Kapitel 1

297 19 7
                                    

Vier Uhr morgens an einem Samstag. Der frische Geruch von fluffigen Brötchen stieg mir in die Nase.

Mein Name ist Hinata Shoyo. Ich bin 16 Jahre alt und gehe hier in Miyagi auf eine Oberschule. Doch ich genieße leider nicht das normale Schüler-Leben. Ich kann leider nicht, wie ein gewöhnlicher Schüler, bis 7 Uhr schlafen, oder nach der Schule an Clubaktivitäten teilnehmen. Warum? Nun ja. Das ist meinen Eltern mehr oder weniger geschuldet. Meine Familie gehört nun mal nicht zu den wohlhabendsten der Stadt. Seit ein paar Jahren ist meine Mutter sehr krank und benötigt viel Pflege. Mein Vater tut alles für sie und versorgt sie natürlich. Auch ich helfe da wo ich kann, um meiner Mutter unter die Arme zu greifen. Zu dem besitzen wir eine kleine aber feine Bäckerei, die unsere einzige Einnahmequelle ist. Seitdem meine Mutter so krank ist, kann sie nicht mehr arbeiten, also musste einer die Bäckerei übernehmen und da mein Vater sich die ganze Zeit um meine Mutter kümmern muss, bleibt wohl kein anderer übrig außer ich. Obwohl ich es doch eigentlich gerne mache, damit ich meiner Mutter helfen kann, da ich sie natürlich liebe und wert schätze.

Der Job in der Bäckerei ist hart. Ich muss jeden Morgen früh aufstehen, um die Brötchen zu backen. Dazu muss ich mich für die Schule fertig machen. Morgens haben wir die größten Verkaufszahlen, da jeder am Morgen frische Brötchen haben möchte. Doch mittlerweile werden auch unsere Kunden immer weniger. Kaum einer kommt noch in unsere Bäckerei und wir stehen finanziell am Ende. Natürlich stresst mich der Gedanke ans mangelnde Geld. Doch solange wir gut überleben können sollte das für mich kein großes Problem darstellen. Ich brauch keinen großen Luxus, solange ich die Leute, die ich gern hab, um mich rum hab. Jedoch wäre es ganz nett, wenn der ein oder andere Kunde wieder seinen Weg zu unserer Bäckerei finden würde.

Gegen Viertel vor Acht zog ich meine Schürze aus und nahm meine Schultasche. Ich ging aus dem Laden und schloss hinter mir ab. Heute war ich ziemlich früh dran, also ließ ich mir Zeit. Draußen wehte ein kalter und nasser Wind. Auch wenn die Straßen schön weihnachtlich geschmückt waren und ein zimtiger Geruch in der Luft lag, war mir nicht wirklich zum Feiern zu mute. Ich hatte keinen wirklichen Sinn und lebte jeden Tag einfach nur so hin. Es störte mich nicht, doch irgendwie sehnte ich mir die Zeit, bevor meine Mutter so schwer erkrankte, wieder zurück. Dort hatte ich mehr Freizeit und mehr Freunde, mit denen ich was in der Freizeit unternehmen konnte. Ich zog meinen Reißverschluss der Jacke weiter hoch und ging heute mal einen etwas anderen Weg zur Schule. Anstatt, dass ich rechts abbog und zur Schule ging, bog ich nach links ab und ging die Straße runter. Der Weg war zwar etwas länger aber man kam an einem schönen See entlang, der im Winter besonders toll aussah. Als ich die Straße runter ging, bemerkte ich etwas. Eine lange Schlange breitete sich vor einem hellerleuchteten Laden aus. Ich schaute skeptisch zum Laden. Was ist hier so besonderes?

Ich kam näher ran und hörte das Getuschel. "Die neue Bäckerei soll der Hammer sein!" , "Die verkaufen hier sogar Desserts und selbstgemachte Bentos!" , hörte ich aus der Schlange heraus. Das zog meine Aufmerksamkeit an. Ich schaute auf das Schild und las Miyazumi Bäckerei.

Schnell begriff ich, dass hier eine neue Bäckerei in der Straße geöffnet hatte. Ich wusste nicht was es war, doch Gefühle brodelten in mir auf. Frust, Wut und Verzweiflung mischten sich zusammen. War diese Bäckerei der Grund dafür, dass es uns so schlecht ging? Nein, es wäre nicht fair und übertrieben, die Schuld auf die Bäckerei zu schieben. Jedoch war es einfacher, irgendjemanden für unser Leid verantwortlich zu machen. Seufzend stampfte ich weiter und ging meinen Weg zur Schule.

Der alltägliche und anstrengende Schultag verging und nachdem der Unterricht endete, machte ich mich auf meinen Heimweg. Ich musste mich beeilen, damit ich pünktlich zu Hause ankam, um die Bäckerei wieder zu öffnen. 

Für den restlichen Tag kamen kaum noch Leute in den Laden, also beschloss ich, frühzeitig zu schließen. Ein weiterer, langweiliger, grauer und sinnloser Tag neigte sich dem Ende zu und mit jedem weiteren Tag vergrößerte sich mein Hass für diese Bäckerei.


Auch der nächste Tag schien gleich abzulaufen. Ich stand wie gewöhnlich um Vier in der Früh auf und backte meine Brötchen. Um Sechs kamen normalerweise die ersten Kunden und genau so war es. Ich hörte das Klingeln der Tür, wenn jemand den Laden betrat und schaute auf. "Herzlich Willko-" , ich schaute einem großen und schwarzhaarigen Jungen direkt in die Augen und erstarrte. Mein Herz fing an zu klopfen und ich hielt für eine Sekunde inne. "Willkommen." , wiederholte ich und räusperte mich kurz. Der junge Mann sah mich etwas einschüchternd mit seinen Meeresblauen Augen an und musterte mich kurz. Er nickte kurz und schaute sich mit flotten Blicken im Laden um. Ich war von seiner Ausstrahlung etwas überwältigt und zu dem sah er auch unglaublich gut aus. Mir kullerte eine Schweißperle von der Stirn und ich merkte, wie ich ein komisches Gefühl im Bauch bekam. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich auf einmal so nervös wurde.

One Last Time - KagehinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt