Kapitel 1 - Buttermesser und andere Gefäße in die man Dämonen verbannen kann

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Titel von Pablo Neruda, 100 Love Sonnetts:


I don't love you as if you were a rose of salt, topaz,

or arrow of carnations that propagate fire:

I love you as one loves certain obscure things,

secretly, between the shadow and the soul.




Kapitel 1 - Buttermesser und andere Gefäße in die man Dämonen verbannen kann


Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Dämon im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten sich weder verlieben sollte noch konnte. Liebe ist ein Konzept, erfunden für die Menschheit, um ihrem kurzen Leben eine Bedeutung zu geben, in einem Universum das sich um ihre Existenz nicht scherte. Oder zumindest ist das das, was man einem in der Unterwelt erzählte.

Was wirklich nicht erklärte, wie Aristes in diese Situation geraten war. So überhaupt nicht.

Obwohl man es ihm nicht verdenken konnte. Ein Dämon sein, soll - so wird es zumindest behauptet - einfach sein. Sie waren Wesen, die mit der Intention entstanden Angst und Schrecken zu verbreiten wohin sie auch gingen. Sie wanderten auf der Erde mit der Absicht, die Menschheit zu zerstören und ihrem Untergang zu weihen. Das war in ihren nicht existenten Seelen genauso fest verwurzelt wie wuchernde Minze in einem Garten.

Nun gut. Bei den meisten dieser nicht existenten Seelen war das so. Auf Aristes traf es eher nicht zu.

Es stimmte zwar, dass er ein Dämon war und daher von Natur aus eine beeindruckende Menge an listiger Energie sowie physischer Stärke besaß, aber in Wirklichkeit war er weder übermäßig fies noch allzu mächtig. In der Dämonenhierarchie befand er sich irgendwo zwischen der Boshaftigkeit einer Ente und einer wilden Katze. Sein Charakter war von zwielichtigen Absichten erfüllt, die aber eher chaotisch und nervig waren und weniger wie die zerstörenden und blutrünstigen Tendenzen seiner Kollegen. Was ja auch in Ordnung war. Jeder Dämon hatte schließlich seinen Zweck.

Was Aristes aber sauer machte, war seine aktuelle Situation.

Wie viele wussten, konnte man Dämonen nicht einfach so töten. Sie waren von vornherein nicht wirklich lebendig. Wenn man einen loswerden wollte, musste er verbannt und in ein Gefäß gesteckt werden, das stark genug war, um die Energie festzuhalten. Oftmals war es eine Art antiker Waffe, ein paar Häuser oder Kirchen hier und da oder sogar Menschen selbst. Jeder kannte mindestens einen Dämon, der an irgendein Buch oder in eine alte, mit Silber verstärkte Schmuckschatulle gefesselt worden war.

Zum gefühlt sechshundertsten Mal in der letzten Stunde versuchte Aristes, seinem aktuellen Gefäß zu entkommen. Er dehnte seine Masse aus, die aus Rauch und konzentrierter Heimtücke bestand, aber ohne Erfolg. Das Gefäß war stark genug, um ihn gefesselt und hilflos festzuhalten. Aristes fluchte.

»Diese blöde, kleine, rattengesichtige Hexe, die denkt, sie kann mich einfach hier reinstecken ohne, dass ich mich an ihr räche. Sobald ich hier rauskomme, versteckst du dich besser gut, denn wenn ich dich finde, nehme ich deine Augäpfel und vertausche sie mit deinen nicht existierenden Hoden, du Arschloch.« Leider hörte ihn niemand Beinamen und Beleidigungen ausspucken, denn das Gefäß schloss nicht nur Aristes selbst, sondern auch alle Geräusche ein. Es war als befinde er sich in einem kugelsicheren, schalldichten Panikraum, der sich in einem Vakuum befand, das mit nichts als Dunkelheit gefüllt war.

Das Schlimmste an seiner Situation war jedoch nicht, dass Aristes in einem Gefäß feststeckte, sondern dass er in diesem Gefäß steckte. Es war keine uralte Waffe, die dazu bestimmt war, gegen die Menschheit zu kämpfen. Es war kein verzaubertes Artefakt, das in einer Höhle versteckt war, weil es zu mächtig war, um es zu benutzen. Aristes steckte in einem verdammten Buttermesser fest. Und er hasste es mit jeder Faser seiner nicht-menschlichen Existenz.

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