Kapitel 7 - Die Möglichkeiten der Hexerei

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Jasper versuchte eine bequeme Position auf der Couch zu finden, das Bein auf einige Kissen auf dem Tisch gelegt und seinen Laptop auf dem Schoß. Er hörte, wie Aristes in der Küche seine Schränke durchwühlte und mit einem Schokoriegel und einer Tüte sauren Gummibärchen zurückkam.

»Magst du was?«, fragte Aristes, als er sich neben ihn auf die Couch setzte. Jasper schüttelte den Kopf. Sie saßen nah genug nebeneinander, dass er die Wärme des Dämons spüren konnte und fragte sich, ob es seltsam war, wie schnell er sich daran gewöhnt hatte, dass Aristes in seinen persönlichen Raum eindrang.

»Nein. Lass mir aber ein paar Gummibärchen übrig für später.«

»Ich kann nichts versprechen«, antwortete Aristes mit vollem Mund. Der Laptop machte ein Geräusch, als der Anruf entgegengenommen wurde und Jasper lächelte, als er eine blonde Frau in ihren Fünfzigern auf dem Bildschirm auftauchen sah. Sie stand in der Küche und blickte stirnrunzelnd auf ihren Handybildschirm, als wäre sie sich nicht ganz sicher, ob das Handy richtig funktionierte oder nicht.

»Hallo Mama.«

»Hallo Schatz«, lächelte sie dann, was ihr Lachfältchen aufs Gesicht zauberte. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und Jasper war unverkennbar. Die gleichen ozean blauen Augen, die gleichen, ovalen Gesichtszüge und die ähnliche Aura der ruhigen Entschlossenheit, die Jasper ausstrahlte. »Wie geht es dir?«, grüßte sie ihn und ihr Ton verhüllte nichts von ihrer Besorgnis.

»Mir geht es mehr oder weniger gut. Deshalb rufe ich eigentlich an«, antwortete Jasper. »Ich glaube, wir haben einen Weg gefunden, den Fluch zu brechen. Das heißt, Aristes hier hat ihn gefunden.« Aristes winkte dem Bildschirm zu.

»Hallo.«

»Oh, ein neuer Freund von dir?«, fragte Jaspers Mutter angenehm überrascht, doch Jasper schüttelte vage den Kopf. Er warf Aristes einen kurzen Blick zu, der ihn nur fröhlich angrinste.

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so sagen würde. Er ist ein Dämon. Und er hilft mir.« Jaspers Mutter stolperte sichtlich über die Worte ihres Sohnes. Aber Aristes musste ihr zugute halten, dass sie sich ziemlich schnell erholte.

»Oh. Das ist... sehr nett von dir«, sagte sie und sah ihren Sohn besorgt an. »Aber du bist dir sicher, dass es dir gut geht. Ich habe dir gesagt, Flüche verlieren mit der Zeit ihre Macht. Solange du den Tee, den ich dir gegeben habe, trinkst, sollte alles in Ordnung sein.«

»Ich glaube, die Lösung ist nicht so einfach, Mama. Aber mach dir keine Sorgen um mich. Ich wollte dich fragen, hast du jemals von etwas gehört, das man Seelensense nennt?« Jasper hatte beschlossen, das kleinere Übel all seiner Möglichkeiten zu wählen und Avery und Aristes dazu zu bringen, ein Reinigungsritual an ihm durchzuführen. Avery würde von ihrem Glück erst noch erfahren.

Seine Mutter dachte einen Moment nach.

»Nein, aber erinnerst du dich an die Geschichte, die Cynthia mir beim letzten Zirkel Treffen erzählt hat? Habe ich dir das erzählt?«

»Ich glaube nicht«, sagte Jasper.

»Anscheinend gab es eine Hexe, die den Vertrag mit einem Dämon vorzeitig beendet hat, indem sie ihre eigene Seele von ihrem Körper abgespalten und weggesperrt hat. Es ist alles nur ein großes Gerücht, aber jedes Gerücht hat sein Fünkchen Wahrheit, weißt du?«

»Wann ist es passiert? Vor kurzem?«, meldete sich Aristes zu Wort und lehnte sich an Jasper, um einen besseren Blick auf den Bildschirm zu werfen.

»Müsste sein. Solche Neuigkeiten verbreiteten sich in der Hexenwelt wie ein Lauffeuer.« Aristes sah Jasper an und schlug ihm aufgeregt gegen den Arm.

between the shadow and the soulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt