Zeit ist vermutlich eines der interessantesten Themen in unserer Welt. Zeit ist etwas so Unwirkliches, so Unscheinbares, so Normales, etwas so Vergängliches. Jeder Stern am Himmel ist einzigartig und wenn wir ihn sehen, ist er vermutlich schon lange erloschen. Doch wir sehen immer noch sein Licht. Das Licht, dass er vor Jahren, vielleicht Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten verstrahlt hat, als er explodierte. Wir sehen etwas, was nicht mehr ist, wir sehen die Vergangenheit. In manchen Zeiten wünschen wir uns, dass wir mehr Zeit hätten, weil sie uns in diesem Augenblick zu kurz erscheint. Manchmal wünschen wir uns, die Zeit stünde still. Manchmal aber wünschen wir uns auch, dass die Zeit schneller vergehen soll, weil es uns quält, dass sie einfach nicht vergehen will. Im Grunde ist Zeit so unglaublich wichtig, doch wir bemerken es kaum. Besonders jetzt ist Zeit so wichtig, in unserer Welt, unserer Gesellschaft. Wir haben einen festen Zeitplan, an den wir uns halten müssen, müssen oftmals auf Dinge, die uns wichtig sind verzichten, weil wir nicht ausreichend Zeit haben um unsere Pflichten zu erfüllen und gleichzeitig unsere Träume. Und das ist das Problem. Zu Zeiten, wo wir Wünsche und Träume haben, reicht uns die Zeit nicht. Manche Menschen bräuchten eine 14-Tage-Woche bestehend aus 48-Stunden-Tagen und selbst dann sind sie immer noch nicht das, was sie sein wollen. Manchmal wünsche ich mir, dass ich die Zeit zurückdrehen kann, weil ich einen Augenblick immer und immer wieder erleben will, aber manchmal wünsche ich mir eine Vorspultaste, mit der ich unangenehme Augenblicke einfach überspringen kann. Aber die Zeit ist dafür da, um erlebt zu werden und nicht um mit ihr zu spielen. Zeit ist etwas, was uns alle beherrscht, ob wir es wollen oder nicht. Zeit ist nur ein einfaches Wort, vier einfache, aneinander gereihte Buchstaben, aber Zeit bestimmt uns, Zeit ist dass, was jeder Mensch haben kann. „Wo Zeit ist, ist auch Hoffnung“ (Dr. S. Hawking)
Ich speichere den Text und fahre meinen Laptop runter. Dann mache ich das Licht aus, lege ich mich ins Bett und starre an die Decke. Was wäre, wenn heute mein letzter Tag wäre? Könnte ich glücklich und erfüllt sterben? Ich glaube nicht. Es gibt Abschnitte in meinem Leben, lange und kurze, in denen ich denke: Was wäre wenn ich gehen würde, würde es jemanden stören? Aber dann gibt es immer wieder diese Momente, in denen ich mich freue, zu leben, weil ich glücklich bin.
Augustus Waters hat gesagt: Manche Unendlichkeiten sind größer als andere. Ich finde, er hat recht. Menschen sagen „für immer“, aber sie wissen genau, dass es eine Lüge ist. Ich finde, „für immer“ endet spätestens mit dem Tod. Vielleicht irre ich mich auch und die „für immer“ geht wirklich für immer, aber wenn, dann nur ganz selten. Ich habe meinen „für immer“-Menschen noch nicht kennen gelernt und bin darüber nicht wirklich traurig. Dieser Kitsch mit der wahren Liebe kann sich gern im hintersten Winkel des Universums verkriechen, in ein schwarzes Loch gesogen werden und in ein Paralleluniversum geschupst werden, nur damit er weg ist. Und vielleicht ist der Kitsch dann immer noch zu nah. Ich greife auf den kleinen Schrank neben dem Bett und fische nach meinem Handy. „Anruf in Abwesenheit“ leuchtet auf dem Bildschirm, „von Elli“. Mist! Ich hatte unser Treffen heute ganz vergessen! Ich rufe sie an. „Mensch wo warst du denn?“, quasselt sie ohne Begrüßung sofort los. „Tut mir leid, ich hab´s vergessen. Kamst du auch ohne mich klar?“, frage ich. „Ne, ich sag der Fischer einfach, dass ich es zeitlich net schaff´. Dein Glück, dass die des so locker sieht! Aber morgen kommste, klar?“, befiehlt sie. „Ja geht klar. Tut mir wirklich leid, mich hat heute nur so ein Schnösel tierisch aufgeregt!“, versuche ich mich zu rechtfertigen. Am anderen Ende bleibt die Leitung kurz still, bis Elli dann ruhig vorfährt: „Aber du hast doch nicht wieder … du weißt schon.“ Jetzt schweige ich. „Also doch.“, schlussfolgert sie, „Man, Süße lass den Scheiß! Ich nehm dir die klinge sonst weg! Und deine ganzen Ersatzteile auch und ich verhindere, dass du dir jemals wieder einen Rasierer oder Spitzer kaufst!“
„Nett gemeint, aber lass das besser, du weißt, wie ich ohne meine Klingen bin!“
Ne, is klar.“, nuschelt sie und ich sehe quasi, wie sie ihre roten Arielhaare nach hinten wirft. Kurzes Schweige folgt. „Also morgen um 3, klar?“, fragt sie. „Klar.“, antworte ich und lege auf. Ich lege mein Handy wieder auf den kleinen Schrank, drehe mich um und schlafe ein.
***
Der Wecker zeigt 06.00 Uhr an, meine Laune ist am morgendlichen Tiefpunkt angelangt, von wo aus es nur besser werden kann, und am liebsten würde ich weiterschlafen, aber ich weiß, dass das nicht geht. Ich quäle mich aus dem Bett, tapse müde in den Duschraum, dusche, putze mir die Zähne, trage Mascara auf, binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und tapse zurück in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich um, meine schwarze Leggins, das weiße Top mit Kreuzen und die hohen Stiefel bilden mein grobes Aussehen. Dann packe ich schnell meine Sachen, schaue auf die Uhr, die mir verrät, dass es 06.37 Uhr ist. Und setze mich auf meine Bett. Wieso bin ich nicht liegen geblieben, ich habe doch noch über eine Stunde Zeit. Ich schaue aus dem Fenster. Wieder ist niemand im Zimmer gegenüber. Draußen ist es noch stockfinster, irgendwie normal für den 16. Dezember. Wenn ich daran denke, dass bald die Weihnachtsferien beginnen, wird mir übel. Vermutlich bleibe ich wie jedes Jahr über die Ferien im Internat oder feiere mit Elli und ihrer Familie.
***
Authores notes
Hi meine Gurken :) Ich weiß, das Kapitel is nicht lang, aber ich hatte Ideen mehr, wollte upgraden, aber keinen Scheiß schreiben. Also hab ich einfach einen Cut gemacht. Wie war euer Wochende denn so? Wens interessiert, meins war recht cool, bis auf die Tatsache, das ich wunderbar unelegant auf mein Keyboard gefallen bin und mir jetzt der Rücken weh tut :( Eine Tüte Mitleid bitte...
Also ich hoffe es geht bald weiter mit Kapi Nummero 5.
Eure verrückte Obergurke
TSCHUSS!!! :*
P.S.: Der Anfang war vom Film: "Die Entdeckung der Unendlichkeit" inspiriert. Gott, ich liebe diesen Film einfach so!
DU LIEST GERADE
Farbenspiel
Teen FictionFarben können nur in völliger Dunkelheit strahlen. Ohne schwarz kein weiß, ohne Dunkelheit kein Licht.