Vielleicht ist eine Tasse Schwarzer Tee mit Kirsche in einem von einem Teelicht beleuchteten Zimmer um kurz vor 12.00 Uhr einfach das Beste. Wie in Trance schaue ich an die dunkle Decke des kleinen Raumes und denke an gar nichts. Gut, an gar nichts ist gelogen. An fast nichts. Mitten in der Nacht werden wir alle plötzlich zu Philosophen des 21. Jahrhunderts. Stellen uns Fragen über das Leben und wissen genau, dass wir keine Antwort finden. Die Uhr des Glockenturmes des Schulgebäudes schlägt Punkt 12.00 Uhr. Ein wenig müde greife ich erneut nach der warmen, schwarzen Keramiktasse auf dem Nachttisch. Der Duft von Kirschbonbons steigt mir in die Nase und verfängt sich darin. Genauso riecht Freiheit. Nach Kirschbonbons und vielleicht nach Seeluft. Ich starre immer noch an die Decke. Es ist still, ganz, ganz still. Nichts außer meinem Atmen ist zu hören. 12.17 Uhr zeigt der Wecker neben mir.
Der ganze letzte Tag war zum kotzen. Elli hat wieder rumgenörgelt, dass ich wieder nicht kam und der Rettungswagen hat mich fast abgeholt, weil ich zusammengeklappt bin. Ich hatte den ganzen Tag nicht gegessen und nichts getrunken, weil ich einfach keine Zeit dafür hatte. Die Sanitäter stachen mir eine Nadel in den Arm, nahmen Blut ab und schlossen dann eine Kochsalzlösung an mich an. Ich spürte mein Blut in meinen Adern pulsieren und dann wie das Wasser in meinen Arm strömte. Das war´s dann auch, was mein Gehirn mitbekam, verarbeiten und speichern konnte. Dann wurde es für einen winzigen Augenblick, vielleicht 5 Sekunden, vielleicht 2, schwarz vor meinen Augen.
Mein Lehrer schickte mich dann auf mein Zimmer, in mein Bett. Langeweile pur, das leere Zimmer gegenüber und mein Handy war auch leer und so konnte ich keine Musik hören. Und so kamen wieder diese schrecklichen Erinnerungen und Gedanken in meinen Kopf. Schon nach kurzer Zeit wurde mir schwindlig, ich bekam schlimme Kopfschmerzen und sah nur noch verschwommen. Als ich meine, es ist vorbei, setze ich mich auf meinem Bett auf und versuche aufzustehen. Sofort klappte ich zusammen und fiel unsanft auf den beigen Linoleumboden. Sofort begann mein Kopf wieder zu dröhnen, nur diesmal schlimmer. Ich schrie lautlos und wollte, dass es aufhört. Doch es hört nicht auf. Ich zog mich zum Tisch und kam wieder auf die Beine. Mit zitterndem Körper schleppte ich mich wieder aufs Bett griffe darunter und zog einen kleinen weißen Koffer hervor. Mit viel Mühe wühlte ich ein paar Schmerztabletten hervor und warf sie ein. Sie wirkten überraschend schnell und schon nach wenigen Minuten ging es mir wieder besser. Trotzallem immer noch ein wenig benebelt tapste ich in dir Duschräume. Keine Menschenseele. Stimmt, es ist ja noch Unterricht.
So schnell wie es mir möglich ist, laufe ich den Gang runter zu meinem Zimmer. Mit einem Griff erhaschen ich den Kulturbeutel aus meinem Schrank. Wieder zurück hole ich den kleinen Beutel. Er klingelt. Ich hole eine der Klingen heraus und setze sie an meinem Arm. Die Narben und recht frischen Schnitte brennen leicht, doch das stört mich nicht. Ein Schnitt. Ein kleines Blutrinnsal lief an keinem Arm herunter. Ein zweiter Schnitt. Das nächste Rinnsal schloss sich dem Ersten an und sie münden in einander. Plötzlich hörte ich Schritte. Verflucht! Mit schneller, zitternder Hand, ließ ich die Klinge zurück in den Beutel fallen und krämpelte meinen Ärmel herunter. Es brannte wie Feuer. Ich biss mir auf die Zunge und schlucke den Schmerz runter. Die Schritte werden lauter und kamen näher. Ich hielt die Luft an und bewegte mich keinen Millimeter. Derjenige, dem die Schritte gehörten, blieb stehen, direkt vor der Kabine. Ich hatte Angst. Angst entdeckt zu werden., Wie kamt hier überhaupt jemand rein? Es ist doch noch Unterricht oder nicht? Die Person ging weiter und ich atmete wieder auf. Nach wenigen Sekunden war wieder alles still und ich saß alleine in der Kabine. Die rätselhafte Person schaltete das Licht im Duschraum aus und bis auf die wenigen Lichtstrahlen, die durch die winzigen und uralten Fenster schienen, war es fast dunkel. Ich suchte im Dunkeln nach dem kleinen Beutel und verschloss ihn ganz. Dann entblößte ich wieder meinen linken Unterarm. Das Blut war verwischt und klebte auch an der Innenseite des Pullovers. Mit einem Taschentuch wischte ich es weg. Es brannte wieder, diesmal nicht so sehr, dennoch brannte es. Ein Zischen verließ meinen Mund. Dann schloss ich die Kabine wieder auf, schnappte mir den Beutel und verließ den Duschraum. Mit nackten Füßen lief ich in mein Zimmer, versteckte die Klingen und legte mich auf mein Bett. Mein Wecker zeigte 12.36 Uhr. In knapp zwei Stunden ist Schulschluss. Allerhand Gedanken wuselten durch meinen Kopf, doch dieser eine drängte sich immer wieder in den Vordergrund. Wer war das im Duschraum? Ich konnte mir die Situation einfach nicht erklären. Es wollte nicht in meinen Kopf, denn es war ja Unterricht und das Mädchenhaus war abgeschlossen. Der Einzige, der da war, war der Hausmeister und der hatte besseres zu tun. Und außerdem, warum sollte er in den Mädchenduschraum, wenn nicht irgendwas kaputt wäre. Und das war es nicht, da war ich mir sicher. Nach einer Weile schaute ich wieder auf meinen Wecker. 12.54 Uhr, die Zeit wollte einfach nicht vergehen. Plötzlich vibrierte mein Handy. Eine Whatsappnachricht von Elli leuchtete auf dem Display. Hast Du schon Schluss?, schrieb sie. Nein, aber ich bekomme heute keinen Ausgang mehr. Wenn überhaupt erst morgen. Ich bin krank, naja so ähnlich. Sry!, schrieb ich zurück. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Wie so ähnlich? Mädchenprobleme oder wie?
Nein, mir was schwindlig und schlecht. Immer noch einwenig, aber ... Und genau in diesem Augenblick spürte ich wieder die Übelkeit und rannte so schnell ich konnte auf eine Toilette. Mein Magen wollte sich entleeren, doch da war nichtsmehr. Ich hatte nichts gegessen, seitdem mir das erste Mal schlecht wurde. Ich umarmte die Toilette und schnappte hektisch nach Luft. Vorbei, dachte ich, da kam schon der nächste Übelkeitsanfall. Ich vermute, ich hing dort gute 10 Minuten, bis jemand die Toilettenräume betrat. "Hallo? Geht's dich gut?", fragte eine leise Mädchenstimme. "Hmhm, geht schon wieder.", keuchte ich, betätigte die Spülung verließ die Kabine. Am Waschbecken wusch ich mir den Mund aus und ging wieder. Die unbekannte Person war schon wieder verschwunden und das, obwohl ich ihr Verlassen nicht bemerkte. Keine Schritte, die von den hohen Decken wiederhallten, keine Tür, die ins Schloß fiel. Nichts. Hatte ich mir das nur eingebildet? Wohl kaum. Mit wackligen Knien und Beinen aus Wackelpudding schleppe ich mich in mein Zimmer, auf mein Bett. Ich zog mir die Decke über den Kopf und schloss die Augen.***
Author´s Note
hi ihr! Ich will ehrlich sein. Ich hab im Augenblick keine Motivation zum schreiben. Ich sitze gerade wie ein kleines Mädchen auf meinem Bett und löffel auf keine Ahnung welchen Gründen, Nutella. Aber ich wollte mal wieder updaten, also das erklärt die, meiner Meinung nach, Misslungenheit des Kapitels. Ich lass wieder von mir hören, wenn es mir besser geht! :*
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Farbenspiel
Dla nastolatkówFarben können nur in völliger Dunkelheit strahlen. Ohne schwarz kein weiß, ohne Dunkelheit kein Licht.