Kapitel 6

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Seine kleinen Besuche hielten für die letzten 3 Monate an. 

Sie erleichterten mir meine Arbeitszeit und ich hatte das erste Mal richtig Spaß am Arbeiten. Leider waren seine Besuche immer sehr kurz. Er blieb nie länger als 20 Minuten. Doch ich genoss seine Anwesenheit jeden weiteren Tag. Zu wissen, dass ich ihn am Nachmittag treffen würde, gab mir die Motivation, morgens aufzustehen. 

Wir freundeten uns über diesen langen Zeitraum immer mehr an und unsere Treffen schienen immer mehr selbstverständlich und natürlich. Jedoch war es keine normale Freundschaft. Wir trafen uns nicht außerhalb der Bäckerei. Ich hatte nicht seine Handynummer. Im Grunde weiß ich nichts über Kageyama. Ich wusste nur, dass er meinen selbstgebackenen Erdbeerkuchen liebte. Zumindest erzählte er mir dies jeden Tag. Ich wusste nicht mal auf welche Schule er geht oder wo er wohnt. Über seine Familie sprach er nicht. Jedes Mal, wenn ich Fragen in diese Richtung stellte, senkte er den Kopf und schaute mit einem starren, leblosen Blick auf seinen Teller. Ich habe es aufgegeben, Fragen zu stellen, denn Antworten bekam ich keine. Vielleicht war das auch besser so, redete ich mir ein. Es hatte wohl einen Grund, warum er mir es nicht erzählen wollte. 

Irgendwie bedrückte es mich, dass ich nichts über den mysteriösen Jungen wusste. Ich würde ihn gerne besser kennen lernen. Auch nicht nur als normaler Freund. 

Ja, ich musste mir eingestehen, dass ich Kageyama attraktiv finde. Sein gesamtes Auftreten hatte etwas, was mich in seinen Bann zog. Dennoch fühle ich mich verwirrt und unsicher in meinem Denken.

Über dies dachte ich heute den ganzen Tag nach.
Ich stand grübelnd hinter dem Tresen der Bäckerei und kaute auf meinem Stift. Mit einem verzweifelten Blick auf meine Hausaufgaben wurde ich zurück in die Realität gezogen. 
Ich kritzelte etwas in meinem Heft rum und schielte ab und zu auf die Uhr. Es war 16 Uhr. Das hieß, Kageyama würde in circa einer Stunde kommen. 

Die Zeit schien gar nicht voranzuschreiten. Es gab nichts im Laden zu tun und ich saß nur rum. 

Die Uhr schlug 17 Uhr und ich schaute gespannt auf. Ich hopste flink nach vorne zur Glasfront und schaute nach links und rechts die Straße runter. Es war eher ein trübes, mildes Wetter draußen. Jedoch war kein Kageyama zu sehen. Ich bekam ein mulmiges Gefühl. Normaler Weise übertönte die Klingel jeden Tag den Ton der Uhr, die volle Stunde schlug. Kageyama kam sonst immer pünktlich um 17 Uhr. 
Ich redete mir ein, dass er heute einfach mal zu spät kommen würde und setzte mich auf die Bank an der Glasfront. Ungeduldig drehte ich meine Däumchen und starrte aus dem Fenster für eine gesamte Stunde.

Ich stand auf und seufzte. Erbärmlich. Ich fühlte mich erbärmlich. Beschämt legte ich meine Hand an meine Stirn und ging zur Tür um das "Offen" Schild auf "Geschlossen" umzudrehen. Nachdenklich löste ich die Schleife der Schürze an meinem Rücken und legte sie zusammen. "Ich muss wohl meine Würde verloren haben, wenn ich eine ganze Stunde auf irgend einen Typen warte." , murmelte ich leise zu mir und stellte den übrig gebliebenen Kuchen zusammen und räumte alles auf. 

Auch wenn ich versuchte, so zu tun, als ob es mich nicht kümmert, machte ich mir viel zu viele Gedanken darüber. Ich hinterfragte jeder Variable. Warum kam er nicht? Wurde er verletzt? Hat er es vergessen? Hatte er keine Zeit? Was wenn irgendwas passiert ist? Er kam die letzten 3 Monate immer zu dieser Zeit. Was wenn er nie wieder kommt? 
Ich hinterfragte es viel zu sehr und machte mich selbst damit verrückt. 
Diese Fragen waren auch die Fragen, die mir eine schlaflose Nacht bereiteten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 29, 2022 ⏰

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