Kapitel 3

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Seit diesem Tag kam der junge Mann fast täglich, morgens, immer um die selbe Uhrzeit, in unsere Bäckerei. Er kaufte jeden Tag die gleichen Brötchen. Manchmal zwei, manchmal aber nur eins. Es kam auf seine Laune an. Der Typ war mir ein echtes Rätsel. Es gab Tage, an denen er wie ein Zombie in unseren Laden schreitete. Das waren die Tage, an denen er nicht viel redete, sondern mich nur mit leblosen Augen musterte. Doch dann gab es auch die Tage, an denen er schick gekleidet war und total offen mit mir über alles Mögliche redete. Jedoch weiß ich kein bisschen was über ihn. Jedes Mal, wenn wir uns unterhielten, sprach er nie von sich sondern nur von anderen. Normaler Weise würde mir so ein Kunde niemals auffallen, doch leider ist er momentan einer unser einzigen Kunden. Und dazu ist er auch noch ein ziemlich gutaussehender Kunde. Irgendwie war es erfrischend mit ihm zu reden, es lenkte mich ein bisschen von dem langweiligen Alltag ab. 

Auch heute kam er wieder in unsere Bäckerei.

Ich hörte das sanfte Läuten der Tür, wenn ein Kunde reinkam und drehte mich sofort zur Tür. "Willkommen." , rief ich freundlich und klopfte meine Hände, welche mit Mehl und Backpulver eingesaut waren, an meiner süßen, orangen Schürze ab. "Guten Morgen." , sprach die dunkele Stimme des jungen Mannes zu mir. Er gähnte und trat vor zur Kasse. Ich musterte ihn von oben bis unten. Er trug eine elegante, schwarze Jeans, die mit einem Gürtel zugebunden war, ein lockeres, weißes T-Shirt mit einem langen und schicken schwarzen Mantel und weiße Sneaker, die von einer sehr teuren Marke waren. Die Kleidung passte perfekt zu seiner dünnen aber doch definierten Figur. Die Piercinge und die Ringe, die er trug, gaben dem Outfit etwas elegantes aber gleichzeitig auch rebellisches. Ich konnte es nicht beschreiben. Er sah einfach aus wie die männlichen Models, die man in Modezeitschriften finden würde. Oder vielleicht ein Schauspieler? Ich träumte vor mich hin und malte mir die verschiedensten Sachen über diesen Mann in meinen Gedanken aus. Immer hin wusste ich nichts über ihn, also blieb mir nur das Ausdenken übrig.

"Hm?" , der Mann starrte mich mit einem intensiven Blick an und ich zuckte zusammen. Dieses "Hm" holte mich wieder in die Realität und ich fuhr mir kurz etwas nervös durch die Haare. "Oh, äh.. Das Gleiche wie immer?" , fragte ich und griff nach der Zange, mit der ich die Brötchen aus der Auslage holte. "Heh. Bin ich hier schon ein Stammkunde geworden, von dem man die typischen Bestellungen weiß?" , schmunzelte er charmant und verschränkte seine Arme locker vor seiner Brust. "Nun ja." , murmelte ich nur. "Sie haben bis jetzt noch nicht die Vielseitigkeit unserer Brötchen ausprobiert, sondern immer nur die Vollkornbrötchen gekauft." , grinste ich verhalten und stemmte eine Hand in die Hüfte. 

"Du." , brummte der Mann kurz und stumpf.

"Wie bitte?" , harkte ich verwirrt nach.

"Kageyama. Kageyama Tobio." , ließ er locker über die Lippen.

"Heh?"

"Das ist mein Name, Idiot. Du musst mich nicht siezen." , er schüttelte temperamentvoll mit dem Kopf.

"Hey! Wen nennst du hier Idiot?" , zischte ich etwas zurück.

"Was auch immer..." , seufzte er. "Kann ich jetzt noch Brötchen kaufen?"

Ich atmete tief durch und strich mir mit beiden Händen zwei Strähnen aus dem Gesicht. "Natürlich." , ich senkte meine Stimme und setze mein freundliches Verkäuferlächeln auf.

"Welches Brötchen empfiehlst du mir denn?" , fragte Kageyama mit einem charmanten Grinsen, welches ich allerdings nicht wirklich einordnen konnte. "Hm, mal sehen." , ich blickte nach unten und schaute die diversen Brötchen an. "Also mein Favorit ist das Baguette hier unten. Wir haben da aber auch noch-" , er unterbrach mich und zeigte auf das Baguette. "Dann nehme ich das Baguette." , beschloss er und kramte nach seinem Portmonee. Ich nahm das Baguette und wollte es gerade in eine Tüte legen, doch der Schwarzhaarige Mann unterbrach mich erneut. "Kann ich nicht auch hier essen? Ihr habt doch einen Sitzbereich." , tatsächlich hatten wir einen kleinen, gemütlichen Sitzbereich. Ich wurde leicht rot und nickte nur kurz. Seine Anwesenheit gab mir die komischten Gefühle im Bauch. Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht wirklich beurteilen ob ich mich freute, dass er hier bleiben würde und ich jemanden zum Reden hätte oder ob es mich nervös machte. Ich legte sein Baguette auf einen Teller und brachte es ihn an die kleine Sitzecke, wo er sich auf einen der Stühle fallen ließ. Dort stellte ich den Teller ab, beugte mich kurz vor und wünschte ihm einen Guten Appetit. Ich drehte mich geschwind um, um wieder hinter der Kasse zu verschwinden doch seine dunkele Stimme hielt mich auf. 

"Warum leistest du mir nicht etwas Gesellschaft?"

One Last Time - KagehinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt