Kapitel 5

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Als ich in die Küche kam saß Granny am Esstisch und starrte auf einen Zettel.
"Was ist?", fragte ich leicht genervt und lehnte mich an den Türrahmen.
"Das habe ich gefunden", sie reichte mir das Blatt Papier. Ich las es mir kurz durch und gab es dann Granny zurück.
"Und was soll ich damit anfangen?", fragte ich, "bis auf das ihr meinen Geburtstag immer an dem Tag feiert an dem ihr mich adoptiert habt, hab ich da nichts Neues gelesen."
Granny zuckte leicht zusammen bei dem harten Ton den ich anschlug. Ich jedoch achtete nicht darauf sondern drehte mich um und ging zurück in mein Zimmer.
Dort nahm ich den Briefumschlag in die Hand. Was sollte ich machen? Morgen würden meine 'Eltern' kommen um mit mir über das Geschehene zu sprechen. Ich drehte den Umschlag zwischen den Fingern. Wer waren überhaupt meine Eltern? War ich wirklich das Kind von jemand wichtigem, oder färbte Jo's Art jetzt auch auf mich ab?
Ich öffnete kurzentschlossen den Briefumschlag und holte einen Briefbogen hervor. Er war aus feinstem Büttenpapier und es war mit der selben feinen Handschrift geschrieben worden wie auf dem Umschlag.
Meine allerliebste Tochter,
Ich wusste das irgendwann der Tag kommen musste an dem ich dir erklären sollte wieso wir dir nie davon erzählt haben. Ich kann verstehen das du wütend bist und dir momentan wohl so einige Fragen stellst aber bitte bedenke dabei, das wir dich über alles lieben. Ich weiß das wir nie so für dich da waren wie andere Eltern es wohl gewesen wären, aber bitte mach jetzt nichts unüberlegtes, wir werden dir alles erklären. Ich kann verstehen das die Information ein Schock für dich war und auch das du momentan keine Lust dazu hast mit uns darüber zu sprechen dennoch würden wir gerne mit dir reden.
Wir lieben dich mehr als dir bewusst ist!!
Elena und Marlon
Ich ließ den Brief sinken, ich konnte spüren wie mir eine einzelne Träne die Wange hinunter lief.
Trotz alldem was passiert war in den letzten paar Stunden liebte ich meine Eltern immer noch, auch wenn sie nicht meine richtigen Eltern waren und auch wenn sie nie so für mich da gewesen waren wie wohl andere Eltern für ihre Kinder.
Ich faltete den Brief zusammen und legte ihn auf den Nachttisch, dann holte ich meine Tasche hervor und packte ein paar Sachen zusammen.
"Granny ich geh und übernachte bei Jo", rief ich auf dem Weg nach draußen meiner Großmutter zu.
"Ja, aber...",wollte sie wohl gerade antworten, da schloss sich auch schon die Tür und ich stand wieder draußen auf der Straße.
Obwohl ich den ganzen Weg bis zu Jo lief, ließ sich das Beobachtungsgefühl das mich sofort wieder befallen hatte nicht ab schütteln, erst als ich bei ihr klingelte verschwand es.
"Hey, was machst du den hier?", erklang Jo's Stimme, als mir die Tür geöffnet wurde.
"Kann ich heute bei dir übernachten? Ich hab es Zuhause einfach nicht mehr ausgehalten", ich umarmte sie kurz, dann nickte sie, ließ mich vorbei und schloss die Tür.

Princess wantedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt