungern Feierlichkeiten aus, um sich zu zeigen." Der Student sah auf und erblickte auch die Dame. Sie war schon gut in ihren Vierzigern, wie er sie schätzte. Dafür war aber das Kleid, welches sie trug, eindeutig zu kurz und zu weit ausgeschnitten. Vielleicht nutzte sie es aus, dass ihr Mann nicht dabei war. Oder sie konnte einfach nicht älter werden.
"Professor Ackermann, Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung." Sie hatte eine hohe, fast unangenehme Stimme und reichte nun Levi die Hand, die er schüttelte. "Und wer ist ihre bezaubernde Begleitung? Ein Student?" Neugierig wurde Eren von der Älteren Dame gemustert. "Danke Frau Dawk. Das hier ist Herr Eren Jäger, mein Lebensgefährte." Erklärte Levi ruhig und nippte an seinem Bellini. Der Blick der Dame wurde abschätzend. Vielleicht versuchte sie gerade den Altersunterschied zu analysieren. Eren war nicht wohl in seiner Haut. "Freut mich Herr Jäger. Sind sie mit Doktor Grisha Jäger verwandt?" "Ja, er ist mein Vater." Eren schüttelte flüchtig die Hand von Frau Dawk. "Sag ihm einen lieben Gruß, ja? Leider hat er seinen Sprößling ja nicht auf die Uni meines Mannes geschickt."
"Dein Vater kennt Dawk?" Fragte Levi ruhig, als Frau Dawk weitergegangen war. "Wenn er der Universitäts Leiter der Nachbarstadt ist, dann ja. Die Uni war auch im Gespräch für mein Studium." Levi sah sich etwas um. "Vermutlich bereut dein Vater schon, dich nicht dorthin geschickt zu haben." Der Blick des Professors haftete an einem groß gewachsenen blonden Mann, der nun grinsend auf sie zukam, als er Levi entdeckt hatte.
"Lange nicht gesehen, Levi!" Lachend nahm er Levi zur Begrüßung in den Arm. "Wer ist denn deine hübsche Begleitung?" "Dich hätte ich hier nicht erwartet, Eld. Das hier ist Eren, mein Lebensgefährte." Eren reichte Eld die Hand. So viele neue Gesichter und Namen. Ob er sie sich alle merken konnte? "Hey, ich bin Eld." Stellte er sich vor.
"Wo habt ihr euch kennen gelernt?" Fragte der Ältere interessiert. "Er Studiert an meiner Uni Psychologie." Erklärte Levi. Eld lachte. "Seit wann schnappst du dir Studenten? Waren sie dir nicht immer zu Jung, diese Rotznasen?" Zitierte Eld Levi und machte ihn dabei erstaunlich gut nach. Leise kicherte Eren. "Bei Eren und mir ist es was anderes." Kurz überlegte Levi. Nein, er konnte nicht erklären, was sie verband, er begriff es selbst immer noch nicht so ganz. "Dich hat es wohl wirklich erwischt mein Freund. Freut mich aber für dich."
Dann wand sich Eld an Eren, der sich zurückgehalten hatte und nun einen kleinen Rotschimmer auf der Nase hatte. "Du studierst also Psychologie? Ich hoffe Levi ist nicht ganz so streng." "Nein, er ist ein toller Professor!" Lächelte Eren und log dabei nicht einmal. "Das musst du ja sagen, du schläfst mit ihm!" Lachte Eld herzlich. Er war ein offener Mensch und redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war. "Nein, so war das nicht gemeint!" Verteidigte sich der Student schnell. "Schon gut, war ein Scherz. Wenn du mal ein Praktikum brauchst, melde dich gern bei mir. Levi hat meine Nummer."
"Du bist sehr vertraut mit ihm." Unbewusst rückte Eren etwas an Levi heran, als Eld weg war. "Eifersüchtig? Er ist nur ein Freund, wir hatten zwar mal Sex, aber das bedeutete nichts." Erklärte der Ältere ruhig. Das beruhigte Eren und er küsste seinen Liebsten kurz auf die Wange. "Eren, ich mag Eifersucht nicht." "Entschuldige, das ist nur alles so Neu. Ich hatte auch noch nie einen älteren Freund."
"Ich hole uns beiden noch mal was zum Trinken." Damit war Levi auch schon in der Masse verschwunden. Warum musste er auch so klein sein! Nun stand Eren etwas verlassen an ihrem Tisch. Er fühlte sich hier wirklich nicht wohl und hoffte, dass sich sein Freund beeilte.
"Eren?" Erschrocken fuhr der Angesprochene herum und erblickte seine Mutter. "Mutter! Was machst du hier?" Seit drei Wochen war Eren nun ausgezogen. Seit dem hatte er seine Mutter zweimal besucht, sonst telefonierten sie aber regelmäßig. "Dein Vater wird heute ausgezeichnet, daher begleite ich ihn. Aber was tust du hier?" Neben Eren tauchte Levi auf und begrüßte Frau Jäger freundlich. "Hallo Frau Jäger. Ihr Sohn begleitet mich." "Professor Ackermann? Also doch!" Lachte Carla herzlich. "Ich habe mir doch gleich gedacht, dass etwas zwischen euch ist." "Mutter, das... das war erst später." Versuchte Eren, hoch rot, sich zu erklären. "Eren, mein Schatz, eine Mutter merkt sowas!" "Du bist nicht sauer?" Sichtlich verwirrt sah der Student seine Mutter an. "Aber nein, ich freu mich für dich. Wollt ihr nicht Sonntag Mittag zum Grillen kommen? Zeke ist auch da."
Levi lächelte leicht. Irgendwie mochte er Erens Mutter. "Wir kommen sehr gerne, Frau Jäger, aber was sagt ihr Mann dazu?" "Lassen sie das mal meine Sorge sein Professor! Und sagen sie doch bitte Clara zu mir, ja?" Levi reichte Clara die Hand, lächelte leicht. "Gerne, ich bin Levi."

~ * ~