Kapitel 5

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Der Schultag verging sehr mühsam. Wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht.

Meine Gedanken hingen immer noch bei dem mysteriösen Kerl. Ich erwischte mich die ganze Zeit, wie ich an ihn dachte. Es ließ mich einfach nicht los. Obwohl er ein ganz normaler Kunde war. Einer von Vielen. Naja, eigentlich nicht so viele - In unserer Bäckerei könnte man nur von großer Kundschaft träumen. 

Die Pausenklingel riss mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität. Alle anderen Schüler standen auf und packten fleißig ihre Sachen ein. "Beeil dich, wir müssen zum Club!" , hörte ich Leute rufen. Wie gerne ich jetzt auch zu irgendeinem Club nach der Schule gehen würde. Ich stellte es mir lustig und schön an, mit Mitschülern und Freunden sich sportlich oder kreativ zu betätigen. Für mich hieß es jetzt aber Zurück in den Laden. Innerlich verhoffte ich mir, dass Kageyama unsere Bäckerei wieder besuchen würde. Dies gab mir Hoffnung und Zuversicht auf den heutigen Tag.

Ich schlurfte bei Regen nach Hause. Natürlich hatte ich keinen Regenschirm dabei, da ich heute Morgen ja in Eile war. Während ich die Tür der Bäckerei aufschloss, schaute ich die Straße hinunter. Mir fiel sofort eine riesige Schlange vor der in Pastellfarben eingekleisterten Bäckerei auf. Ich biss die Zähne zusammen und fluchte etwas vor mich hin, während ich reinging. 

Routiniert warf ich meine Jacke hinter den Tresen und zog meine Schürze an. Danach breitete ich meine Schulsachen auf einer kleinen Ablage hinter dem Tresen aus. Die Kundenfreie Zeit musste ich nutzen, um für die Schule zu lernen - Bloß war meine Motivation heute im Keller. Mit einem gelangweilten Blick schaute ich aus der großen Fensterfront, an welcher die trüben Regentropfen runterflossen.

*Ding*

Ich schaute sofort auf. Ein Kunde! Könnte es eventuell Kageyama sein?

Mein Herz machte sich Hoffnungen, doch ich wurde wieder auf den Boden der Tatsachen gezogen, als eine alte Dame mich freundlich anlächelte und auf ein Kuchenstück zeigt. Ich bediente sie und es kamen ein paar mehr Leute rein. Das schlechte Wetter war optimal für die Bäckerei, dadurch dass Leute einen trockenen Unterschlupf und ein leckeres Stück Kuchen suchten. Unsere ganze Sitzecke war besetzt und es die sonstige Stille wurde von netten Plaudereien übertönt, was mich fröhlich machte.

Jedoch wartete ich immer noch unbewusst auf den mysteriösen Jungen. Wirklich Hoffnung hatte ich nicht mehr, denn der Laden würde in zwanzig Minuten schließen. Ich putzte noch ein paar Präsentier-Teller ab und fegte durch den Laden.

*Ding*

Ich hörte ein Keuchen. Sofort erhob sich mein Blick vom Boden und ich schaute die bekannte Silhouette eines Jungen an. Innerlich freute ich mich riesig. 

Kageyama war völlig durchnässt und seine Kleidung tropfte auf die Eingangsmatte. "Es ist Schweinekalt draußen." , zischte er und zog sich seinen Mantel aus. "Hast du keinen Regenschirm dabei?" , fragte ich und kam auf ihm zu, da ich seinen Mantel ihm abnehmen wollte. "Seh ich so aus als ob ich die ganze Zeit einen Regenschirm mit mir mitschleppe?" , er atmete genervt durch und schaute auf mich hinab, während er den Mantel auf einen Haken hängen wollte, ich ihn ihm jedoch abnahm. "Ist ja auch nicht so, als ob es schon den ganzen Tag regnen würde..." , nuschelte ich und rollte die Augen. "Huh?!" , zischte er und beugte sich zu mir runter. Er kam mir gefährlich nah. Mit einer hochgezogenen Augenbraue und ziemlich angsteinflößenden Augen starrte er mir ins Gesicht. Ich zuckte zurück und krallte den Mantel etwas mehr fest. "Nichts, Nichts! Ich meinte nur, dass ich dir einen unserer Regenschirme leihen kann." , ich wurde rot und wich ein paar Schritte zurück. 

Er fuhr sich attraktiv durch seine nassen Haare und schaute zur Seite. "Das wäre nett." , sagte er kurzangebunden, jedoch etwas ruhiger. Ich erkannte, wie er leicht verlegen wegschaute, was mich zum Grinsen brachte. 

"Ich leg deine Jacke auf unsere Heizung, hoffentlich wird sie in den nächsten fünfzehn Minuten noch trocken." , brummte ich freundlich, während ich hinter den Tresen ging und den Mantel auf der Heizung ausbreitete. "Also, was möchtest du haben?" , ich drehte mich zu ihm und er schritt vorsichtig an die Ausstellung der Kuchen. "Welchen hast du gebacken?" , stellte er als Gegenfrage und schaute mir mit einem charmanten Blick in die Augen. Ich starrte auf den Boden und fing an zu Stottern. "I-Ich hab den Erdbeerkuchen hier vorne gebacken." , murmelte ich  und zeigte auf einen Kuchen. "Dann hätte ich gerne ein Stück von dem." , er grinste und legte ein paar zerknüllte Yen Scheine hin, bevor er zu einem kleinen Tisch in unserer Sitzecke ging und dort Platz nahm. 

Ich bereitete ihm das Stück vor und brachte es zu ihm. 

"Übrigens... Es tut mir Leid, wegen heute Morgen.. Das war nicht beabsichtigt." , brummte er, während ich den Teller vor seiner Nase abstellte. "Alles gut." , ich setzte mein Verkäuferlächeln auf und strahlte ihn unbedacht an. 

Ich erinnerte mich an den Morgen. Im Nachhinein nimm ich es ihm nicht übel. Er wollte mir nur helfen. Ich denke, ich kann diese Gesellschaft beim Arbeiten gut gebrauchen. Wenn er da ist, geht die Zeit schneller rum. 

Ich schaute aus dem Fenster und plötzlich kam die Sonne raus. Es strahlte und man sah die Menschen ihre Regenschirme einklappen. Mit einem leichten Lächeln blickte ich zum heller werdenen Himmel.


One Last Time - KagehinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt