Es klopfte an der Tür. Eine wütende Faust hämmerte mit Todesangst gegen die recht dünne Holztüz. "Ja?", krächzte ich leise, woraufhin die Tür aufging. Eine besorgte Dame mit langen blaunen Locken stand im Türrahmen und lächelte mich beruhigend an. "Wie geht es dir?", fragte sie nach einer Weile. "Gut?", antwortete ich noch ein wenig verschlafen. "Warum haben Sie so lang und agressiv meine Tür vergewaltigt?", fragte ich leise. Ihr Lächeln wurde breiter und sie lachte leise. Dann wurde sie wieder ernster. "Es hat keiner geantwortet und ich hatte Angst, es sei etwas passiert.", antwortete sie mir dann und kam auf mich zu. "Warum sind Sie dann nicht einfach hereingekommen, die Tür war doch nicht verschlossen.", fragte ich verwirrt. "Schon, aber das gehört sich meiner Meinung nach nicht. Man kommt nicht ohne Aufforderung in ein fremdes Zimmer, nein wirklich nicht.", lachte sie wieder leise. Sie hatte sichtlich gute Laune. "Entschuldigen Sie die Frage, aber unterrichten Sie hier? Ich habe Sie zuvor noch nie hier gesehen, soweit ich mich erinnern kann.", erlaubte ich mir zu fragen. "Nein, ich unterrichte nicht hier. Noch nicht. Ich bin Psychologin, allerdings habe ich mich hier um eine Stelle beworben. Die Direktorin ... wie hieß sie gleich ... Mrs Sheen, nicht war,", ich nickte, "sie sucht nach einer Schulpsychologin für Schüler und Schülerinnen mit schulischen oder auch privaten Problemen, die ihre Schullaufbahn bedrohen. Du weißt schon, unmotiviere, zurückgezogene, teilweise auch depressive Schüler und Schülerinnen.", erklärte sie. Ich nickte immer wieder um sie zu bestätigen weiter zu sprechen und ihr zu zeigen, dass ich ihr noch zuhörte. Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Direktorin so ein Interesse an ihren einzelnen Schülern hat. Ich mochte sie nicht besonders, allerdings hatte ich allgemein nicht viel für Menschen übrig. Doch die Psychologin mir gegenüber war mir weitaus sympatischer, als der Großteil der Schüler dieser Schule und das, obwohl ich sie erst knappe fünf Minuten kannte. "Und wieso sind Sie zu mir gekommen?", fragte ich die Dame nach einer kurzen Zeit. "Wurden Sie zu mir geschickt?", hängte ich an. " Nein, nein. Mir wurde gesagt, dass es ein Mädchen gibt, dass allein in einem Einzelzimmer lebt und dachte, dass das nicht sonderlich gesund für die Psyche sein kann.", meinte sie. "Ich bin gern allein. Ich bin weder ein kontaktfreudiger noch ein offener Mensch. Ich bin lieber für mich und zeichne, als mit irgendwelchen 'Freunden' zu machen."erklärte ich, sagte es aber sehr leise, sodass ich fast dachte, sie hätte es nicht gehört, doch dann fragte sie nach: "Du zeichnest?" -damit wusste ich, sie hatte mir zugehört- "Was denn zum Beispiel?" Sie wirkte wirklich interessiert, obwohl das genauso gut vorgespielt sein konnte, aber beschloss ihr zu vertrauen. Ich stand auf und holte meine Block hervor und reichte ihn ihr. Sie schaute eine ganze Weile auf die verschiedenen Blätter, blätterte zurück und weiter vor verglich eins mit einem anderen und einem Dritten. "Wow.", sagte sie. "Die sind gut!", hängte sie mit Überzeugung an ihr 'Wow'. "Danke.", sagte ich knapp und schaue auf den Boden. "Nicht so bescheiden, du hast Talent!", versicherte sie mir. "Da sind Sie die Erste, die das so sieht. Mich hat noch nie jemand gelobt.", sagte ich. "Niemand? Nicht mal deine Eltern?", fragte sie. Ich drehte mich weg und entfernte mich ein paar Schritte, blieb dann stehen, mit dem Rücken zu ihr. Einzelne Tränen stahlen sich aus meinen Augen. Ich schniefte. "Mädchen? Alles in Ordnung?", sie merkte, dass es mir schlecht ging. Schnell wischte ich mir übers Gesicht und so die Tränen aus den Augen. "Nein, nein, alles ist gut.", log ich. "Mädchen, ich bin Psychologin, du kannst mich nicht belügen.", ermahnte sie mich. Ich hasste es, wenn Menschen mich durchschauten. "Sie haben recht." Sie schaute mich an, ich spürte ihren Blick in meinem Rücken. "Willst du mir sagen, was dich bedrückt?", fragte sie ruhig. "Ich habe keine Eltern.", schniefte ich und begann noch stärker zu weinen. "Das tut mir leid.", flüsterte sie, dich ich hörte es, als stünde sie neben mir. "Sie sind gestorben. Wegen mir.", hauchte ich. Ich drehte mich um und schlurpfte zum Bett, auf welchem die Frau saß. Sie legte einen Arm um mich, zog mich dann an sich und streichle mir über den Rücken. Ich lies meine Tränen freien Lauf, die einem Wasserfall glichen und bettete meine Kopf an ihr Schlüsselbein. "Ich bin für dich da, Mädchen.", sagte sie ruhig. "Nennen Sie mich ruhig ..."
"Nein, Nein. Dein Name ist völlig unbedeutend. Ich habe die dumme Angewohnheit einem Namen sofort Eigenschaften zuzuordnen. Ich möchte dich so kennenlernen ohne diese dumme Angewohnheit meinerseits.", unterbrach sie mich. "Ist das okay für dich?", fragte sie noch. Ich nickte stumm. Wieso macht mich das alles immer wieder traurig jedes Mal mehr, als das letzte Mal. Es ist sieben Jahre her und trotzdem fühlt es sich an, als wäre alles vor wenigen Minuten geschehen.Als ich mich wieder beruhigt hatte, erzählte ich ihr die ganze Geschichte, bis auf meine Selbstverletzung. Ich erzählte ihr von der Bank, den Schüssen, den Augen meiner Eltern, wie ich die Hand meiner Mutter hielt, wie ich immer wieder weine, wie es mich kaputt macht. "Tut mir leid für dich.", wiederholte sie immer wieder. Ich wischte mir die letzen Tränen weg und stand auf um ein bisschen durchs Zimmer zu laufen. "Mädchen, wenn du reden willst, dann komm zu mir. Sie mich als eine Freundin, wenn du möchtest.", sagte sie und lächelte leicht. "Ich habe ein eigenes Zimmer auch hier im Mädchenhaus, ein Stockwerk über dir. Wenn du reden möchtest, dann klopf einfach. Ich bin meistens da." Sie war nett. Ich mochte sie. Ich nickte. Sie stand auf und ging zur Tür. "Ich möchte noch mehr Menschen kennenlernen. Kommst du allein klar? Oder soll ich bleiben?", fragte sie mit einem leicht vesorgten Blick. "Nein, schon gut. Ich lege mich ein wenig hin. Gehen Sie nur, Miss ..."
"Linda, nenn mich ruhig Linda.", sagte sie, lächelte aufmunternd und verlies das Zimmer. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, öffnete ich das Fenster und setzte mich auf das Fensterbrett, sodass meine Beine in der Luft baumelten. Ich zog meine schwarze Strickjacke enger an ich und wischte etwas Staub von meinen schwarzen Leggins. Das Zimmer im Jungenhaus war wie immer leer, doch diesmal erkannte ich etwas. Ein kleiner blauer Zettel klebte an der Tür. Diese Zettel markierten leere Zimmer, einer Innen, einer Außen. Den Sinn verstand ich nie, aber jetzt wusste ich zumindest, weshalb das Zimmer immer leer war. Es wohnte keiner darin. Ich atme ein letztes Mal tief durch, steige zurück in mein Zimmer und schließe das Fenster. In diesem Augenblick vibrierte mein Handy. Ich nahm es vom Bett und ging ran. "Hey Krankheitsfall!", begrüßte mich Elli's fröhliche Stimme. "Also ich und n paar Leute wollen morgen was machen, kommste da mit?", sagte sie, während hinter ihr jemand lachte und sie immer wieder auf ihrem Kaugummi herumkaute. Ich hasste dieses Katschen. "Weis nicht. Ich muss schauen wie's mir morgen dann geht. Ich ruf dich an, ja?", sagte ich leise. "Is klar. Aber nich vergessen, Kapische? Also bis morgen und gute Besserung, Honey!", sagte sie und legte dann auf. "Ja bis morgen", murmelte ich leise vor mich hin, legte das Handy auf den Tisch und kuschelte mich unter meine Decke.Ich schlief wohl kurz ein, denn als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es kurz von 6. also stand ich auf um in den Speisesaal zu gehen, in der Hoffnung mich nicht übergeben zu müssen.
***
Author's Note,
Ich lebe noch!!!! Wer hätte es gedacht? Ok zum Eigentlichen: ich will hier keine 0815 - Ausrede hintippen, aber ich hatte kaum Zeit und wenn doch, dann nicht für Watti. Wenn ihr so viele Klassenarbeiten schreiben müsstet, dann würdet ihr mich verstehen. Achja macht jammern Spaß. Also ich hoffe euch hat's gefallen und ich hab hier überhaupt noch Leser. Ich geh jetzt 'Wiederholungstäter' lesen, eine Ardy Ff die ich nur empfehlen kann und dann schlafen. Bis bald ihr Gurken und Tschuss.
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Farbenspiel
Teen FictionFarben können nur in völliger Dunkelheit strahlen. Ohne schwarz kein weiß, ohne Dunkelheit kein Licht.