38-/Freundlichkeit wird überbewertet

110 16 4
                                    

Tenko PoV.

Das lösen irgendwelcher Formeln gehört normalerweise nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, dennoch helfen mir solche Sachen meist sehr gut dabei, meine Gedanken etwas zu Ordnen und einen ansatzweise klaren Kopf zu bewahren.

Und diesen brauche ich in diesen Zeiten mehr denn je.

Von Touya habe ich bis jetzt nicht viel gehört, ebenfalls habe ich keine ahnung wie das ganze nun abläuft... Ich habe wirklich glück, dass wir heute zusammen Nachhilfe haben und ich mir darum keinen allzu großen Kopf machen muss.

Heute Morgen habe ich von meiner Schwester etwas Geld in die Hand gedrückt bekommen. Sie meinte wenn ich Hunger habe oder wieder etwas süßes brauche, um meinen Zuckerspiegel auszugleichen- welcher mich anscheinend hasst- soll ich mir davon etwas kaufen...

'Und wehe du zögerst! Wenn Du was brauchst, dann gibst du das Geld auch aus, klar?'
Diese Worte hat sie mit Nachdruck wiederholt, genau genommen, Klang das sogar nach einer kleinen Drohung.

Wobei... Wie ich meine Schwester kenne, war eben das wohl auch ihre Intention.

Wahrscheinlich erwartet sie sogar von mir, dass ich mir für die ersten paar Stunden etwas zu Essen besorge...
Ich habe gar keine Lust ein Risiko einzugehen, mache mich also schon in der ersten großen Pause auf den Weg in die recht große Mensa und hoffe, hier so schnell wie möglich fertig zu werden.

Schon als ich die ruhige Bücherei verlasse, hallen mir nämlich alle möglichen Geräusche entgegen- das quietschen von Turnschuhen auf dem dreckigen Boden, lautes Gerede irgendwelcher Kinder, Geschrei, das knistern von Tüten oder sich immer wieder öffnende Türen...

All diese Klänge Sorgen für ein unangenehmes, fast schon schmerzhaftes dröhnen in meinen Ohren und bestätigen mir damit ein weiteres mal, dass ich ganz genau weiß, warum ich nie hier bin.

...

Nur habe ich es schon soweit geschafft, umzukehren wäre dämlich.

Mit diesen Gedanken im Kopf, betrete ich im nächsten Moment die vollgestopft Mensa und nehme sofort den Geruch von Essen war.

Etwas hunger bekomme ich da schon, aber eben dafür bin ich ja auch hier.
Ein 5-Sterne Menü werde ich mir mit den 2€ die ich bekommen habe wohl nicht Leisten können, für eine Flasche Wasser und etwas süßes wird es aber noch reichen.

Der Automat von dem Touya letzte Woche gesprochen hatte, ist zum glück schnell gefunden, weshalb ich mich schnell dorthin bewege und feststellen muss, dass ein paar Personen vor diesem stehen und ihn blockieren.

Dafür habe ich keine Zeit.

"Versperrt nicht den Scheiß Automaten"

Mein Ausdrucksloser Blick fixiert Zielstrebig die kleinen, schlichten Knöpfe der recht großen Maschine, während auch die drei 6 Klässler vor mir ein genervtes funkeln entgegen geworfen bekommen und nicht wenig überrascht wirken.

Es dauert nicht lange, bis ich seufzend mein Geld in den Münzschlitz werfe und sehnsüchtig darauf warte, mich auf den Rückweg machen zu können.
Diese Kinder grade eben hätten sicher auch Platz gemacht, wenn ich sie freundlich danach gefragt hätte, nur hatte ich einfach keinen Nerv dazu.

Kurz gesagt also- nicht sehr nett, dafür aber effektiv.

Nachdem ich endlich mein Essen habe und dieses schnell in die Hand nehme, verschwinde ich rasant wieder in Richtung Bücherei und mache mich dort etwas breit.

Ich kann nicht abstreiten, dass diese paar Minuten, die ich letzten Freitag mit Touya und seinen Freunden verbracht habe, nicht ganz... Unterhaltend waren- mit jemandem zu reden war doch ein ganz schönes Gefühl, solange ich meine Pausen ansonsten aber in Ruhe verbringen kann, beschwere ich mich nicht.

Tatsächlich haben diese kleinen Snacks mir noch gut über den Tag geholfen- Motivierter habe ich mich nicht gefühlt, jedoch war ich etwas fitter als die letzten Tage.

Als sich der heutige Schultag langsam dem Ende zuneigt und ich mich auf eine weitere, frustrierende Stunde Nachhilfe vorbereite, kommt Touya aufeinmal durch die schwere Holztür marschiert und fragt mich verdutzt, was ich da bitte mache-

"-Wir müssen los... Ich hab hunger und du sicher auch"

"Hä... Äh- ja, ich... Ich komm"

Ich hatte ganz vergessen das wir auch das gemeinsame lernen nun bei ihm Zuhause veranstalten... Verdammt, ich wusste da war irgendwas.
Während ich mit schnellen Handbewegungen mein Heft und meine Stifte einpacke, steht Touya bloß wartend an der Tür und scheint über irgendetwas Nachzudenken- tatsächlich habe ich das Gefühl, dieses 'etwas' erahnen zu können.

Mir geht es nämlich genau so...

Seit diesem kleinen Gespräch in der Gasse und dem Telefonat seiner Mutter mit Hana, haben Touya ich noch kein weiteres Wort gewechselt...

Die nächsten paar Minuten werden sicher nicht allzu angenehm.

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Well- morgen bekommt Tenko endlich mal was richtiges zu essen!

How'd you do --Shigadabi ff--Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt