Kapitel 26

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Als Katharina in der Schule ankam, lief Lars erneut wütend über den Hof auf sie zu, als er ihre Ankunft bemerkte.

„Das hast du wirklich wunderbar hingekriegt!", fuhr er sie wutentbrannt an. „Deinetwegen bekomme ich jetzt überall einen total schlechten Ruf, aber das ist dir wahrscheinlich egal, so auch dass wegen alledem gestern ein total beschissener Tag für mich war, wobei ich den Schaden an meinem Fahrrad im Nachhinein noch als harmlos bezeichnen kann. Zunächst wurde ich ja gestern von den Bullen recht lange befragt wegen dem Tod von Herrn Jürgens und musste eine gefühlte Ewigkeit diese bekloppten Schriftproben abgeben. Aber nicht nur das. Sie haben sich im Anschluss auch mit meinen Eltern und mit den Eltern von Dorothea über mich unterhalten, zwecks Alibi und so weiter. Dabei ging es um all diese schwachsinnigen Geschichten, die du über mich in Umlauf gebracht hast. Dorotheas Eltern und auch meine eigenen waren natürlich nicht sehr begeistert von alledem und haben ebenfalls noch einige Fragen an mich gehabt und sich auch gegenseitig über die Angelegenheit ausgetauscht. Dir habe ich es zu verdanken, dass es nun weitergetragen wird und bald jeder nur noch schlecht über mich spricht. Dann hast du mir alles von vornherein versaut. Oder glaubst du etwa, die Ausbildungsbetriebe und Universitäten reißen sich um jemanden, der unter Mordverdacht steht? Selbst wenn man mir weiterhin nichts Eindeutiges nachweisen kann oder sogar wenn die Sache nie aufgeklärt wird, bleibt dieser beschissene Verdacht doch weiterhin wie Pech an mir haften, nachdem er einmal geäußert wurde. Und das ist allein dein Verdienst."

„Es tut mir leid, Lars...", wollte Katharina sagen.

„Spar dir deine Entschuldigungen, das ändert auch nicht mehr, dass deinetwegen mein Ansehen ruiniert wurde!", erwiderte Lars gereizt. „Du hättest dir einfach diese irrsinnige Geschichte mit Schrader nie einfallen lassen sollen, die ich nach wie vor überhaupt nicht verstehe. Damit fing der ganze Scheiß ja an, mit deiner blödsinnigen Behauptung, dass ich ihn ermordet hätte. Ich möchte wetten, all das ist nur ein Missverständnis oder irgendein dummer Zufall, der es damals lediglich so aussehen ließ, als sei ihm etwas passiert. Dabei wurde seitdem noch nicht einmal seine Leiche gefunden oder ein anderer Hinweis, der eine genaue Bestätigung darüber geben könnte. Ich frag' mich, hat man denn jemals nach seinem vermeintlichen Verschwinden versucht, nochmals Kontakt mit ihm aufzunehmen? Wahrscheinlich nicht. Ich wette, er sitzt gerade bei sich zu Hause und amüsiert sich über diesen ganzen Mist, während ich von allen Seiten fertig gemacht werde. Mit Sicherheit gibt es sogar mehrere Personen, die ihn in der Zwischenzeit lebend gesehen haben und dies bezeugen könnten, wenn man sie nur mal befragen würde. Aber darauf kommt die Polizei ja nicht, da sie nun mich als ihr Opfer gefunden haben und sich daran - wer weiß wie lange noch - festhalten werden. Doch mir ist es langsam egal, was ihr noch alles gegen mich ausheckt. Ich habe lange genug über alles nachgedacht und weiß deshalb, was es für mich jetzt zu tun gibt. Jedenfalls werde ich nicht mehr länger tatenlos herumsitzen und mir weiterhin alles kaputt machen lassen."

Danach entfernte er sich von Katharina, bevor sie noch etwas erwidern konnte. 

Sie wusste nicht, was er vorhatte und hoffte nur, dass es nicht noch mehr Ärger bringen würde.

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